Das österreichische Duo Teya & Salenaproben den Beitrag „Who The Hell Is Edgar?“
ORF/Roman Zach-Kiesling
Song Contest startet

Alles möglich für Teya & Salena

Zum ersten Mal seit 1998 geht diese Woche der Song Contest wieder in Großbritannien über die Bühne. Das Land sprang ein, weil das Vorjahressiegerland Ukraine nicht sicher genug für den Bewerb ist. Auch wenn Buchmacher an ein paar klare Favoriten in Liverpool glauben, scheint das Rennen heuer offen wie selten. Fix ist hingegen, dass die österreichischen Teilnehmerinnen Teya & Salena ziemlich weit vorne mitmischen dürften.

Schon im Vorfeld aus der klaren Favoritenrolle gestartet, hatte im Vorjahr die ukrainische Band Kalush Orchestra mit „Stefania“ gewonnen. Die Mischung aus Rap und traditionellen Klängen hatte Jurys und Publikum überzeugt, der Triumph war aber wohl zu einem Teil auch der politischen Situation geschuldet. Schnell war klar, dass eine Ausrichtung des Bewerbs in der Ukraine aus Sicherheitsgründen nicht möglich ist. Großbritannien, das mit Sam Ryder und „Space Man“ den zweiten Platz geholt hatte, trägt stattdessen den Song Contest heuer aus.

Damit hat auch die Entfremdung Großbritanniens vom Song Contest ein vorläufiges Ende. Über Jahre hatten die Briten schwache Songs geschickt und landeten damit auf den hintersten Plätzen. Auch der Brexit sorgte dafür, dass die Popularität des Bewerbs in Großbritannien litt. Nun soll das Feuer neu entfacht werden, als Austragungsort wurde Liverpool gewählt, in der M&S Bank Arena gehen am Dienstag und Donnerstag die beiden Semifinale und am Samstag das große Finale über die Bühne.

Ein aufblasbarer bunter ukrainischer Singvogel in Liverpool
picturedesk.com/PA/Peter Byrne
Die Musikstadt Liverpool rüstet sich für den Song Contest

Schweden versucht es mit Wunderwaffe

Stachen im Vorjahr gleich etliche Beiträge heraus – der armenischen Sängerin Rosa Linn gelang mit „Snap“ ein Welthit, obwohl sie nur auf Platz 20 landete –, so sieht das Feld der Bewerberinnen und Bewerber heuer recht ausgeglichen aus. Für die Buchmacher gibt es eine klare Favoritin, allerdings scheint hier der Prominentenbonus eine gewichtige Rolle zu spielen.

Loreen hatte für Schweden 2012 den Song Contest gewonnen und mit „Euphoria“ einen der größten Hits in der jüngeren Vergangenheit des Bewerbs geliefert. Schweden scheint als eines der wenigen Länder keine Angst zu haben, den Song Contest zu gewinnen – und so packte man heuer die Geheimwaffe Loreen wieder aus. Ob der Plan aufgeht, bleibt abzuwarten. Der Song „Tattoo“ hat weniger Ohrwurmqualität, Video und Bühnenauftritt sind recht düster gehalten.

Finnischer Herausforderer

Erster Herausforderer scheint jedenfalls der Finne Käärijä. Sein flotter Song „Cha Cha Cha“ hebt sich an Originalität deutlich von weiten Teilen des Feldes von Bewerberinnen und Bewerbern ab. Zu den Mitfavoriten zählen laut Buchmachern das ukrainische Duo Tvorchi mit „Heart of Steel“, die französische Sängerin La Zarra mit „Evidemment“ und die Spanierin Blanca Paloma mit „Eaea“. Auch Israel (Noa Kirel, „Unicorn“) und Norwegen (Alessandra, „Queen of Kings“) werden Chancen gegeben, ganz zwingend scheint das alles aber nicht.

Teya & Salena mischen vorne mit

Und dann sind da Teya & Salena aus Österreich. Mit „Who the Hell Is Edgar“ setzt man auf einen flotten, charmanten Song mit Ohrwurmqualität, der auch gesanglich auf der Bühne zu bewältigen ist – was zuletzt bei österreichischen Beiträgen nicht immer der Fall war. Bisher ging der Plan jedenfalls auf: Bei den Buchmachern rangieren Teya & Salena seit Wochen in den Top Ten. Die Hürde des zweiten, eher schwächer besetzten Semifinales am Donnerstag sollte leicht zu nehmen sein.

Damit wäre Österreich erstmals seit 2018 wieder im Finale vertreten, damals holte Cesar Sampson mit „Nobody But You“ ja sogar den dritten Platz. Jedenfalls scheint nicht ausgeschlossen, dass den beiden Österreicherinnen eine ähnliche Überraschung gelingen könnte.

Wem gelingt die Überraschung?

Apropos Überraschung: Im sonstigen Feld ist in eine solche im Wesentlichen zwei Bewerbern zuzutrauen, die derzeit noch weniger im Rampenlicht stehen: Der von den Faröern stammende Sänger Reily geht mit dem musikalisch interessant reduzierten Liebeslied„Breaking my Heart“ an den Start und könnte durchaus Sympathiepunkte sammeln.

Liveticker auf ORF.at

Die Semifinale am Dienstag und Donnerstag sind so wie das Finale am Samstag jeweils ab 21.00 Uhr live in ORF1 und im Livestream in tvthek.ORF.at zu sehen. ORF.at begleitet den Bewerb mit einem Liveticker – samt Bildern, animierten GIFs und Social-Media-Kommentaren.

Und für Moldawien setzt Sänger Pasha Parfeni mit „Soarele si luna“ auf Dancebeats in Kombination mit traditionellen Gesängen. Vor zwei Jahren hatte die ukrainische Band Go-A mit Shum ein ähnliches Paket am Start, das sich als außergewöhnlich erfolgreich erweisen sollte. Insgesamt treten 37 Länder an. Montenegro, Nordmazedonien und Bulgarien, im Vorjahr noch dabei, verzichten auf eine Teilnahme so wie Ungarn, das schon seit 2020 nicht mehr teilnimmt. Belarus wurde bereits 2021 von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) als Mitgliedsland suspendiert, seit dem Vorjahr ist auch Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine ausgeschlossen.

Ukraine als Partner in Liverpool

Gewohnt opulent präsentiert sich die Bühne des Song Contest, die diesmal von Julio Himede entworfen wurde. Sie symbolisiert eine Umarmung. Opulent ist diesmal auch das Aufgebot der Moderatorinnen und Moderatoren. Das Team besteht aus Julia Sanina, Sängerin der ukrainischen Rockband The Hardkiss, BBC-Legende Graham Norton, der britischen Sängerin und Schauspielerin Hannah Waddingham und der Sängerin Alesha Dixon. Zu dem Quartett gesellt sich auch der ukrainische Song-Contest-Moderator Timur Miroschnytschenko. Unter anderem damit ist das Vorjahrssiegerland Ukraine auch sichtbar in Liverpool vertreten.

Die Bühne des Eurovision Song Contest in Liverpool
BBC/Nick Robinson
Unzählige LEDs lassen die Bühne auch heuer zum Spektakel werden

Neuerungen beim Voting

Gleich einige Neuerungen gibt es heuer beim Voting. Im Vorjahr hatte die EBU Unregelmäßigkeiten beim Juryvoting im zweiten Halbfinale festgestellt. Sechs Länder – Aserbaidschan, San Marino, Polen, Georgien, Rumänien und Montenegro – fielen durch gegenseitige Punktelieferung auf. Die Länder bestritten zwar die Vorwürfe, als Folge strich jedoch die EBU die Juryvotings in den beiden Semifinale, es entscheidet also das Publikum, wer ins Finale einziehen darf. Dort haben die Jurys aber wie gewohnt zur Hälfte das Sagen. Und mitstimmen können zum ersten Mal auch Zuseherinnen und Zuseher aus Ländern, die nicht am Bewerb teilnehmen. Mittels Onlinevotings dürfen sie abstimmen, das Ergebnis zählt quasi als 38. Land für das Gesamtvoting.

Teletwitter

Vom Teletwitter-Team ausgewählte Tweets mit „#ESCORF“ werden während der TV-Übertragungen auf der Teletext-Seite 780 eingeblendet.

Neue Shows, FM4 mit besonderem Angebot

Gleich einige neue Leckerbissen gibt es im Rahmen der ORF-Berichterstattung. Wie gewohnt sind alle Shows auf ORF1 mit Moderator Andi Knoll zu sehen. Und gewohnt begleitet ORF.at die drei Abende mit einem multimedialen Liveticker. Neu ist der Rahmen für das große Finale am Samstag im ORF1: Gemeinsam mit ARD und SRF sind die Sendungen „ESC – Der Countdown“ (20.15 Uhr) und „ESC – Die Aftershow“ (0.40 Uhr) live aus dem Tate Museum in Liverpool zu sehen, durch das Programm führt Barbara Schöneberger.

Und weder Kosten noch Mühen hat FM4 gescheut: Sie konnten den deutschen Satiriker Jan Böhmermann und den Sänger und Schauspieler Olli Schulz dafür gewinnen, den Finalabend zu kommentieren. Zu hören ist das Spektakel nicht nur auf FM4, in der ORF-TVthek gibt es auch einen eigenen Stream für das passende Bild zum Ton.