Menschen in Bewegung in einer Ubahnstation
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Volkszählung

Speckgürtel im Osten wächst

Österreich altert und wächst weiter, von 2011 bis 2021 um knapp sieben Prozent. Das zeigen die endgültigen Daten der aktuellsten Volkszählung der Statistik Austria. Besonders räumlich wächst die Bevölkerung unterschiedlich stark: Während die Bevölkerungszahl in ländlicheren Gebieten schrumpft, verzeichnen Städte und deren Umland die höchsten Zuwächse – allen voran im Osten Wiens.

Den größten Bevölkerungsanstieg in den Bundesländern seit 2011 gab es mit 12,4 Prozent in Wien. Überdurchschnittlich stark wuchsen auch Vorarlberg (plus 8,3 Prozent) und Tirol (plus 7,5 Prozent). Das geringste Plus verzeichnete Kärnten mit etwa 1,5 Prozent. Die höchsten Zuwächse gab es in den Städten und deren Umland. Die Landeshauptstadt mit dem stärksten Wachstum war Eisenstadt (plus 16,2 Prozent), gefolgt von Wien und Graz (plus 11,5 Prozent).

Das stärkste Plus außerhalb der Landeshauptstädte verzeichneten die Bezirke Bruck an der Leitha und Wiener Neustadt Stadt mit jeweils über 14 Prozent Zuwachs sowie Graz-Umgebung und Gänserndorf mit einem Plus von jeweils knapp zwölf Prozent.

Veränderung der Bevölkerung von 2011 bis 2021 laut Registerzählung, Stichtag 31. Oktober 2021

„Der Zuwachs im Osten Österreichs ist unter anderem dadurch zu erklären, dass nicht nur der Speckgürtel um Wien, sondern auch der Speckgürtel um Bratislava in Österreich wächst“, hieß es von der Statistik Austria dazu auf Anfrage von ORF.at. Dieses Wachstum sei im Umfeld beziehungsweise entlang der größeren Verkehrsrouten zu beobachten.

Den größten Rückgang gab es hingegen in der Obersteiermark und dem Nordwesten Niederösterreichs. Am stärksten schrumpfte der Bezirk Murau mit minus 6,5 Prozent. In den Bezirken Leoben, Waidhofen an der Thaya, Zwettl und Gmünd sank die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner um jeweils über vier Prozent.

Starker Anstieg ausländischer Staatsangehöriger

Die Zahl der in Österreich lebenden Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit hat sich von 2011 bis 2021 um etwa zwei Drittel erhöht. Am Stichtag der Volkszählung wurden 8.969.068 Menschen gezählt, davon 7.401.924 mit österreichischer Staatsbürgerschaft.

Registerzählung

Seit 2011 findet die Volkszählung als Registerzählung statt. Die Daten werden nicht über Fragebögen erhoben, sondern stammen aus Verwaltungsregistern.

Der Anteil jener Personen, die keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, liegt laut Registerzählung per 31. Oktober 2021 bei 17,4 Prozent. Die größte Gruppe sind Deutsche mit rund 213.000 Personen, gefolgt von Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern Rumäniens (rund 136.000) und Serbiens (rund 122.000). Die meisten ausländischen Staatsangehörigen leben in Wien (31,9 Prozent), gefolgt von Vorarlberg (18,7 Prozent) und Salzburg (18,3 Prozent). In den Daten der Registerzählung sind geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer noch nicht mitgezählt.

Laut vorläufiger Bevölkerungsstatistik 2023 leben mittlerweile insgesamt rund 9,1 Millionen Personen in Österreich, knapp 7,4 Millionen davon mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Die Zahl der Personen mit ukrainischer Herkunft liege bei knapp 80.000.

Bevölkerung altert „nicht mehr so schnell“

Das Durchschnittsalter in Österreich ist seit 2011 um 1,4 Jahre gestiegen und lag am 31. Oktober 2021 bei 43,2 Jahren. Der Anstieg beim Altersschnitt war zwischen den Volkszählungen 2001 und 2011 noch deutlicher ausgefallen, damals betrug er 2,2 Jahre.

„Somit wird die Bevölkerung weiterhin älter, jedoch nicht mehr so schnell wie im vorletzten Jahrzehnt“, berichtete die Statistik Austria in einer Aussendung am Freitag. Die männlichen Einwohner sind im Durchschnitt um 2,5 Jahre jünger als die weibliche Bevölkerung.

Wichtige Datengrundlage für Politik

Im Rahmen der Registerzählung fand auch eine Wohnsitzanalyse statt. Sie ergab eine Differenz gegenüber dem Zentralen Melderegister (ZMR). Es habe sich gezeigt, dass zum Stichtag der Registerzählung 0,7 Prozent der Hauptwohnsitzmeldungen im Zentralen Melderegister unzutreffend gewesen seien.

„Die Bevölkerungszahl war damit um 62.880 Personen geringer, als es das ZMR ausgewiesen hatte“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Pressemitteilung. Den größten Anteil solcher nicht anerkannter Hauptwohnsitze verzeichneten Wien mit 1,48 Prozent und Salzburg mit 0,96 Prozent.

Das amtliche Endergebnis zu Bevölkerungs- sowie Bürgerinnen- und Bürgerzahl dient als Berechnungsbasis für Rechtsnormen wie etwa den Finanzausgleich. Auch für die Berechnung der Verteilung der Nationalratsmandate auf die Wahlkreise bildet die Volkszählung die Grundlage. Die Veröffentlichung weiterer Ergebnisse der Registerzählung zu Erwerbstätigkeit, Pendeln, Bildung, Haushalten und Familien kündigte die Statistik Austria für Juli an.