Der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Harald Mahrer, hat gestern in mehreren Interviews Kritik an Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) geübt. Für Mahrers Geschmack werde nämlich zu wenig über „Greenflation“ gesprochen, also darüber, dass auch die Energiewende die Preise erhöhe. Und daran habe Gewessler Anteil.
Für den ökologischen Umbau fehlten jedoch Arbeitskräfte und Gerätschaften, bemängelte Mahrer etwa gegenüber der „Kleinen Zeitung“. Auch gebe es beispielsweise keinen Plan, wie man jene 40-Terawattstunden-Stromlücke schließen will, die sich laut Mahrer in Österreich bis 2030 auftun werde.
Populismusvorwurf
„Es gibt im Klimaministerium scheinbar eine Liste für tabuloses Denken. Da kann man vieles draufschreiben. Wenn man die ‚Tabulosliste‘ in eine ‚Realismusliste‘ transformiert, dann muss man viele Dinge streichen“, sagte der WKO-Präsident dem „Kurier“.
Zudem muss sich Gewessler laut Mahrer den Vorwurf gefallen lassen, populistisch zu agieren: „Denn wenn uns die Frau Klimaministerin vor einem Jahr mit breitem Grinsen erklärt hat, die Sonne und der Wind schicken uns keine Energierechnung, aber nicht dazusagt, dass uns die Sonnen- und Windstromanbieter sehr wohl Rechnungen schicken, dann bin ich der Meinung, dass der Populismus im ganzen Land verbreitet ist“, kritisierte Mahrer wiederum gegenüber den „Salzburger Nachrichten“.
Kritik von FPÖ und NEOS
Hohn für Mahrers Kritik an den Grünen kam von der FPÖ: „Sich darüber aufzuregen, gleichzeitig aber den Steigbügelhalter zu spielen, ist eindeutig zu wenig“, so der blaue Generalsekretär Michael Schnedlitz. Denn schließlich liege es an der ÖVP, „Gewessler und Co. auch endlich einzubremsen“. Dazu fehle der ÖVP jedoch der Mut.
NEOS nahm Mahrer die Kritik an der Bundesregierung in Sachen Inflation nicht ab, schließlich sei „Mahrer selbst nicht nur Koproduzent der Teuerung, sondern auch Profiteur“, meinte Wirtschaftssprecher Gerald Loacker. Die restriktive Gewerbeordnung verknappe das Angebot und treibe so die Preise weiter nach oben. Auch nasche die Wirtschaftskammer durch Kammerumlage eins und zwei fleißig an der Inflation mit.