Hotel am Strand
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Inflation auf 9,7 Prozent

Pauschalreisen als wichtiger Preistreiber

Die Teuerungsrate ist im April wieder gestiegen – auf 9,7 Prozent. Hauptpreistreiber waren einmal mehr Wohnen und Energie, Restaurants und der Nahrungsmitteleinkauf. Doch erstmals seit Langem spielten auch deutliche Preissteigerungen bei Reisen eine größere Rolle. Denn die heurige Saison gilt als erste „unbelastete“ nach der Pandemie.

Die Verbraucherpreise waren im April um 9,7 Prozent höher als im April 2022, wie die Statistik Austria am Mittwoch mitteilte. Das bedeutet eine Beschleunigung der Inflation (VPI) im Vergleich zum März mit 9,2 Prozent. Die Preise für Wohnen, Wasser und Energie stiegen gegenüber dem Vorjahr um 14,7 Prozent (nach 14,1 Prozent im März) „und blieben damit der bedeutendste Treiber der Inflation im Jahresabstand, so die Statistik Austria.

Verändert hat sich die Lage in der Kategorie „Freizeit und Kultur“, hier stiegen die Preise durchschnittlich um neun Prozent und damit fast doppelt so stark wie im März. „Die Preise für Pauschalreisen legen gegenüber dem Vorjahr erheblich zu und sind erstmals seit langer Zeit ein wichtiger Treiber der Inflation“, so der Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas.

In der seit 2019 ersten von der Pandemie „unbelasteten Sommersaison geht die Reiselust mit steigenden Preisen für Flüge, Beherbergung und Gastronomie in Österreich und den beliebten Urlaubsdestinationen im Ausland einher“. Bei den Pauschalreisen, die ab April die Sommerreiseziele beinhalten, gab es im Monatsvergleich ein Plus von 20,9 Prozent.

Grafik zur Inflation in Österreich im April 2023
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Teure Energie

Im Jahresvergleich ging mehr als ein Viertel des Preisanstiegs auf Wohnen, Wasser und Energie zurück, zeigten die am Mittwoch veröffentlichten Daten der Statistik Austria. Vor allem Strom, Gas und Fernwärme waren dafür verantwortlich, während sich Mineralölerzeugnisse, also etwa Benzin und Diesel, verbilligten. Mieten stiegen um sieben Prozent und trugen innerhalb dieser Kategorie 0,37 Prozentpunkte zur Inflation bei.

Die Zahlen bestätigen auch, dass der Restaurantbesuch teuer wurde: Bewirtungsdienstleistungen verteuerten sich überdurchschnittlich um 14 Prozent und waren für 1,54 Prozentpunkte der Inflation verantwortlich. Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen um 13,2 Prozent und waren für 1,51 Prozentpunkte der Verteuerung verantwortlich.

Grafik zur Inflation in Österreich im April 2023
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Im Jahresabstand wurde Gas um 71 Prozent und Fernwärme um 98 Prozent teurer, Strom nur um 8,6 Prozent. Der Warenkorb für den täglichen Einkauf (Mikrowarenkorb) verteuerte sich um 13,8 Prozent und damit stärker als die allgemeine Inflation, der wöchentliche Einkauf (Miniwarenkorb) um 6,4 Prozent – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Inflation stieg auch im Euro-Raum weiter

Auch in der Euro-Zone legte die Inflation im April wieder leicht zu. Hier stiegen die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um sieben Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Im März lag die Teuerungsrate noch bei 6,9 Prozent, im Februar waren es 8,5 Prozent. Für Österreich weist Eurostat laut dem auf EU-Ebene harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) 9,5 Prozent aus.

Grafik zur Inflation in Österreich im April 2023
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

In den Staaten der Währungsunion war der Preisauftrieb unterschiedlich stark: Während in den baltischen Staaten Estland (13,2 Prozent), Lettland (15,0 Prozent) und Litauen (13,3 Prozent) sehr hohe Inflationsraten gemessen wurden, war die Teuerung in Belgien mit 3,3 Prozent vergleichsweise niedrig. In Österreich lag die Rate ebenso wie in Deutschland mit 7,6 Prozent über dem Durchschnitt der Euro-Länder.

Die EU-Kommission geht davon aus, dass der Preisdruck im Euro-Raum noch länger hoch bleibt. Sie veranschlagt für 2023 in ihrer aktuellen Vorhersage einen Anstieg der Verbraucherpreise von durchschnittlich 5,8 Prozent nach 5,6 Prozent in ihrer Winterprognose.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euro-Raum mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent an, die für die Konjunktur als ideal gilt. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane rechnete zwar mit einem deutlichen Nachlassen des Preisauftriebs im Laufe des Jahres. Doch die Zeichen stehen vorerst weiter auf Zinserhöhungen.

Inflation im April gestiegen

Im April sind die Preise um 9,7 Prozent gestiegen. Heizöl und Treibstoffe haben die Inflation laut Statistik Austria gedämpft, teuer bleibt dagegen Gas. Stark stiegen auch die Preise für Pauschalreisen.

Kritik an Regierung

Von der Opposition kam am Mittwoch anlässlich der neuen Zahlen Kritik an der Regierung. „Ein weiterer Tag vergeht, ohne dass die Inflation bekämpft wird. Wieder sinkt kein einziger Preis! Stattdessen steigt die Armut und die Inflation in Österreich, weil die Regierung in der Teuerungsbekämpfung versagt hat und immer noch versagt“, so SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch.

„In den meisten EU-Ländern gehen die Inflationsraten zurück – nur in Österreich nicht. Österreichs Inflation ist weiter im Steigen und bleibt nach wie vor mit 9,7 Prozent weit über dem europäischen Durchschnitt. Die Ursachen für diesen permanent hohen Inflationswert liegen eindeutig in der schwarz-grünen Handlungsunfähigkeit“, hieß es seitens der FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch.

Für NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker beweist die erneut steigende Inflation einmal mehr, dass die Bundesregierung „im Kampf gegen die Teuerung auf ganzer Linie versagt“. Die „Gießkannenpolitik“ habe die Preise künstlich angeheizt. "ÖVP und Grüne müssen jetzt selbst auf die Teuerungsbremse steigen, die Preise dort senken, wo sie es selbst in der Hand haben, und die arbeitenden Menschen nachhaltig entlasten“, so Loacker.