Brunner: Verbot der geologischen CO2-Speicherung überdenken

Ob das Erreichen der österreichischen Klimaziele ohne Speicherung und Wiederverwertung von CO2 überhaupt möglich ist, sei unsicher, sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) gestern bei einer Expertendiskussion im Finanzministerium.

Laut internen Analysen seines Ministeriums müssten jährlich fünf bis zehn Mio. Tonnen CO2 eingespeichert werden. Dazu müsste auch das geltende Verbot der geologischen CO2-Speicherung in Österreich aufgehoben werden.

Brunner sieht Standortvorteil

CO2 zu speichern oder wiederverwerten und nutzen zu können, werde zu einem Standortvorteil, sagte Brunner, der als Minister auch für Rohstoffe zuständig ist. „Das Geld dafür ist da, das stellen wir zur Verfügung. Bis 2026 investieren wir fast fünf Mrd. Euro in die ökologische Transformation.“

Bis Ende 2023 werde ein Entwurf des nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) von Österreich an die EU-Kommission übermittelt, sagte Brunner. Federführend werde der Entwurf vom Klimaschutzministerium erarbeitet. „Ich setze mich dafür ein, dass sich im NEKP ein thematischer Schwerpunkt auch für die Speicherung und für die Nutzung wiederfindet, der auch die Relevanz beider Technologien für die Zukunft des Standorts Österreich klar aufzeigt.“

Leckage als Hauptrisiko

Bei der Speicherung von CO2 (CCS, Carbon Capture and Storage) wird Kohlenstoffdioxid (CO2) aus Kraftwerks- und Industrieanlagen abgeschieden, zu einer Speicherstätte transportiert und dort zur dauerhaften Speicherung in eine geeignete geologische Struktur injiziert. Wenn von Carbon Capture and Utilization (CCU) die Rede ist, meint man die Abscheidung, den Transport und die anschließende Nutzung von CO2.

Das Risiko der CO2-Speicherung sei minimal, sagte Oliver Geden von der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik bei der Diskussion im Rahmen der Reihe „Finanz im Dialog“. Das Hauptrisiko wäre eine Leckage, erklärte Geden.

Kritik von Greenpeace

Kritisch betrachtet wird dieses Thema hingegen von Greenpeace: „Die künstliche Kohlenstoffspeicherung ist ein leeres Klimaschutzversprechen und birgt ein gefährliches Risiko. Der Fokus beim Klimaschutz muss darauf liegen, wie wir die klimaschädlichen Emissionen in den nächsten Jahrzehnten radikal senken können“, kommentierte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace, die Pläne. Die Kohlenstoffspeicherung berge zudem das Risiko, dass das CO2 wieder entweicht und die Temperaturerhöhung weiter vorantreibt, so Duregger.