IWF-Chefin warnt vor wirtschaftlicher Aufspaltung der Welt

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, warnt vor einer Aufspaltung der Welt in konkurrierende Wirtschaftsblöcke. „Nach Jahrzehnten zunehmender globaler Integration wächst die Gefahr, dass sich die Welt in rivalisierende Wirtschaftsblöcke aufspaltet. Und das ist ein Szenario, das für alle schlecht wäre, auch für die Menschen in Europa“, sagte sie heute auf einem Wirtschaftsforum in Brüssel, zu dem sie per Video zugeschaltet war.

Die Unterbrechung der Lieferketten in der Pandemie habe zwar verständlicherweise dazu geführt, dass Länder Verwundbarkeiten reduzieren wollten, auch habe der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Investitionsentscheidungen um nationale Sicherheitsbedenken erweitert.

„Reale wirtschaftliche Kosten“

„Aber zusammengenommen führen diese Trends zu einer stärker fragmentierten Welt mit realen wirtschaftlichen Kosten. Und die sind hoch“, sagte Georgiewa. IWF-Untersuchungen zufolge könnte die Fragmentierung des Handels langfristig bis zu sieben Prozent der globalen Wirtschaftskraft kosten. Das entspreche etwa der Jahresproduktion von Deutschland und Japan zusammen.

Georgiewa warnte die EU vor den Folgen, wenn strukturelle wirtschaftliche Probleme nicht angepackt würden. „Ohne langfristige Herausforderungen nicht anzugehen – Demografie, Produktivität, Inklusion –, werden wir nicht in der Lage sein, die Einkommen zu erhöhen und Chancen zu schaffen, wie wir es uns erhofft haben.“

Der IWF geht laut Georgiewa davon aus, dass das EU-Wachstum von 3,7 Prozent im vergangenen Jahr auf 0,7 Prozent in diesem Jahr zurückgehen wird, bevor es sich danach wieder leicht erholt.