Helmut Berger, 1969
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1944–2023

Helmut Berger ist tot

Die österreichische Schauspiellegende Helmut Berger ist am Donnerstag verstorben. Er starb im Alter von 78 Jahren in Salzburg, wie seine Agentur mitteilte. Berger war ein Ausnahmetalent, er spielte unter anderen mit Romy Schneider, Elizabeth Taylor und Henry Fonda.

Voller Trauer gebe man das Ableben Bergers bekannt, so sein Agent Helmut Werner auf der Website des Schauspielers. Berger sei am Donnerstag um 4.00 Uhr „friedlich, aber dennoch unerwartet“, in seiner Heimatstadt gestorben. Er wäre am 29. Mai 79 Jahre alt geworden.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Berger in Salzburg, später arbeitete der in Paris und London zunächst als Dressman und Fotomodell und wirkte in Werbespots mit. Zwischen 1964 und 1966 absolvierte Berger in London ein Studium an der Central Drama School, machte jedoch keinen Abschluss. Er ging nach Perugia, um an der Universität Italienisch zu lernen. Erste Leinwanderfahrungen sammelte er als Statist und mit kleineren Rollen in der Filmmetropole Cinecitta, wurde dann 1966 das erste Mal von seinem Entdecker und späteren Lebensgefährten Luchino Visconti mit einer kleinen Rolle im Film „Hexen von heute“ besetzt.

Provokant und schön

Den weltweiten Durchbruch schaffte er mit seinen Rollen in „Die Verdammten“ und „Ludwig II.“, für Erstere wurde er 1970 für den Golden Globe als bester Nachwuchsschauspieler nominiert. In „Gewalt und Leidenschaft“ spielte er an der Seite von Hollywood-Legende Burt Lancaster einen provokanten, schönen Jüngling. Er personifizierte nach und nach den sexuellen Tabubruch im europäischen Kino. So wurde er insbesondere für seine Darstellung narzisstischer und bisexueller Figuren bekannt.

Schauspieler Helmut Berger als Ludwig II.
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Berger als Ludwig II. unter der Regie Viscontis

1970 erlebte man den Schauspieler mit der Titelrolle des ewig jungen Dandys in Massimo Dallamanos Oscar-Wilde-Adaption „Das Bildnis des Dorian Gray“. Es folgten Vittorio De Sicas „Der Garten der Finzi Contini“ (1970), Sergio Gobbis „Un beau monstre“ (1970) und Duccio Tessaris Thriller „Una farfalla con le ali insanguinate“ (1971). Bergers erste deutsche Kinoproduktion war 1973 Otto Schenks Arthur-Schnitzler-Adaption „Reigen“.

TV-Hinweis

In memoriam Helmut Berger ändert der ORF am Freitag das Programm: Um 23.05 Uhr zeigt ORF2 „Helmut Berger – Der Verdammte“, die österreichische Fassung des Dokumentarfilms „Helmut Berger, meine Mutter und ich“. Um 0.25 Uhr folgt der Film „Gewalt und Leidenschaft“.

Als junger Schauspieler wurde Berger zum Weltstar und auch zum begehrten Fotomotiv. Er zierte als erster Mann das Cover der Modezeitschrift „Vogue“. Andy Warhol fertigte Polaroids von Berger an und reproduzierte sie als Siebdrucke. Der Tod Viscontis 1976 stürzte Berger allerdings in eine tiefe persönliche Krise. Es folgten ein Selbstmordversuch, Alkoholexzesse, ein dekadenter Lebensstil, aber kaum noch neue große Rollen. Berger sagte, dass er sich nach Visconti niemals mehr in jemanden verliebt habe.

US-Schauspielerin Faye Dunaway mit dem österreichischen Schauspieler Helmut Berger im Jahr 1976
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Berger mit Faye Dunaway 1976: Er spielte mit den Größen der Zeit

In den folgenden Jahren zehrte Berger zunehmend von seiner Vergangenheit und dem Prädikat des einst „schönsten Mannes der Welt“. Er spielte in unbedeutenderen Filmen und übernahm Fernsehrollen wie in der US-Soap „Der Denver Clan“. Francis Ford Coppola engagierte ihn aber 1990 immerhin für „Der Pate III“. 1992 wirkte Berger im Video zu Madonnas „Erotica“ mit.

Berger machte aber mehr mit Auftritten in Talkshows als mit schauspielerischen Leistungen von sich reden. „Ich bin total versackt“, erklärte er 1996 in Harald Schmidts damaliger Sat1-Show. Medien berichteten über seine ausschweifenden Exzesse mit Alkohol und anderen Drogen und seine zahlreichen Affären.

Schauspieler Helmut Berger gestorben

Der österreichische Schauspieler Helmut Berger ist am Donnerstag im Alter von 78 Jahren in Salzburg gestorben. Am Beginn seiner Karriere Anfang der 1960er Jahre galt er als schönster Mann der Welt. Mit dem römischen Starregisseur Visconti verband Berger nicht nur eine Liebesbeziehung, mit ihm drehte der Exzentriker ab 1967 auch seine wichtigsten Filme.

In den 2000er Jahren zog er sich großteils zurück und pflegte seine Mutter in Salzburg. 2013 nahm er kurzzeitig an der deutschen Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ teil, verließ das Reality-Dschungelcamp allerdings wenige Tage später wegen gesundheitlicher Probleme. „Es ist mir scheißegal“, sagte Berger auf die Frage, was andere wohl über ihn denken.

Olivia Jones (l) alias Oliver Knöbel und Helmut Berger
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Berger gab sich gern als Enfant terrible (hier mit dem deutschen Bühnenstar Olivia Jones)

Rückkehr auf die große Leinwand

In den letzten Jahren widmete sich Berger wieder vermehrt der ernsthaften Schauspielerei. 2014 wirkte er als alternder Designer in Bertrand Bonellos Filmbiografie „Saint Laurent“ mit, 2018 gab er mit 73 Jahren in Berlin sein Bühnendebüt.

In Bad Ischl erhielt der vielfach ausgezeichnete Berger zum 75. Geburtstag das Kulturehrenzeichen der Stadt, auf dem Vorplatz des Lehartheaters wurde eine Büste des Schauspielers enthüllt, die ihn in seiner Glanzrolle als Ludwig II. zeigt.

Schauspieler Helmut Berger bei den Filmfestspielen in Cannes
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Im hohen Alter gefeiert: Berger 2014 bei den Filmfestspielen in Cannes

2019 erschien der Dokumentarfilm „Helmut Berger, meine Mutter und ich“ der Filmemacherin Valesca Peters. Im November 2019 gab Berger schließlich bekannt, nach mehreren Lungenentzündungen seine Schauspielkarriere zu beenden. Er wolle wie sein Vorbild Marlene Dietrich seinen Lebensabend abseits der Öffentlichkeit verbringen.

Auf Bergers Website steht nun, sein Lebensmotto sei „La Dolce Vita“ gewesen, das habe er zeitlebens in vollen Zügen genossen. „Der frühere Liebling auf allen Partys des internationalen Jetset lebte bis zuletzt glücklich, zufrieden und gut gelaunt in Salzburg.“

Mayer: Star des europäischen Films

Die Grünen-Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer würdigte Berger als einen der „größten österreichischen Stars des europäischen Films“. Ohne Zweifel könne man Berger „als weltberühmten Künstler unseres Landes bezeichnen“. Berger werde „als beeindruckende Künstlerpersönlichkeit fehlen“, schrieb Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) laut Aussendung.