Massenproteste gegen Justizreform in Israel

In Israel hat es gestern erneut Massenproteste gegen die umstrittene Justizreform der ultrarechten Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gegeben. Dem Sender Channel 12 zufolge versammelten sich allein im Zentrum von Tel Aviv rund 110.000 Menschen. Auch in anderen Städten gab es Kundgebungen. Viele der Teilnehmer und Teilnehmerinnen schwenkten die weiß-blaue israelische Flagge.

Antiregierungsproteste in Tel Aviv (Israel)
Reuters/Ilan Rosenberg

Die Debatte über die Justizreform hat in Israel eine tiefe innenpolitische und gesellschaftliche Krise ausgelöst. Seit Jänner gibt es beispiellose Proteste gegen die Regierungspläne. Die Demonstrierenden werfen der Regierung vor, die unabhängige Justiz des Landes schwächen und die Demokratie in Israel aushöhlen zu wollen.

Das Vorhaben der Regierung zielt darauf ab, die Befugnisse der Justiz und des obersten Gerichts einzuschränken und die Stellung des Parlaments und des Ministerpräsidenten zu stärken. Mit der Reform könnte das Parlament mit einer einfachen Mehrheit Entscheidungen des obersten Gerichts aufheben.

Netanjahu hatte Ende März infolge der starken Proteste das Gesetzgebungsverfahren bis Ende April ausgesetzt, um dem „Dialog eine Chance zu geben“. Präsident Isaac Herzog vermittelt zwischen Regierung und Opposition. Einen Kompromiss gab es bisher nicht.