Rettungskräfte mit Boot in einer Straße in Cesena
APA/AFP/Alessandro Serrano
Unwetter in Italien

Keine Entspannung in Sicht

Die extremen Regenfälle in Italien haben in Norditalien zu heftigen Überschwemmungen und Erdrutschen geführt. Besonders betroffen sind die Regionen Emilia-Romagna und die Marken. Bisher kamen mindestens neun Menschen ums Leben. Es gibt mehrere Vermisste. Eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht. Bereits für Donnerstag wird an der Mittleren Adria ein weiteres Tief aus Nordafrika, verbunden mit schweren Unwettern, erwartet.

Meteorologen zufolge könnte das Wetter noch weitere zehn Tage unbeständig bleiben. Bereits seit Wochenbeginn traten 21 der insgesamt 23 Flüsse in der Emilia-Romagna über die Ufer. 37 Gemeinden waren vom Hochwasser betroffen.

Die Behörden registrierten zudem 250 Erdrutsche, 150 davon mit schweren Folgen. Die Einsatzkräfte waren unter anderem mit Hubschraubern im Einsatz, um Menschen zu bergen. Auch Bergretter und Küstenwache beteiligten sich. Binnen weniger Stunden war in den betroffenen Gebieten so viel Niederschlag gefallen wie sonst in Monaten.

Überflutete Häuser in Cesena, Italien
APA/AFP/Alessandro Serrano
Überflutete Häuser in Cesena

20 Kilometer von Wassermassen mitgerissen

Von den Unwettern am stärksten betroffen sind die Provinzen Ravenna, Forli-Cesena, Rimini und Bologna – und dort insbesondere die Städte Faenza, Cesena und Forli, wie der Zivilschutz mitteilte. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt ein Vorfall nördlich von Cesena: Zwei Menschen seien dort von den Wassermassen 20 Kilometer weit mitgerissen worden, berichtete „La Repubblica“, sie konnten nur mehr tot geborgen werden.

Die Feuerwehr rückte seit Dienstag zu Hunderten Einsätzen aus und rettete Menschen, die in ihren Häusern vom Wasser eingeschlossen waren, und in den Wassermassen gestrandete Autofahrer.

Italien: Mehrere Tote nach heftigen Unwettern

In Norditalien stehen nach heftigen Regenfällen ganze Landstriche unter Wasser. Betroffen sind große Teile der italienischen Region Emilia-Romagna. 13.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Neun Menschen sind bereits ums Leben gekommen.

24 Gemeinden evakuiert

Laut Zivilschutzminister Nello Musumeci wurden insgesamt 24 Gemeinden in der Emilia-Romagna evakuiert – Stand Nachmittag waren 13.000 Menschen davon betroffen, wie italienische Medien berichteten. „Wir sind bereit, einzugreifen als Regierung“, sagte der Minister. Die Regierung habe bereits zehn Millionen Euro für die ersten Ausgaben und Notfälle infolge der Überschwemmungen bewilligt.

Regionalpräsident Stefano Bonaccini sprach von „unglaublichen Zahlen und sehr vielen Evakuierten“. Der Zivilschutz berichtete von etwa 50.000 Menschen ohne Strom und 100.000 Leuten ohne Mobilfunknetz. Der regionale Bahnverkehr in der Emilia-Romagna wurde komplett eingestellt. Unzählige Straßen sind überflutet, viele von ihnen wurden schwer beschädigt.

Luftaufnahme von Überflutungen in Massa Lombarda, Italien
Reuters/Vigili Del Fuoco
Felder gleichen Seenlandschaften

Angesichts der Lage sprach auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni den Menschen in den betroffenen Regionen ihre „volle Solidarität“ aus. „Die Regierung verfolgt die Entwicklung der Ereignisse aufmerksam und ist bereit, die notwendigen Hilfsmaßnahmen zu ergreifen“, schrieb sie auf Twitter.

Notaufnahme in Spital geräumt

Forli steht teilweise unter Wasser, nachdem der Fluss Montone über die Ufer getreten war. Teile der Stadt Senigallia wurden vom Fluss Misa überschwemmt. Die Notaufnahme des lokalen Spitals wurde geräumt. In mehreren Teilen der Stadt Faenza kam es zudem zu Stromausfällen, auch bei den Telefonverbindungen gab es Probleme. Zu erheblichen Problemen kam es auch in der Stadt Bologna. Die Gemeinde rief die Bürger und Bürgerinnen auf, nur in dringenden Fällen das Auto zu nehmen.

In Pesaro musste die Feuerwehr wiederholt wegen überfluteter Straßen ausrücken, Teile der Autobahn A14 wurden geschlossen. Der Regen legte auch die Adria-Stadt Riccione lahm. Viele Fahrzeuge wurden von Wassermassen in den Unterführungen blockiert. Die Bahnverbindungen zwischen Forli, Rimini und Ravenna kamen zum Erliegen. Als Vorsichtsmaßnahme wegen der hohen Wellen erließen die Gemeinden Ravenna und Cervia ein Zugangsverbot zu den Stränden.

Betroffen waren aber auch andere Regionen. In Triest, der Hauptstadt der Region Friaul-Julisch Venetien etwa, wurden Windböen von 120 km/h gemeldet. Gerechnet wird mit Hochwasser in Venedig. Auch die Toskana wurde von schweren Unwettern heimgesucht. Die Fährverbindungen zwischen der Hafenstadt Piombino und Rio Marina auf der Insel Elba wurden wegen der starken Winde unterbrochen.

Formel-1-Grand-Prix abgesagt

Nicht nur Schulen blieben am Mittwoch geschlossen. Mittwochnachmittag wurde auch der für Sonntag geplante Formel-1-Grand-Prix in Imola abgesagt. Die Unwetter in der Region lassen im Autodromo Enzo e Dino Ferrari keinen geregelten, sicheren Rennbetrieb zu, hieß es von Veranstalterseite – mehr dazu in sport.ORF.at.

Überschwemmter Rennbereich in Imola
Reuters/Jennifer Lorenzini
Das für Sonntag geplante Formel-1-Rennen in Imola musste abgesagt werden

Es sei nicht sicher, unter den Umständen den Grand Prix zu veranstalten. Unmittelbar vor der Absage war Verkehrsminister Matteo Salvini für diesen Schritt eingetreten. Am Vortag war das Fahrerlager aus Sicherheitsgründen geräumt worden. Die Absage des für das Wochenende geplanten Formel-1-Europaauftakts hatte sich bereits abgezeichnet. So droht der nahe der Rennstrecke gelegene Fluss Santerno über die Ufer zu treten.