Rätsel um Fund militärischer Trümmer in Polen

Mehrere Wochen nach dem Fund von Trümmern eines militärischen Flugobjekts in der Nähe des zentralpolnischen Bydgoszcz hat der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak Vorwürfe gegen die Führung der Luftraumkontrolle erhoben. Diese habe nach ersten Informationen ukrainischer und US-Verbündeter im Dezember vergangenen Jahres das polnische Verteidigungsministerium oder andere Regierungsstellen nicht darüber informiert, dass sich ein Objekt, „möglicherweise eine Rakete“, dem Luftraum des Landes nähere, sagte Blaszczak heute in Warschau.

Am 27. April hatte Polens Justizminister Zbigniew Ziobro bekanntgegeben, dass die Staatsanwaltschaft sowie Spezialisten von Armee und Geheimdienst die Trümmer eines unbekannten militärischen Flugobjekts untersuchen. Später gab das Verteidigungsministerium bekannt, von dem Objekt gehe keine Gefahr für die Bevölkerung aus. Die Staatsanwaltschaft in Gdansk teilte mit, am Fundort seien keine Spuren von Sprengstoff gefunden worden.

Nach Informationen des Radiosenders Rmf.fm hatten Zeugen am 24. April in einem Wald bei Zamosc, einem kleinen Ort in der Nähe der zentralpolnischen Stadt Bydgoszcz, Trümmer eines militärischen Flugobjekts entdeckt und das den Behörden gemeldet.

Er habe keine Information darüber erhalten, dass am 16. Dezember 2022 ein Objekt in den polnischen Luftraum eingedrungen sei, sagte Blaszczak nun über den damaligen Tagesbericht der Luftraumkontrolle. Die nach dem Fund der Trümmer im April eingeleitete Untersuchung habe ergeben, dass auch bei der Suche nach dem Objekt Fehler gemacht worden seien. Nur Polizisten hätten nach der mutmaßlichen Rakete gesucht, Soldaten seien nicht hinzugezogen worden. Zudem sei die Suche bereits am 19. Dezember eingestellt und ein Hubschrauber erst am letzten Tag der Suche eingesetzt worden.

„Nie eine solche Bitte erhalten“

Blaszczak widersprach Medienberichten, dass er den Einsatz von Soldaten bei der Suche verweigert habe. „Ich habe nie eine solche Bitte erhalten“, sagte er. Zudem besagten die militärischen Vorschriften, dass die operative Führung eine solche umfangreiche Suche selbstständig vornehmen müsse. Die Untersuchung habe ergeben, dass die operative Führung ihre Pflichten nicht erfüllt habe. Eventuelle personelle oder disziplinarische Maßnahmen schloss der Minister nicht aus.

Nach einem offiziell nicht bestätigten Bericht von Rmf.fm soll es sich bei den Trümmern um die Überreste eines CH-55 Luft-Boden-Marschflugkörpers gehandelt haben, der auch mit einem nuklearen Gefechtskopf ausgerüstet werden kann. Blaszczak ging in seiner Stellungnahme am Donnerstag, in der er keine Fragen zuließ, nicht näher auf die gefundenen Trümmerteile ein.

Es war somit nicht klar, ob der Fund im Zusammenhang mit den Kriegshandlungen in der Ukraine steht. Es wäre nicht das erste Mal, dass Polens Staatsgebiet direkt davon betroffen ist. Am 15. November war eine Rakete in dem polnischen Dorf Przewodow nahe der Grenze zur Ukraine eingeschlagen, zwei Menschen wurden getötet. Nach bisherigen Erkenntnissen handelte es sich um eine ukrainische Flugabwehrrakete.