Auch in Portugal ist es derzeit außergewöhnlich heiß, in der Kleinstadt Mora wurden am Donnerstag 36,9 Grad registriert. So heiß war es in Portugal zu dieser Jahreszeit noch nie. Es sei derzeit „zehn bis 15 Grad heißer als normal“, teilte Portugals nationale Wetterbehörde mit.
Die Hitze, die aus Afrika kommt, hat auch in Marokko zu neuen Höchstwerten für den Monat April geführt. In der Millionenstadt Marrakesch wurden 41,3 Grad gemessen. Am Freitag steigert sich die Hitze in Nordafrika sogar, neben Marokko drohen auch in Algerien neue Höchstmarken für April mit weit über 40 Grad, so wetter.ORF.at.
Zerstörerische Effekte
Der Sprecher des spanischen Wetterdienstes AEMET, Ruben del Campo, sagte, die besonders frühe und intensive Hitzewelle sei „auf den globalen Klimawandel zurückzuführen“. Die Hitzewellen in Spanien haben in den vergangenen Jahren zugenommen und zeitigen zerstörerische Effekte.
Die andauernde Hitze führt zu extremer Trockenheit, die den vielen landwirtschaftlichen Betrieben in Spanien zu schaffen macht und die Waldbrandgefahr erhöht. Seit Jahresbeginn brannten in Spanien bereits mehr als 54.000 Hektar Land nieder. Im Vorjahreszeitraum waren es gut 17.000 Hektar gewesen.
Bereits letztes Jahr „Rekordjahr“
2022 war das heißeste Jahr in dem auch bei Urlauberinnen und Urlaubern beliebten Land seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. 2022 war für Spanien auch das verheerendste Waldbrandjahr seit Beginn der Erfassungen des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS). Nach Messungen des EU-Erdbeobachtungssystems Copernicus wurde voriges Jahr bei 493 größeren Bränden eine Fläche von mehr als 3.000 Quadratkilometern zerstört.
Extreme Hitze ruft Regierungen auf den Plan
Wegen extremer Hitze wurden in Spanien bereits die Zentralregierung und die Regionalbehörden aktiv. Das Gesundheitsministerium schlug den Regionen des Landes am Donnerstag vor, den Nationalen Aktionsplan zum Hitzeschutz dieses Jahr bereits am 15. Mai und nicht erst am 1. Juni in Kraft treten zu lassen, wie der öffentich-rechtliche TV-Sender RTVE berichtete.
RTVE zeigte Bilder von schwitzenden und schimpfenden Berufstätigen. Vor Eisgeschäften bildeten sich lange Schlangen. Auch in Brunnen und klimatisierten Einkaufszentren suchten die Menschen nach Abkühlung.
Erste Maßnahmen in Madrid
Die Regionalregierung in Madrid beschloss bereits mehrere Maßnahmen zur Eindämmung der Folgen der Hitze. Man will in der Hauptstadt unter anderem die öffentlichen Freibäder schon Mitte Mai und damit einen Monat früher als üblich öffnen, die Schulzeiten anpassen, die Lage in Sozial- und Gesundheitszentren öfter kontrollieren und U-Bahnen und Busse häufiger fahren lassen, um größere Menschenansammlungen und lange Wartezeiten zu vermeiden.
Hitze und Sahara-Staub aus Afrika
Der Grund für die Hitze ist ein mächtiges Hochdruckgebiet über der Iberischen Halbinsel, das sehr heiße Luft aus Afrika ansaugt, so wetter.ORF.at. Im Hoch sinkt die Luft über Spanien ab, erwärmt sich dadurch weiter und trocknet ab. Die zu dieser Jahreszeit schon starke Sonneneinstrahlung tut ihr Übriges, um die Temperaturen weiter zu steigern. Aus Nordafrika gelangt außerdem noch Sahara-Staub auf die Iberische Halbinsel.
Regen ist weit und breit nicht in Sicht. Dieser würde aber dringend benötigt, denn viele Regionen Spaniens leiden schon länger unter großer Trockenheit. Seit Jahresbeginn hat es nur einen Bruchteil der normalen Menge geregnet, die meisten der letzten Monate waren außerdem wärmer als im langjährigen Schnitt. Bereits im März lagen die Temperaturen knapp zwei Grad über dem Normalwert, und es wurden schon die ersten heißen Tage mit über 30 Grad registriert.
Europa bereits um 2,2 Grad erhitzt
Kürzlich hatte der Copernicus-Klimawandeldienst in seinem Jahresbericht festgehalten, dass die Durchschnittstemperaturen in Europa wegen des Klimawandels im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bereits um 2,2 Grad gestiegen sind. Weltweit beträgt der Anstieg lediglich 1,15 Grad.
Das gesamte vergangene Jahr war das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. In dem von weit verbreiteter Dürre und Hitze geprägten Vorjahr hätten zudem zwei Drittel der europäischen Flüsse unterdurchschnittliche Pegelstände aufgewiesen und die Alpen-Gletscher fünf Kubikkilometer Eis verloren.
Gerade Trockenheit und Dürre sind bereits jetzt in vielen Regionen, etwa in Südfrankreich und auch Norditalien, ein großes Problem. Zuletzt hatte die Meldung, dass der Wasserpegel des Gardasees im Vergleich zum Vorjahr fast einen halben Meter niedriger ist, für Aufsehen gesorgt. Es handelt sich um den tiefsten Wasserstand seit 70 Jahren. Zudem kommt aus dem Einzugsgebiet im Trentino nur wenig Schmelzwasser, denn der Winter war hier schneearm.