Der Zyklon wurde vom GDACS-Katastrophenwarnsystem (Global Disaster Alert and Coordination System) am Donnerstag auf die höchste Stufe, Alarmstufe Rot, gesetzt. Es werde mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 220 km/h gerechnet, hieß es. Der gefährliche Zyklon werde auf dem Weg Richtung Küste weiter an Kraft zulegen, warnte die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf.
Nach Berechnungen der WMO trifft „Mocha“ Sonntagmittag bei Sittwe in Myanmar auf Land. Die Stadt liegt rund 180 Kilometer Luftlinie südöstlich von Cox’s Bazar in Bangladesch, das ebenfalls stark getroffen werden dürfte. Dort leben in notdürftigen Unterkünften rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge, die nach konzertierten Anschlägen des Militärs auf die muslimische Minderheit seit 2017 aus dem mehrheitlich buddhistischen Myanmar geflüchtet sind.
Essen, Medizin und Wasser auf Vorrat
Für Hunderttausende Menschen würde eine mögliche Räumung der Gebiete vorbereitet, sagte ein Mitarbeiter der Behörde, die sich um Rohingya kümmert. Die Menschen wurden aufgefordert, sich von den Küsten fernzuhalten. Dort werden nach WMO-Angaben Flutwellen von bis zu zweieinhalb Meter Höhe erwartet. Starkregen könnte zudem Erdrutsche auslösen.
Zu den laufenden Vorkehrungen zählen etwa Notrationen an Essen, die sowohl in Cox’s Bazar als auch in der Region Rakhine in Myanmar sicher eingelagert wurden. In den Flüchtlingslagern wurden als Vorkehrung vor Überschwemmungen Abwassergräben vertieft, Hänge gesichert, Behausungen verstärkt und Freiwillige als Nothelfer ausgebildet, wie die UNO-Organisation für Migration (IOM), das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichteten.
Die IOM hat in Bangladesch Dutzende Schutzräume renoviert, die Tausende Menschen aufnehmen können. Die WHO bereitet über 30 medizinische Einsatzteams vor, 40 Ambulanzen sowie Ausrüstungen zur Bekämpfung von Cholera und für Notoperationen. Auch Hunderttausende Wasserreinigungstabletten wurden vorbereitet. Man wolle auf das Schlimmste vorbereitet sein, so eine Sprecherin der WHO.
Erinnerungen an verheerenden Sturm 2008
Im Rakhine-Staat im Westen Myanmars haben Menschen aus ländlichen Gebieten bereits Zuflucht unter anderem in Schulen und Klöstern gesucht, berichtete die Nachrichtenseite Myanmar Now. Der Sturm ist eine zusätzliche Belastung für die Bevölkerung im früheren Burma: Seit einem Militärputsch 2021 regiert dort eine Junta. Hunderttausende sind Vertriebene im eigenen Land.
Erst vor wenigen Tagen hatten die Menschen des bisher schwersten Tropensturms in der Region gedacht: Vor 15 Jahren – am 2. und 3. Mai 2008 – hatte Zyklon „Nargis“ in Myanmars Irrawaddy-Delta Schätzungen zufolge fast 140.000 Menschen in den Tod gerissen. Die Verwüstungen waren gewaltig. Die damals regierende Junta blockierte dennoch wochenlang ausländische Hilfe für die verzweifelten Menschen. „Viele hier haben Angst, dass ‚Mocha‘ so stark werden könnte wie ‚Nargis‘“, sagte die Anrainerin Myo Myo. „Wir können nur abwarten.“