ORF-Generaldirektor: „Journalismus tritt nie außer Kraft“

Im „Journal zu Gast“ auf Ö1 sind heute Generaldirektor Roland Weißmann und der Geschäftsführer des Zeitungsverbandes VÖZ, Gerald Grünberger, zur kürzlichen Einigung auf die ORF-Novelle zu Wort gekommen.

Diese bringt unter anderem eine deutliche Einschränkung der Textmeldungen für ORF.at. ORF.at werde „nicht abgeschafft, sondern transformiert“. Man werde sie „in Richtung mehr Bewegtbild“ weiterentwickeln.

Die künftige Beschränkung der Meldungszahl sieht VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger nicht problematisch: „50 Tagesmeldungen durchschnittlich ist das, was auch viele Zeitungen haben.“ Sollte das Wochenlimit von 350 Meldungen erreicht sein und etwas Wichtiges passieren, dann finde Journalismus natürlich trotzdem statt, so Weißmann.

„Wir werden uns an die Regelungen halten, aber Journalismus tritt nie außer Kraft“, so der ORF-Generaldirektor. Im Falle würde man sich „im Nachhinein“ ansehen, ob jemand eine Überschreitung der Nachrichtenobergrenze überhaupt „im Ausnahmefall“ kritisiere, so Weißmann weiter.

Grünberger: „Keine Stricherllisten“

Auf die Frage hin, ob er „Stricherllisten“ führe und es Klagen geben werde, sagt Grünberger: „Nein, wir führen keine Stricherllisten.“ Zusätzlich zu den 350 Textmeldungen gebe es ja auch noch die Möglichkeit der Videos.

Maurer: ORF.at gefährdet private Medien nicht

Die grüne Klubchefin Sigrid Maurer wies im Interview mit der Tageszeitung „Standard“ gestern den Vorwurf zurück, ORF.at sei eine Gefährdung privater Medien. „Ich halte es für einen Trugschluss, dass die Abozahlen anderer Medien steigen würden, wenn ORF.at verschwinden würde“, so Maurer.

Eine Obergrenze für Textmeldungen auf ORF.at, wie nun vorgesehen, hätten die Grünen nicht gebraucht, sagte Maurer weiter: „Das war das Angebot des ORF an die Verleger, das so zu machen. Ich kann das nur zur Kenntnis nehmen.“

Die Sorgen der Verleger, was die Fragen der Zukunft betrifft, könne sie gut nachvollziehen, erklärte die grüne Klubchefin. Sie habe aber auch den „Eindruck, dass einzelne Medienunternehmen sehr spät erkannt haben, dass die Zukunft digital ist, und glauben, im ORF einen Schuldigen dafür erkannt zu haben“.