Zehntausende Israelis demonstrierten wieder

Aus Protest gegen die rechtsreligiöse Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sind in Israel wieder Zehntausende auf die Straße gegangen. Sie versammelten sich gestern Abend in mehreren großen Städten und schwenkten israelische Flaggen. Auf Bannern und Schildern in Tel Aviv waren Parolen zu lesen wie „Stoppt sie“, „Israel ist nicht der Iran“ und „Die plündernde Regierung“.

Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich allein in der Mittelmeer-Metropole mehr als 130.000 Menschen. Es waren die ersten Großdemos nach den Kämpfen zwischen Israel und dem Islamischen Dschihad im Gazastreifen. Die Proteste dauern nun bereits 20 Wochen an.

Nun auch Streit über Umverteilung im Budget

Wegen eines von der Regierung geplanten Justizumbaus kommt es seit Monaten in Israel landesweit regelmäßig zu Kundgebungen. Diese Woche richtete sich der Protest auch gegen die geplante neue Verteilung der Staatsfinanzen. Die Regierung muss den Haushalt bis Ende Mai verabschieden. Medienberichten zufolge sollen insbesondere die ultraorthodoxen Koalitionsparteien von den bereits vom Finanzausschuss gebilligten Plänen profitieren.

Die Organisatoren der Proteste warfen der Regierung vor, „die Staatskasse zugunsten politischer Korruption zu plündern“. Netanjahu verteile Steuergelder an seine Verbündeten, „um die Umsetzung diktatorischer Gesetze zu erleichtern“, hieß es in einer Mitteilung.

Ringen um Verhinderung von Staatskrise

Die rechtsreligiöse Koalition will mit einer Umgestaltung der Justiz den Einfluss des obersten nationalen Gerichts beschneiden. Sie wirft dem Gericht übertriebene Einmischung in politische Entscheidungen vor. Kritiker sehen die Gewaltenteilung in Gefahr und warnen vor einer Staatskrise. Netanjahu hatte die Pläne im März ausgesetzt. Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition über einen Kompromiss blieben bisher erfolglos.