Auf der Ehrentribüne saßen neben Charles und Camilla auch Thronfolger William mit seiner Frau Kate und den Kindern George und Charlotte. Moderiert wurde der Abend von dem Schauspieler Hugh Bonneville, der unter anderem aus der Erfolgsserie „Downton Abbey“ bekannt ist. Auf der Liste der Stars standen unter anderen Lionel Richie, Take That und Katy Perry sowie der chinesische Pianist Lang Lang und der italienische Tenor Andrea Bocelli.
Einen Auftritt hatten zudem die Comicfiguren Miss Piggy und Kermit der Frosch. Eigens für das Konzert wurde ein besonderer Krönungschor zusammengestellt. Zu den 300 Mitwirkenden, die gemeinsam „Brighter Days“ von Emile Sande sagen, gehörten unter anderem ein Feuerwehrchor, ein Chor aus Gehörlosen und ein rein weiblicher Chor aus Südasien.
Erstmals gab es eine Zusammenarbeit von fünf königlichen Patronaten: Royal Ballet, Royal Opera, Royal Shakespeare Company, Royal College of Music und Royal College of Art. Sie führten eine Mischung aus Shakespeares „Romeo und Julia“ und Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“ auf. Als Rockmusiker Steve Windwood gemeinsam mit dem Commonwealth-Chor aus Teilnehmern verschiedener britischer Ex-Kolonien „Higher Love“ sang, tanzten Charles’ Nichte Zara Tindall und Ehemann Mike in ihren Sitzen.
„Pa, wir alle sind so stolz auf Dich“
Wie bereits im Vorfeld spekuliert worden war, war beim Krönungskonzert auch ein Bühnenauftritt von Prinz William eingeplant. Mit „Pa, wir alle sind so stolz auf Dich“, würdigte der 40-jährige Thronfolger seinen Vater. Seine im September verstorbene Großmutter Queen Elizabeth II. habe Krönungen „eine Erklärung unserer Hoffnungen für die Zukunft“ genannt. „Und ich weiß, dass sie da oben ist, liebevoll ein Auge auf uns haltend. Und sie wäre eine sehr stolze Mutter.“
Charles habe geschworen, den Dienst an Land und Nation fortzusetzen, sagte William. „Denn seit mehr als 50 Jahren, in jeder Ecke des Vereinigten Königreichs, überall im Commonwealth und in aller Welt, hat er sich dem Dienst für andere gewidmet, sowohl für gegenwärtige als auch für zukünftige Generationen, und für diejenigen, deren Andenken nicht vernachlässigt werden darf.“
Hälfte der Tickets wurde verlost
Die Hälfte der rund 20.000 Konzerttickets wurde in der britischen Bevölkerung verlost – außerdem wurden Menschen eingeladen, die der Gemeinschaft besondere Dienste erwiesen haben. Auf großen Leinwänden wurde das Konzert auch in London sowie anderen Städten des Vereinigten Königreichs übertragen.
Mit dem Staraufgebot des Jubiläumskonzerts zu Ehren von Queen Elizabeth II., wo im vergangenen Jahr Queen, Elton John, Alicia Keys und Rod Stewart vor dem Buckingham-Palast in London auftraten, konnte das diesjährige Konzert jedoch nicht mithalten. Berichten zufolge sollen mehrere angefragte Stars – etwa Ed Sheeran, Elton John und Kylie Minogue – die Einladung wegen anderer Verpflichtungen ausgeschlagen haben.
Großes Krönungsessen
Für die britischen Sonntagszeitungen war das minutiös durchgeplante Krönungsspektakel vom Vortag – wenig überraschend – das dominante, wenn nicht einzige Thema des Tages. Mit ganzseitigen Titelfotos und zahlreichen Sonderseiten würdigten diese die erste Krönung eines Monarchen seit 70 Jahren. „König der Welt“ schrieb die „Sunday Mail“, „Krönungsglanz“ das Boulevardblatt „The Sun on Sunday“.
Unter dem Motto „Coronation Big Lunch“ (großes Krönungsessen) gab es anlässlich der Charles-Krönung am Sonntag zudem landesweit Zehntausende Straßenfeste und Teepartys. „Egal, ob das Euer erster ‚Big Lunch‘ ist oder er jedes Jahr im Kalender steht, wir senden unsere besten Wünsche an alle, die dabei sind“, schrieben Charles und Camilla in einer Grußbotschaft auf dem Instagram-Kanal des Königshauses.
Jill Biden bei „Coronation Lunch“ in Downing Street
Schauplatz von einem „Coronation Lunch“ war am Sonntag auch die Downing Street, und dort empfingen Premier Rishi Sunak und seine Frau Akshata Murty unter anderen auch US-First-Lady Jill Biden. Zu der Feier vor Sunaks Amtssitz in der Downing Street waren Dutzende weitere Menschen eingeladen, darunter Familien aus der Ukraine und Jugendgruppen.
Beim „Big Lunch“ treffen einander Menschen im ganzen Land zum gemeinsamen Bankett auf der Straße. Die Straßenfeste werden seit 2009 jährlich gefeiert und sollen die Kontakte zwischen Nachbarn fördern und Einsamkeit bekämpfen. Dabei wird auch für wohltätige Zwecke gesammelt. In diesem Jahr standen sie ganz im Zeichen der Krönung, und serviert wurde dabei häufig eine „Coronation Quiche“.
Das Rezept dazu hatte der Palast eigens zur Krönung herausgegeben. Das offizielle Krönungsgericht mit Spinat, Saubohnen und Estragon ist einfach, enthält keine teuren Zutaten und ist vegetarierfreundlich. König Charles knüpfte damit an eine Tradition an: Auch schon zur Krönung von Queen Elizabeth II. im Jahr 1953 hatte es ein offizielles Rezept gegeben: Das „Coronation Chicken“ gilt heute als Standardgericht in britischen Haushalten.
Aufruf zu ehrenamtlichem Engagement
Auch der Montag steht im Vereinten Königreich indes weiter ganz im Zeichen der Krönung: Der Tag wurde wegen der Krönung zum Feiertag erklärt, wobei die britische Bevölkerung dazu aufgerufen wurde, die freie Zeit mit gemeinnütziger Arbeit zu verbringen. Einem Bericht des Senders Sky News zufolge erwarteten die Veranstalter, dass mehr als sechs Millionen Menschen teilnehmen. Angemeldet wurden mehr als 52.000 Aktionen.
Auch die Royals waren am Montag wieder unterwegs. Prinz William und Prinzessin Kate wurden bei einer Pfadfindergruppe erwartet. Der jüngste Bruder von König Charles, Prinz Edward, und seine Frau Herzogin Sophie wollten eine Hundeschule besuchen. Die Schwester des Königs, Prinzessin Anne, sollte mit ihrem Mann Timothy Laurence bei einer Aktion in der westenglischen Grafschaft Gloucestershire dabei sein. Das Königspaar nahm sich am Montag hingegen eine Auszeit.
Kritik an Festnahmen
Für anhaltende Kritik sorgte indes das Vorgehen der Behörden am Tag der Krönung gegen Monarchiegegner und -gegnerinnen. Mehrere Abgeordnete zeigten sich über die Festnahmen besorgt. Der Chef der Organisation Republic, Graham Smith, wurde in der Nacht zum Sonntag nach 16 Stunden aus dem Gewahrsam freigelassen, aber sein Handy beschlagnahmt. Er kritisierte, es gebe in Großbritannien kein Recht mehr auf friedlichen Protest.
Die Regierung hatte das Demonstrationsrecht kürzlich verschärft, nun reicht der Polizei ein Verdacht, dass es zu erheblichen Störungen kommen könnte, als Anlass für Festnahmen. Insgesamt hatte die Londoner Polizei 52 Menschen festgenommen – nach Angaben von Aktivisten in vielen Fällen ohne Begründung. Einsatzleiterin Karen Findlay verteidigte das Vorgehen als verhältnismäßig. Hingegen betonte die Labour-Spitzenpolitikerin Jess Philips, „unsere Nation und unser König sind nicht so verletzlich, dass sie nicht harmlose Proteste mit anderen Ansichten hinnehmen können“.