Bombardiertes Wohngebäude
AP/Bernat Armangue
Russischer Großangriff

23 Tote allein in Wohnhaus in Uman

Russland hat ukrainischen Angaben zufolge bei einem großangelegten Angriff unter anderem Wohnhäuser und weitere zivile Infrastruktur in der Ukraine bombardiert. Allein in der zentralukrainischen Stadt Uman im Gebiet Tscherkassy starben laut Innenministeriumsangaben 23 Menschen, als offenbar Marschflugkörper in ein zehnstöckiges Wohnhaus einschlugen. Die Ziele des russischen Angriffs waren über das ganze Land verteilt – Medienberichten zufolge handelte es sich um einen der größten Angriffe seit Wochen.

Im gesamten Land wurde Fliegeralarm gegeben – Agenturmeldungen zufolge wurden Explosionen in weit voneinander entfernten Regionen wie Dnipro, Krementschuk und Poltawa in der Zentralukraine sowie in Mykolajiw im Süden gemeldet. Ziele der Angriffe war nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums vielerorts zivile Infrastruktur.

In der Stadt Dnipro starben bei nächtlichem Beschuss eine Frau und ein drei Jahre altes Kind, wie Bürgermeister Borys Filatow mitteilte. Es gab zudem Berichte über Explosionen in und um Kiew. Erstmals nach mehr als 50 Tagen hätten russische Truppen somit die ukrainische Hauptstadt Kiew wieder mit Raketen angegriffen, sagte der Leiter der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko.

Feuerwehrleute beim Einsatz
AP/Bernat Armangue
Der Rettungseinsatz ist nicht beendet: Die Zahl der Opfer in Uman könnte weiter steigen

In Uman wurden nach Angaben des ukraininischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zehn Wohngebäude beschädigt bzw. zerstört. Rettungskräfte bargen in der Früh weitere Tote aus den Trümmern, womit sich die Zahl auf mindestens 17 erhöhte, wie Medien mit Verweis auf ukrainische Behördenangaben berichteten. Laut den Rettungskräften waren mehrere Kinder unter den Toten. Es gab 18 Verletzte, von denen neun im Krankenhaus behandelt wurden.

Ukraine: Viele Raketen von Luftabwehr abgefangen

Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, gab die Gesamtzahl der Raketen, die in der Nacht auf die Ukraine abgefeuert wurden, mit 23 an. Die Angriffe seien den Angaben zufolge von russischen Tu-95-Langstreckenbombern über dem Kaspischen Meer erfolgt. Der Großteil sowie mehrere Drohnen seien abgeschossen worden. Nach ukrainischen Militärangaben schoss die Flugabwehr auch elf Marschflugkörper in der Nähe der Hauptstadt ab.

Tote nach Angriff auf Wohnhaus

In der zentralukrainischen Stadt Uman ist ein mehrstöckiges Wohnhaus von einer russischen Rakete getroffen worden. Der Angriff ereignete sich in der Früh.

„Der Raketenangriff wurde durchgeführt, während die Zivilisten schliefen. Die typische Handschrift der russischen Terroristen“, schrieb der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, auf Telegram: „Wir müssen den Russen den Sauerstoff abdrehen. Sanktionen müssen auf jene Länder angewendet werden, die Russland helfen, in Umgehung der Einschränkungen westliche Chips für die Produktion von Raketen zu kaufen.“

Russland: Alle vorgesehenen Ziele getroffen

Vonseiten Russlands war am Freitag unter anderem von einem erfolgreichen Angriff mit „hochpräzisen Langstreckenraketen“ auf eine Reserveeinheit der ukrainischen Armee die Rede. Man habe alle vorgesehenen Ziele getroffen, so das russische Verteidigungsministerium.

Seit Beginn des Krieges vor mehr als 14 Monaten überzieht Russland die Ukraine auch immer wieder mit Raketen- und Drohnenangriffen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit dem Beginn der Invasion am 24. Februar 2022 bisher 8.490 getötete Zivilisten und 14.244 Verletzte offiziell registriert worden. Es gibt viele bisher nicht erfasste Fälle. Hinzu kommen Zehntausende getötete Soldaten.

Angriffe auf Nachschubwege in Bachmut

Nach Angaben des ukrainischen Militärs versuchten russische Streitkräfte, auch zentrale Nachschub- und Kommunikationswege in die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut zu unterbrechen. Der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte im Osten, Serhij Tscherewatyj, sagte im ukrainischen Fernsehen, um Bachmut habe es in den letzten 24 Stunden 13 Gefechte gegeben.

Die ukrainischen Truppen hätten mit ständigen Gegenangriffen dafür sorgen können, dass Nachschub geliefert und Verwundete gerettet werden konnten, so Tscherewatyj. Das russische Verteidigungsministerium meldete Erfolge gegen ukrainische Stellungen in verschiedenen Sektoren. Die Angaben beider Seiten konnten nicht überprüft werden.

Ukraine vor Gegenoffensive

Das gilt auch für die kommende ukrainische Gegenoffensive. Wie es dazu am Freitag von Regierungsseite hieß, gehen die Vorbereitungen „ihrem Ende entgegen“. Laut Verteidigungsminister Olexij Resnikow ist die für die Gegenoffensive notwendige Ausrüstung „versprochen, vorbereitet und teils geliefert“. Er hob mit Blick auf die erwartete Frühjahrsoffensive der Ukraine hervor: „Im weitesten Sinne sind wir bereit.“

Jüngsten Berichten zufolge fehlt es der ukrainischen Armee offenbar weiter an Munition. Die NATO-Länder und ihre Partner haben der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor über einem Jahr nach Angaben des westlichen Verteidigungsbündnisses bereits 230 Panzer geliefert. Zudem seien 1.550 gepanzerte Fahrzeuge und „erhebliche Mengen an Munition“ bereitgestellt worden, hatte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag gesagt. Das bringe die Ukraine „in eine starke Position“, um von Russland besetzte Gebiete zurückzuerobern.

In den kommenden Wochen wird allgemein mit einer Frühjahrsoffensive der Ukraine gegen die russischen Truppen im Land gerechnet. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 haben die NATO-Länder der Ukraine auch Flugabwehrsysteme, Artillerie und in der Sowjetunion hergestellte MiG-29-Kampfjets zur Verfügung gestellt. Sie haben zudem Tausende ukrainische Soldaten ausgebildet.