Menschen in einer Einkaufsstraße in Wien
IMAGO/Panther Media/Wolfgang Spitzbart
WIFO zu Inflation

Entspannung 2024, Normalisierung 2027

Das WIFO hat die Mittelfristprognose zur heimischen Wirtschaft aktualisiert. Die Teuerung wird sich nächstes Jahr auf 3,8 Prozent deutlich verringern, aber erst in vier Jahren den Zielwert von zwei Prozent zumindest fast erreichen. Ein Hemmschuh für die Konjunktur bleibt vor allem der Arbeitskräftemangel.

Generell verbessert der Rückgang der Energiepreise die Aussichten für die österreichische Wirtschaft. Heuer wird das Wirtschaftswachstum stagnieren, für 2025 erwartet das WIFO aber ein reales Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent. Für den Zeitraum 2023 bis 2027 rechnet das Institut mit einem durchschnittlichen BIP-Zuwachs von 1,6 Prozent pro Jahr und damit im Schnitt um 0,6 Prozentpunkte jährlich mehr als zuletzt angenommen.

2023 bleibe die Inflation mit durchschnittlich 7,1 Prozent sehr hoch, nähere sich jedoch bis 2027 allmählich an den EZB-Zielwert von zwei Prozent an, heißt es in einem Update der WIFO-Mittelfristprognose vom Dienstag. Die letzte mittelfristige Prognose stammt vom Oktober 2022.

Dienstleistungen als Preistreiber

„Trugen 2022 noch die Energiepreise am stärksten zur Teuerung bei, so sind ab 2023 vor allem die in der Kerninflation erfassten Bereiche, im Besonderen die Dienstleistungen, für den Preisauftrieb verantwortlich“, schreibt das WIFO in seinem Bericht. Nach 3,8 Prozent im Jahr 2024 dürfte sich die Inflation bis zum Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2027 auf 2,25 Prozent abschwächen.

Tiefstwert bei Arbeitslosigkeit

Auf dem Arbeitsmarkt wird der demografische Wandel die Arbeitskräfteknappheit weiter verstärken. Die Arbeitslosenquote unterschritt mit 6,3 Prozent bereits 2022 das Niveau vor der Covid-19-Krise und dürfte aufgrund der angespannten Arbeitsangebotssituation bis 2027 auf 5,2 Prozent sinken. Das wäre ein langjähriger Tiefstwert, so das WIFO.

Eine Grafik zeigt eine Mittelfristprognose für Österreich (Wirtschaftswachstum, Inflationsrate, Arbeitlosenrate und Budgetsaldo)
Grafik: APA/ORF; Quelle: WIFO

Höhere Bruttolöhne

Die kräftige Teuerung im Jahr 2022 spiegelt sich auch in den Lohnabschlüssen nieder. Das WIFO erwartet daher für die kommenden Jahre einen deutlichen Zuwachs der Bruttoreallöhne pro Kopf. Nach 0,9 Prozent 2023 wird für 2024 ein Reallohnanstieg von 3,8 Prozent prognostiziert. Für die Jahre 2025 bis 2027 werden dann allerdings aufgrund des rückläufigen Inflationstrends Reallohnzuwächse zwischen einem und 1,5 Prozent pro Jahr erwartet.

Verschuldung steigt

Das Budgetdefizit verringert sich durch das Auslaufen der Covid-19- und der Antiteuerungsmaßnahmen bis 2024 auf 0,4 Prozent des BIP (2023: 1,8 Prozent) und steigt bis zum Ende des Prognosezeitraums 2027 wieder auf 0,8 Prozent.

Die Staatsverschuldung nimmt bis 2027 um rund 20 Mrd. Euro zu. Da das nominelle BIP mit 5,5 Prozent jährlich deutlich kräftiger wächst als die Staatsschuld (plus 1,1 Prozent pro Jahr), sinkt die Schuldenquote bis 2027 um 14,8 Prozentpunkte auf 63,3 Prozent des BIP, prognostiziert das WIFO.

Rezepte gegen hohe Lebensmittelpreise

Mehr Transparenz – so lautet ein Rezept der Regierung gegen die Teuerung. Mehr Transparenz und Vergleichbarkeit alleine werde die Preise nicht senken, kritisiert dagegen die Arbeiterkammer.

Mehrere Unsicherheitsfaktoren

Als größtes Risiko für die Prognose bezeichnet das WIFO eine Eskalation im Ukraine-Krieg mit einem möglichen neuerlichen Anstieg der Erdgaspreise und Folgen durch eine neue Fluchtbewegung. Als weitere Risikofaktoren wurden eine anhaltende Teuerung, eine Ausweitung der US-Bankenkrise, Handelskonflikte insbesondere mit China und ein möglicher chinesischer Angriff auf Taiwan, das der global führende Produzent von Computerchips ist, genannt.

Erst am Vortag hatte die EU-Kommission ihre Frühjahrsprognose für alle Mitgliedsländer präsentiert – mit Fokus auf heuer und 2024. So geht Brüssel für 2023 von einem heimischen Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent aus. In der Winterprognose lag der Wert noch bei 0,5 Prozent.

2024 soll es bergauf gehen: Das heimische Wachstum soll dann 1,6 Prozent erreichen. Die Inflation bleibt heuer mit 7,1 Prozent auf hohem Niveau und soll erst 2024 auf 3,8 Prozent sinken – und stimmt damit mit der WIFO-Prognose überein.