Ein Model mit einem Kleid von Fendi
AP/Antonio Calanni
Tüll & Co.

Der Sommer wird durchsichtig

Wer diesen Sommer modisch im Trend sein will, kommt um eines nicht mehr herum: Transparenz. Das Motto lautet: Weniger ist mehr, zumindest wenn es nach den großen Modelabels und Magazinen geht. Doch was bei Designerinnen und Designern „en vogue“ ist, wirkt zu Hause und im Büro schnell unangemessen. Transparent kann aber auch alltagstauglich sein, ist die Branche überzeugt.

Ob Chiffon, Seide oder Tüll – die Mode in diesem Sommer mag es luftig, verspielt und vor allem durchsichtig. Klassisch sommerliche Leinenkleider dürfen heuer die Kleiderbügel räumen für jede Menge Leichtigkeit. Bei den Fashion Weeks in Mailand, Paris, London und New York zählte Transparenz zu den großen Trends in allen Frühjahrs- und Sommerkollektionen.

„Transparente Stoffe sind in dieser Saison omnipräsent. Sowohl Kleider als auch Röcke und Oberteile kommen jetzt mit durchsichtigem Chiffon-Stoff oder Mesh-Einsätzen daher. Besonders Blusen aus transparenten Materialien sind in diesem Frühling und Sommer gefragt – egal, ob in gedeckten Farben wie Schwarz oder Creme oder in Bunt mit floralen Prints“, schreibt das deutsche „InStyle Magazin“. Das britische „Glamour Magazine“ bezeichnet den textilen Trend etwa als „sheer joy“ („reine Freude“), die amerikanische „Vogue“ als „pillow talk“ („Bettgeflüster“).

„Akt der kulturellen Gegenwehr“

Bereits letztes Jahr fiel der Transparent-Look durch seine Freizügigkeit auf. Schauspielerin Florence Pughs durchsichtiges Kleid sorgte bei der Haute-Couture-Show von Valentino 2022 für viel Aufsehen. „Warum habt ihr so viel Angst vor Brüsten?“, schrieb Pugh daraufhin in die Caption ihres Instagram-Posts.

Das US-amerikanische „Vogue Magazine“ bezeichnet den „Sheer-Trend“ in seiner Aprilausgabe als einen „Akt der kulturellen Gegenwehr gegen die puritanischen Restriktionen der Regierung in Bezug auf den Körper der Frauen“ und spielt damit unter anderem auf das 2022 beschlossene Abtreibungsverbot an, das in rund der Hälfte der 50 US-Bundesstaaten gilt.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Model auf der Paris Fashion Week
APA/AFP/Julien De Rosa
Kobaltblau ist eine der Trendfarben in diesem Sommer. Label: Akris
Model auf der New York Fashion Week
APA/AFP/Angela Weiss
Transparente Shirts werden mit blickdichter Unterwäsche und Blousons kombiniert. Label: Tory Burch
Model auf einer Fashion Show von Andreas Kronthaler
Reuters/Lukas Barth
Engmaschig war gestern – auch bei Strickmode ist in diesem Sommer viel Haut zu sehen. Designer: Andreas Kronthaler
Model auf der London Fashion Week
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Auch auf der Londoner Fashion Week präsentierte sich die Mode leicht und transparent. Label: Paul & Joe
Model auf der Fashion Week in Mailand
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Mit blickdichten Elementen soll der Transparent-Look alltagstauglich werden. Label: Fendi
Model auf der Paris Womenswear Fashion Week
APA/AFP/Julien De Rosa
Luftig, leicht und verspielt war auch das Motto bei der Pariser Fashion Week für die Trends in diesem Sommer. Label: L’Oreal
Model auf der London Fashion Week
APA/AFP/Niklas Halle’n
Bereits in den letzten Jahren waren durchsichtige Designs auf vielen Laufstegen zu sehen. Heuer kommt man um den Trend nicht mehr herum. Label: Molly Goddard

Bürotaugliche Varianten gesucht

Dieses Jahr scheint der Trend zwar etwas dezenter auszufallen, es bleibt aber die Frage – wie so oft in Sachen Mode –, wie sich die auffälligen Laufstegoutfits stilsicher im Alltag tragen lassen. Kein Ding der Unmöglichkeit, meinen die großen Designerbrands: Die richtigen Kombinationen seien entscheidend. Wie diese aussehen können, wurde etwa bei der Mailänder Modewoche gezeigt.

Durchsichtige Elemente mit klassischem Tweed oder Wolle kombiniert, ein transparenter Rock über einem blickdichten Unterrock getragen, Stoffbahnen aus Tüll oder Chiffon zwischen herkömmlichen Jeans- und Jerseystoffen vernäht – solche und ähnliche Designs machen den Trend auch im Alltag tragbar, sagen die Modeschöpfer von Armani bis Prada.

Auch Modeschöpferin Victoria Beckham setzt in ihrer aktuellen Frühjahrs-/Sommerkollektion auf transparente Stoffe und kräftige Töne.

Auch Strick lässt viel Haut durchblicken

Wer nun meint, mit einer modischen Strickjacke über der dünnen Chiffon-Bluse auf Nummer sicher zu gehen, irrt in diesem Sommer. Denn so groß wie der Mut zur modischen Transparenz fallen heuer in etwa auch die luftigen Maschen in der Strickmode aus. Klassische Zopfmuster waren gestern – heuer darf das neue Strickoberteil ruhig netzartig ausfallen.

Werden die Maschen hingegen doch enger gestrickt, nimmt diese Saison offenbar proportional dazu die Dicke des Wollfadens ab. Das ganze nennt sich modisch fachgerecht „sheer knits“ („transparenter Strick“). Dabei wird weicher Strick so fein gefertigt, dass er wiederum eine durchsichtige Optik erhält.

Dieser Trend, der bereits letztes Jahr in manchen Kleiderschränken zu finden war, setzt sich heuer noch stärker fort. „Die Fashion-Designer lieben Strick momentan zu jeder Jahreszeit, und auch transparente Stoffe begleiten uns schon seit geraumer Zeit. Warum also nicht beides miteinander verbinden?“, fragt das deutsche „Glamour Magazin“.

Model auf der Paris Womenswear Fashion Week
APA/AFP/Emmanuel Dunand
Auf der Pariser Modewoche wurden bereits im vergangenen Herbst die Sommertrends – hier von Elie Saab – für 2023 präsentiert

Trendfarben Kobaltblau, Pink und Pastell

Aber nicht nur Mut zum Material ist bei modeaffinen Trendsettern in diesem Sommer gefragt, sondern auch Mut zur Farbe. Luftiger Strick und feiner Tüll, getragen in knalligem Rot, Pink oder Kobaltblau sind absolut angesagt. Kombiniert man diese mit zurückhaltenden Pastelltönen wie Lavendel, Beige oder Rosa, wird die Sommermode 2023 auch für weniger extrovertierte Modeliebhaber gut tragbar, meint etwa das Modemagazin „InStyle“. Die Modewelt erwache vor allem farbentechnisch langsam aus den grauen Jahren der Pandemie – dieses Jahr werde farbenfroh.