Jugendliche Frauen auf einem Dach
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Ö3-Jugendstudie

Junge fühlen sich von Politik kaum vertreten

Die Generation Z will heiraten und Kinder bekommen, einen sicheren Arbeitsplatz, ein Eigenheim und neue Lehrpläne, die mehr Wissen über psychische Gesundheit, Finanzen und Medien vermitteln. Zudem sehen junge Menschen einen dringenden Handlungsbedarf in puncto Klimawandel – gleichzeitig fühlen sie sich von der Politik kaum vertreten.

Das sind zentrale Ergebnisse einer Ö3-Jugendstudie, an der rund 40.000 Personen im Alter von 16 bis 25 Jahren teilgenommen und 80 Fragen quer durch alle Lebensbereiche beantwortet haben. Lediglich 15 Prozent der Befragten fühlen sich von der Politik sehr oder ziemlich gut vertreten, 17 Prozent vertrauen ihr. Dabei deklarieren sich zwei Drittel der 16- bis 25-Jährigen als politikinteressiert.

Aktuelle Nachrichten bezeichnen 55 Prozent als „wichtig“, um mitreden zu können. Drei von zehn Befragte bezeichnen sie als belastend, informieren sich aber trotzdem. 16 Prozent vermeiden Nachrichten so weit wie möglich. Generell bereitet die weltweite Situation 57 Prozent der 16- bis 25-Jährigen Angst.

Handlungsbedarf in Sachen Klimawandel

Dringenden Handlungsbedarf orten 77 Prozent beim Thema Klimawandel, 68 Prozent fordern Politikerinnen und Politiker auf, „endlich Regeln für nachhaltige Veränderungen festzulegen“. Gleichzeitig planen zwei Drittel, sich einen Benziner als Fahrzeug zuzulegen, 17 Prozent ein E-Auto und 17 Prozent gar keines, sprechen sich 62 Prozent gegen weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen aus und können sich 36 Prozent vorstellen, für das Klima auf Fleisch zu verzichten.

Ö3-Jugendstudie

Die Jugendstudie wurde von 17. April bis 14. Mai unter wissenschaftlicher Begleitung des SORA-Instituts durchgeführt. Gleichzeitig wurde eine repräsentative Telefon- und Onlinebefragung durchgeführt.

Mit ihren Lehrplänen sind nur drei von zehn Befragten zufrieden. Der Rest hätte diese gerne überarbeitet. Speziell zu den Themen psychische Gesundheit (82 Prozent), Finanzen (72 Prozent), Medien (58 Prozent) und Demokratie (36 Prozent) wünschen sich die Befragten mehr Inhalte. Druck in der Schule verspüren knapp mehr als die Hälfte, von Mobbing betroffen ist ein Viertel. Von sechs Prozent bzw. hochgerechnet 57.900 jungen Menschen wurden gegen deren Willen Nacktbilder verschickt oder hergezeigt.

Drei Viertel wollen „etwas Sinnvolles tun“

Ist die Schule geschafft, dockt man früher oder später in der Arbeitswelt an. Drei Viertel der Befragten wollen einen sicheren Arbeitsplatz und „etwas Sinnvolles tun“. Auf genügend Freizeit wollen zwei Drittel nicht verzichten. Zum Thema Viertagewoche befragt, sprach sich ein Drittel für einen zusätzlichen freien Tag bei erhöhter Stundenanzahl in der verbleibenden Arbeitswoche aus.

Ein Viertel will acht Stunden pro Tag viermal die Woche arbeiten. Sieben Prozent könnten sich eine Viertagewoche samt damit einhergehendem Gehaltsverzicht vorstellen. Ein hohes Einkommen bezeichnen 38 Prozent als wichtig. Ein Pflegeberuf kommt für sieben Prozent der Befragten infrage, für weitere 26 Prozent, sofern die Bezahlung und Arbeitsbedingungen besser werden.

Fast alle Befragten (92 Prozent) möchten in einem Einfamilienhaus oder einer Eigentumswohnung leben. Eine große Mehrheit (67 Prozent) will einmal heiraten, für knapp weniger (62 Prozent) gehören Kinder zu einem gelungenen Leben. Hartnäckig hält sich auch bei einem Teil die Vermutung, dass Männer besser als Frauen Auto fahren (28 Prozent).

Ergebnisse der Ö3-Jugendstudie

Die Ö3-Jugendstudie, an der ca. 40.000 Personen teilgenommen haben, gibt Auskunft über die Bedürfnisse der Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren Personen.

Mangelnde Gleichberechtigung: Frauen stimmen mehr zu

Die sexuelle Orientierung frei leben zu können, befürworten 39 Prozent vollumfänglich. 45 Prozent meinen, „von mir aus – aber man muss nicht so viel Wirbel drum machen“. Dass man in Österreich noch weit von Gleichberechtigung von Mann und Frau entfernt ist, finden 53 Prozent, wobei junge Frauen dieser Aussage stärker zustimmen (70 Prozent).

Unglücklich mit dem Aussehen ist ein Drittel der 16- bis 25-Jährigen, wobei auch hier junge Frauen etwas höher liegen (36 Prozent). Dass die Bearbeitung von Fotos mittels Photoshop oder Filter die Realität verzerrt und unglücklich macht, sehen vier von fünf Befragte so. 72 Prozent erachten die Digitalisierung in allen Lebensbereichen als überwiegend positiv. Relativ ausgewogen sind die Freude und die Angst vor künstlicher Intelligenz. 32 Prozent der Schülerinnen und Schüler bzw. Studierenden verwenden KI-Chatbots.