Großkundgebungen von Erdogan und Kilicdaroglu

Zwei Wochen vor der Wahl in der Türkei haben Präsident Recep Tayyip Erdogan und der Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu gestern bei Großkundgebungen um Wählerstimmen geworben. „Sind wir bereit, einen vernichtenden Sieg einzufahren?“, fragte Erdogan seine Anhänger auf einem riesigen Platz in der Hauptstadt Ankara. „Am 14. Mai wird unser Land sie, so Gott will, von der politischen Bühne entfernen“, fügte Erdogan mit Blick auf Kilicdaroglu und dessen Oppositionsbündnis hinzu.

Türkischer Präsident Tayyip Erdogan
Reuters/Cagla Gurdogan

Erdogan war nach einer krankheitsbedingten Absage mehrerer Wahlkampftermine am Wochenende erstmals wieder öffentlich aufgetreten. Am Dienstag hatte der türkische Staatschef ein Liveinterview im Fernsehen abbrechen müssen, was Spekulationen über seinen Gesundheitszustand geschürt hatte.

Nach Angaben aus seinem Umfeld litt Erdogan an einem Magen-Darm-Virus. Mehrere Tage trat er nicht direkt in der Öffentlichkeit auf, sondern zeigte sich nur in zwei Videoschaltungen.

Sinkende Umfragewerte

Vor seiner Erkrankung hatte Erdogan angesichts sinkender Umfragewerte eine hohe Zahl von Wahlkampfauftritten absolviert. Die meisten Umfragen zur Präsidentschaftswahl am 14. Mai sehen den Präsidenten hinter seinem sozialdemokratischen Herausforderer Kilicdaroglu.

„Wiederaufbau unserer Demokratie“

Kilicdaroglu hielt seinerseits eine Großkundgebung in Izmir im Westen der Türkei ab, wo Erdogan am Vortag vor etwas weniger Menschen aufgetreten war. „Diese Wahlen sind Wahlen zum Wiederaufbau unserer Demokratie“, rief Kilicdaroglu der jubelnden Menge zu. „Wir werden diesem Land Frieden bringen, ich werde diesem Land Brüderlichkeit bringen.“

Türkischer Oppositionspolitiker Kemal Kilicdaroglu
Reuters/Alp Eren Kaya/Chp

Kilicdaroglu führt ein Wahlbündnis von sechs Parteien an. Am Freitag hatte auch die prokurdische HDP, die dem Bündnis nicht angehört, zur Wahl Kilicdaroglus aufgerufen. Bisher hatte sich die Partei nur stillschweigend hinter den Erdogan-Herausforderer gestellt, indem sie keinen eigenen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl aufstellte.