Scholz will Afrikanische Union in G-20 aufnehmen

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für die Aufnahme der Afrikanischen Union (AU) in die einflussreiche Staatengruppe führender Wirtschaftsmächte, die G-20, ausgesprochen. „Das gebietet der Respekt vor dem Kontinent und seinen vielen Staaten und auch seiner wachsenden Bevölkerung“, sagte er heute zum Auftakt seiner dreitägigen Afrikareise bei einem Besuch der AU in Addis Abeba.

Derzeit gehören der G-20 19 Länder und die Europäische Union an, darunter die bevölkerungsreichsten Staaten und größten Volkswirtschaften der Welt. Zu den Mitgliedern zählen die USA, China, Russland, Indien und Deutschland. Jedes Jahr findet ein Gipfeltreffen statt, das nächste im September in Indien.

Aus Afrika ist bisher nur Südafrika dabei – ein Land, das wegen seiner Russland-Nähe derzeit vom Westen mit Skepsis betrachtet wird. Südafrika hat sich bei den Abstimmungen in der UNO-Vollversammlung über die Verurteilung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine stets enthalten und bildet mit China, Russland, Indien und Brasilien die BRICS-Staatengruppe.

Wunsch nach mehr Mitbestimmung

Der afrikanische Wunsch nach mehr Mitbestimmung ist nicht neu. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa hatte sich im vergangenen Jahr bereits für einen Platz der AU in der G-20 ausgesprochen.

Unterstützung bekam er dabei von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der sich im Rahmen des G-20-Gipfeltreffens im Bali für eine künftige Teilnahme der AU aussprach. US-Präsident Joe Biden schloss sich Macrons Vorstoß an und warb für eine Aufnahme der AU in die G-20 während eines USA-Afrika-Gipfels im Dezember 2022.

1,4 Milliarden Menschen in AU

Der AU gehören mit 55 Ländern alle international allgemein anerkannten afrikanischen Länder sowie das völkerrechtlich umstrittene Land Westsahara an. Damit vertritt die AU die Interessen von rund 1,4 Milliarden Menschen.

Zum Vergleich: In der Europäischen Union leben lediglich rund ein Drittel so viele Menschen (447,7 Millionen). Dabei erwirtschafteten die Länder der AU laut dem Internationalen Währungsfonds im vergangenen Jahr rund drei Billionen US-Dollar (2,7 Billionen Euro), die EU dagegen knapp 16 Billionen Euro.