Herbe Niederlage für Torys bei Kommunalwahlen in England

Die Konservative Partei von Premierminister Rishi Sunak steuert bei Kommunalwahlen in England auf eine historische Niederlage zu. Bis zum Abend verloren die Torys bereits rund 770 Sitze in Gemeinderäten. Damit stand fest, dass die Oppositionspartei Labour erstmals seit 2002 die stärkste Kraft auf Lokalebene im Land ist. Sie legte um rund 400 Sitze zu.

Manche verglichen den Wahlausgang bereits mit den Kommunalwahlen von 1996, die dem überwältigenden Sieg von Labour unter Ex-Premier Tony Blair bei der Parlamentswahl ein Jahr später vorausgingen. Die Abstimmung galt als erster Stimmungstest für Sunak – und auch diesmal folgt in gut einem Jahr eine Parlamentswahl.

Sunak unter Druck

Mit der herben Schlappe gerät deshalb auch der Premier unter Druck, der in seinen knapp 200 Tagen im Amt die Partei eigentlich wieder stabilisiert hatte. Parteiinterne Kritikerinnen und Kritiker werfen dem 42-Jährigen aber vor, ihm fehle die Wahlkampfstärke seines Vorvorgängers Boris Johnson. Zwar tritt Sunak betont locker auf. In Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern aber kommt der wohlhabende Ex-Investmentbanker bei Weitem nicht so natürlich rüber wie der hemdsärmelige Populist Johnson.

Die Frage nach den Schuldigen für das Wahldesaster könnte nun zu einem neuen Streit in der Konservativen Partei führen. Aus dem rechten Flügel werden bereits Stimmen laut, mit dem „Sturz“ zweier Premierminister durch das Sunak-Lager werde das 2019 von Boris Johnson gewonnene Mandat der Torys selbst zunichtegemacht. Klare Kante sei jetzt angesagt, aber Sunak liefere „superhohe Steuern, hohe Ausgaben, offene Grenzen“, wie der frühere Europaabgeordnete John Longworth kritisierte.

Johnson auf der Lauer

Ex-Premier Johnson lauert seit seinem erzwungenen Abschied aus der Downing Street auf eine neue Chance, und Kurzzeit-Regierungschefin Liz Truss meldet sich mittlerweile ebenfalls wieder zu Wort. Kommende Woche ist eine Konferenz für die Parteibasis angekündigt. Angekündigt haben sich mehrere Johnson-Unterstützer.