Der britische Schriftsteller Martin Amis ist tot. Der Autor von Romanen wie „Gierig“, „London Fields“ und „Die schwangere Witwe“ starb bereits am Freitag im Alter von 73 Jahren, wie der Buchverlag Penguin Random House UK gestern mitteilte. Amis lebte zuletzt in den USA.

Die „New York Times“ hatte zuvor unter Berufung auf die Frau des Autors, Schriftstellerin Isabel Fonseca, über den Todesfall berichtet. Amis galt als einer der bedeutendsten britischen Autoren der Gegenwart. Seinen Durchbruch hatte er mit dem Roman „Das Rachel-Tagebuch“ (1973).
Bissiger Humor
Amis war nicht zuletzt für seinen bissigen Humor bekannt. In „Gierig“, seinem wohl bekanntesten Werk (Originaltitel: „Money: A Suicide Note“), setzte er sich in humoristischer und kritischer Weise mit den kapitalistischen Auswüchsen der Regierungszeit von Margaret Thatcher in Großbritannien und Ronald Reagan in den USA auseinander.
Amis war der Sohn des gleichfalls berühmten Schriftstellers Kingsley Amis (1922–1995), der ebenfalls humoristische Romane verfasste. Martin Amis erwarb einen Abschluss in Anglistik an der britischen Eliteuniversität Oxford und arbeitete einige Jahre lang als Redakteur bei verschiedenen Blättern. 1973 veröffentlichte er seinen ersten Roman „The Rachel Papers“. Elf Jahre später gelang ihm mit „Gierig“ der große Durchbruch.
Auschwitz-Roman feierte Cannes-Premiere
Amis veröffentlichte insgesamt 14 Romane, zwei Sammlungen von Erzählungen sowie acht Sachbücher. Erst am Freitagabend war die jüngste Verfilmung eines Romans von Amis in Cannes im Wettbewerb gelaufen: Jonathan Glazers „Zone of Interest“ ist eine lose Adaption von Amis’ Holocaust-Roman „Interessengebiet“ (2014).
Amis’ deutscher Verlag hatte das Buch zunächst als zu provokant abgelehnt. Der Roman handelt von der obsessiven Liebe eines SS-Offiziers zur Frau eines KZ-Lagerkommandanten. Glazers Verfilmung benennt als Ort der Handlung Auschwitz, im Zentrum steht das traute Familienleben von Lagerkommandant Rudolf Höß (Christian Friedel) und dessen Frau Hedwig (Sandra Hüller).