Polizeibeamter mit Gasmaske vor einem Hochhaus in Ratingen (Deutschland)
APA/dpa/Rolf Vennenbernd
„Gezielter Angriff“

Neue Details nach Explosion in Ratingen

Nach der Explosion in Ratingen bei Düsseldorf werden immer mehr Details bekannt. Nach ersten Erkenntnissen soll es sich um einen gezielten Angriff auf Einsatzkräfte gehandelt haben. Der Bewohner habe am Donnerstag eine brennende Flüssigkeit auf Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst geschleudert, hieß es am Freitag. Die Einsatzkräfte hätten „selber brennend“ den Ort verlassen.

Der mutmaßliche Täter sei „gut durchdacht“ vorgegangen, sagte Einsatzleiterin Heike Schultz. „Die Situation in der Wohnung, die Verwendung von dieser brennbaren Flüssigkeit und die Art und Weise, wie diese Flüssigkeit dann gegen die eingesetzten Kräfte verwendet wurde, lassen darauf schließen, dass das durchaus gut durchdacht ist“, so Schultz. „Die Tür war verbarrikadiert, das macht man auch nicht mal so eben.“

Sie gehe daher nicht nur von einem „gezielten Angriff“ aus, sondern dass die Tat seit „mindestens mehreren Tagen so durchdacht“ gewesen sei. „Das macht man nicht mal eben so spontan“, sagte sie. Zudem seien eine PTB-Waffe (Schreckschusswaffe) sowie mehrere Messer und Dolche sichergestellt worden. Bei der brennbaren Flüssigkeit soll es sich um Benzin gehandelt haben, möglicherweise seien auch weitere Stoffe dazugemischt worden.

Haftbefehl wegen versuchten Mordes

Gegen den 57-jährigen Verdächtigen wurde ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen erlassen. Einen Tag nach der Explosion haben sich am Freitag fünf schwer verletzte Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst im künstlichen Koma befunden. Sie seien in Spezialkliniken für Brandverletzte nach Köln, Duisburg, Dortmund, Düsseldorf und Bochum gebracht worden. „Die Kollegen erlitten Verbrennungen von bis zu 40 Prozent der Körperoberfläche“, teilte die Feuerwehr in Ratingen mit.

Feuerwehrleute decken in Ratingen (Deutschland) mit einem Leintuch die Sicht auf einen Verletzten ab
APA/AFP/Roberto Pfeil
Mehrere Personen wurden leicht verletzt, fünf Einsatzkräfte liegen im Koma

Die Feuerwehr Ratingen ist am Donnerstag um 10.37 Uhr zu einem Routineeinsatz gerufen worden: Sie sollte eine Wohnungstür öffnen. Zu dem Einsatz war es den Angaben nach gekommen, weil es Sorgen um die Bewohner in der Wohnung gab, in der neben dem 57-jährigen Deutschen auch dessen Mutter lebte. Der Briefkasten quoll über und niemand öffnete. Als Polizei und Feuerwehr vor der Wohnungstür im zehnten Stock standen, sei diese von dem 57-Jährigen plötzlich aufgerissen worden, hieß es weiter.

„Feuerball“ kam auf Einsatzkräfte zu

„Es kam sofort zu einer Explosion, unmittelbar, also ein Feuerball kam auf die Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehr und Polizei zu“, sagte ein Sprecher der Polizei. Bei der Explosion sind sieben Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst sowie zwei Polizisten schwerer verletzt wurden. Daneben habe es noch leichtere Verletzte gegeben, darunter ein Mitarbeiter einer Wohnungsbaugesellschaft. 22 weitere trugen leichte Verletzungen davon.

Neue Details nach Explosion in Ratingen

Nach der Explosion in einem Hochhaus im nordrhein-westfälischen Ratingen gehen die Ermittler von einer vorsätzlichen Tat des 57 Jahre alten Verdächtigen aus. Der Mann habe den Einsatzkräften vor seiner Wohnung eine brennende Flüssigkeit entgegengeschleudert, wie Polizeiführer Dietmar Henning vom Polizeipräsidium Düsseldorf sagte. Das Motiv des Angriffs ist den Ermittlern zufolge noch nicht abschließend geklärt.

Nach der Explosion soll der Verdächtige die komplette Wohnung in Brand gesetzt haben. Er war schließlich von Spezialkräften überwältigt und festgenommen worden, als diese die Wohnung stürmten. Bei den Löscharbeiten sei in der Wohnung später eine Leiche gefunden worden. Dass es sich dabei um die der Mutter des 57-Jährigen handelt, gilt als wahrscheinlich, muss aber noch abschließend geklärt werden. Die Frau sei schon länger tot gewesen, hieß es. Die Einsatzkräfte hätten einen deutlichen Verwesungsgeruch wahrgenommen.

Prepper

Als Prepper, abgeleitet vom englischen „prepare“ (vorbereiten), werden Menschen bezeichnet, die sich individuell auf das Überleben im Katastrophenfall vorbereiten. Dazu gehört zum Beispiel das Anlegen von Vorräten und Schutzräumen.

Verdächtiger schweigt

Der 57-jährige Verdächtige soll nach Angaben der Ermittler der Prepper-Szene angehören. Die Wohnung habe den Eindruck gemacht, dass viele Vorräte angelegt worden seien. Zudem ließen Ermittlungen den Eindruck zu, dass der Mann zurückgezogen gelebt habe. In einer Befragung habe er sich noch nicht zu den Tatvorwürfen geäußert, sagte Schultz. Ebenso habe der Mann auf anwaltlichen Beistand verzichtet. Ihm sei ein Pflichtverteidiger an die Seite gestellt worden. Der mutmaßliche Täter war für Polizei und Justiz kein Unbekannter.

Sicherheitskräfte mit Masken auf dem Balkon eines brennenden Wohnhaus in Ratingen (Deutschland)
APA/AFP/Roberto Pfeil
Am Donnerstag ereignete sich die Explosion in Ratingen

Wegen eines nicht gezahlten Geldbetrags habe ein Vollstreckungshaftbefehl gegen ihn vorgelegen, sagte Laura Neumann, Sprecherin der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Er habe auch Voreintragungen, „aber nichts Einschlägiges, nichts Vergleichbares“, sagte sie. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat gibt es nicht.

Die Wohnung, in der sich die Explosion ereignete, habe erst am Freitag von Tatortspezialisten betreten werden können, hieß es vonseiten der Polizei. „Da gab es ja Löscharbeiten und viel Löschwasser, das erst beseitigt werden musste.“ Inzwischen habe die Spurensicherung begonnen.