Kanye West
APA/AFP/Jean-Baptiste Lacroix
Wegen Kanye-West-Deals

Investorenklage gegen adidas

Investoren haben in den USA Klage gegen den deutschen Sportartikelriesen adidas eingereicht – und zwar im Zusammenhang mit wiederholten antisemitischen und rassistischen Aussagen des Rappers Kanye West, der mit Yeezy eine erfolgreiche eigene Marke für adidas designte.

Die Kläger werfen laut der Nachrichtenagentur Bloomberg adidas vor, schon Jahre vor der Beendigung der Zusammenarbeit über das problematische Verhalten Wests, der an einer bipolaren Störung leidet, informiert gewesen zu sein.

Adidas habe aber keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen und es verabsäumt, die aus der Kooperation nun entstandenen finanziellen Schäden auf ein Minimum zu beschränken, so die Argumentation der Klagsparteien. Adidas reagierte laut BBC vom Sonntag und betonte, man weise die unbegründeten Behauptungen aufs Schärfste zurück. Adidas fügte hinzu, man werde „alle nötigen Schritte unternehmen, um uns dagegen zu verteidigen“. West, den TV-Reality-Star Kim Kardashian nach jahrelanger Ehe 2021 verlassen hatte, ist selbst nicht Teil der eingebrachten Klage.

Sneaker von Yeezy
AP/Seth Wenig
Adidas sitzt auf einem Berg unverkaufter Yeezy-Schuhe

Probleme seit Jahren bekannt gewesen?

Die Investoren werfen in ihrer Klagsschrift adidas vor, seit Jahren von dem fragwürdigen Verhalten Wests gewusst zu haben. Dieses sei Thema bei Gesprächen mit Ex-adidas-Chef Kasper Rorsted und anderen Mitgliedern des Managements gewesen. Laut „Wall Street Journal“ wurde bereits bei einem Treffen 2018 das Thema diskutiert. Hochrangige adidas-Vertreter hätten diskutiert, wie man das Risiko für Mitarbeiter, die mit West direkt zusammenarbeiteten, minimieren könne. Auch über eine Beendigung der Zusammenarbeit sei gesprochen worden.

Bereits im Februar kündigte adidas an, dass es wegen des im Oktober des Vorjahres beendeten Vertrags mit West, der seit Jahren auch mit seiner Unterstützung von Ex-US-Präsident Donald Trump für Aufsehen sorgt, heuer mit einem Verlust rechnet. Im schlechtesten Fall sei 2023 ein operativer Verlust von 700 Mio. Euro zu erwarten, im besten Fall eine schwarze Null.

Neun Prozent weniger Umsatz

Allein durch den Verkaufsstopp der von Kanye West designten Marke Yeezy fehlten adidas 2023 rund 1,2 Mrd. Euro Umsatz und ein operativer Gewinn von 500 Mio. Euro. Das werde den Konzernumsatz um bis zu neun Prozent drücken.

Adidas hatte die jahrelange Zusammenarbeit mit dem US-Rapper im Vorjahr unter anderem wegen antisemitischer Äußerungen beendet, hat bisher aber offen gelassen, was mit den produzierten, aber noch nicht verkauften Yeezy-Produkten passiert. Sollte man sich entscheiden, die Ware nicht zu verwenden, müssten weitere 500 Mio. Euro abgeschrieben werden. Im vergangenen Jahr brach der operative Gewinn von adidas bereits um mehr als zwei Drittel auf 669 Mio. (2021: 1,99 Mrd.) Euro ein. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 254 Mio. (2021: 1,49 Mrd.) Euro.

An Spitze der Antisemitismusliste des Wiesenthal-Zentrums

Ende des Vorjahres kam das Wiesenthal-Zentrum zum Schluss, Wests Drohungen gegenüber Juden stünden an der Spitze der zehn schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres 2022. Das Zentrum begründete das damit, dass West, der sich heute Ye nennt, neben ständigen antisemitischen Äußerungen auch seinen enormen Einfluss in sozialen Netzwerken dazu missbraucht habe, „Hass, Fanatismus und Ignoranz als Waffen einzusetzen“. West habe dazu beigetragen, dass Judenhass Teil des Mainstreams in Social Media geworden sei.