Brasiliens ultrarechter Ex-Präsident Jair Bolsonaro ist heute über zwei Stunden lang zum Sturm auf das Regierungsviertel im Jänner in Brasilia verhört worden. Die Justiz ermittelt gegen den 68-Jährigen wegen des Vorwurfs, dass er hinter dem gewalttätigen Aufruhr steckte und seine Anhänger bzw. Anhängerinnen dazu aufgestachelt habe, um einen Putsch gegen seinen Nachfolger anzuzetteln. Bolsonaro fuhr nach der Anhörung in einem Auto mit abgedunkelten Scheiben vom Präsidium der Bundespolizei ab, ohne eine Erklärung abzugeben.
Er wies nach Angaben seines Sprechers bei der Anhörung jegliche Verwicklung in den Sturm von Tausenden seiner Anhängerinnen und Anhänger auf das Parlament, das oberste Gericht und den Präsidentenpalast am 8. Januar zurück. Bolsonaro habe die Verwüstungen „verurteilt“ und „das Kapitel Wahl seit dem Tag seiner Niederlage abgeschlossen“, sagte Sprecher Fabio Wajngarten. Auch sei ein Video, in dem seiner Wahlniederlage widersprochen wurde, versehentlich veröffentlicht worden, fügte Anwalt Paulo Bueno hinzu.
Ähnlich wie in den USA nach der Abwahl Donald Trumps hatten auch in Brasilien nach der Wahlniederlage von Bolsonaro dessen Anhänger und Anhängerinnen zu Tausenden das Regierungsviertel gestürmt. Bolsonaro hat den Wahlsieg seines linksgerichteten Nachfolgers Luiz Inacio Lula da Silva bis heute nicht explizit anerkannt; er hatte vor und nach der Wahl immer wieder von Wahlbetrug gesprochen.