Urlauberhütten am Strand
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„Urlaubseuro“

Reisen nach Übersee deutlich günstiger

Die Reiselust ist bei Österreicherinnen und Österreichern laut Reiseveranstaltern heuer wieder spürbar hoch. Wo man 2023 für sein Geld mehr bekommt, zeigt die jährliche Auswertung zum „Urlaubseuro“. Tendenziell günstiger geworden sind europäische Reiseziele. Als deutlich günstiger im Vergleich zum Vorjahr erweisen sich allerdings Reisen nach Übersee. Grund dafür seien vor allem ein aufgewerteter Euro und die starke Inflation in Österreich.

Im Schnitt bekommen die Österreicherinnen und Österreicher heuer für ihr Geld im Urlaub rund 20 Prozent mehr als zu Hause und steigen somit besser aus als im Vorjahr, so die UniCredit Bank Austria in ihrer jährlichen Auswertung am Montag. Der günstige Euro-Wechselkurs mache vor allem Überseedestinationen im Vergleich zu 2022 durchschnittlich um 17 Prozent billiger, vorneweg finden sich darunter vor allem Karibikinseln wie die Dominikanische Republik. Aber auch asiatische Reiseziele wie Japan fallen hier rein.

„Basierend auf dem Urlaubsverhalten vor der Pandemie kam es zu einem deutlichen Anstieg des ‚Urlaubseuros‘ in Überseedestinationen. Dafür war neben dem stärkeren Euro auch die teilweise niedrigere Preissteigerung verantwortlich“, sagte Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria. Nichtsdestoweniger zählen Flugzeuge zu den klimaschädlichsten Verkehrsmitteln. Der Anteil der Flugbranche am menschengemachten Klimawandel wird auf rund 3,5 Prozent geschätzt.

Lake Pehoe in Patagonien, Chile
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Überseedestinationen sind im Vergleich zu 2022 durchschnittlich um 17 Prozent billiger (im Bild: Patagonien, Südamerika)

Türkei, Ungarn, Kroatien weiterhin deutlich günstiger

Aufgrund der hohen Inflation bekommt man in der Türkei und in Ungarn, wo in der Vergangenheit der „Urlaubseuro“ am meisten wert war, weniger als im Vorjahr. „Trotzdem bleiben diese beiden Länder zusammen mit Kroatien unter den beliebtesten Urlaubsdestinationen jene, wo der Urlaubseuro am meisten wert ist“, so Bruckbauer.

Unter einigen der beliebtesten Urlaubsdestinationen können Urlauberinnen und Urlauber aus Österreich auch in Portugal, Griechenland, Slowenien und Spanien mehr für ihren „Urlaubseuro“ erwarten als zu Hause. In vielen Ländern Ost- und Südosteuropas ist der „Urlaubseuro“ zwar weiterhin deutlich mehr wert als in Österreich, allen voran in Bulgarien, Rumänien und Polen, allerdings hat sich hier der Wert zum Vorjahr verringert.

Städtereisen weiterhin teuer, aber Tendenz sinkend

Für Städtereisen müssten die Österreicherinnen und Österreicher zwar nach wie vor etwas tiefer in die Tasche greifen als zu Hause – etwa im Vereinigten Königreich, in Frankreich und den USA. „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Differenz jedoch deutlich reduziert“, so Bruckbauer.

Schweiz bleibt teuerste Urlaubsdestination

Trotz einer erneuten Aufwertung des Schweizer Frankens seit 2022 führte die niedrige Inflation in der Schweiz zu einem leicht höheren Wert des „Urlaubseuros“ im Vergleich zu 2022. Unter den beliebtesten Urlaubsdestinationen bleibt die Schweiz allerdings weiterhin eindeutig die teuerste Option für Österreicherinnen und Österreicher.

„Trotz niedriger Inflation in den letzten Jahren sorgt die Aufwertung in der Schweiz weiter dafür, dass der ‚Urlaubseuro‘ dort bei rund drei Vierteln des Wertes in Österreich liegt, was seinem langjährigen Durchschnitt entspricht“, so Bruckbauer. Seit es Wertvergleiche gibt, war der „Urlaubseuro“ in der Schweiz noch nie mehr wert als in Österreich.

Abweichungen bei Preisen möglich

Die Untersuchung der Bank Austria vergleicht die allgemeinen Preisniveaus in den unterschiedlichen Ländern. Die Teuerung von besonders bei Touristen beliebten Waren und Dienstleistungen kann davon abweichen. Zudem werden die Preise im jeweiligen Landesdurchschnitt betrachtet, jene in bestimmten Regionen (z. B. Hauptstädten) können ebenfalls abweichen.

78 Prozent wollen im Sommer verreisen

Laut ÖAMTC-Reisemonitoring ist die Reiselust für den kommenden Sommer groß: 78 Prozent der Befragten wollen im Sommer verreisen. Für 61 Prozent ist hier zwar weiterhin das Auto Reiseverkehrsmittel Nummer eins, doch im Vergleich zu den Vorjahren bleibt das Flugzeug mit 33 Prozent nach wie vor beliebt.

Flugzeuge

Flugzeuge zählen zu den klimaschädlichsten Verkehrsmitteln. Der Anteil der Flugbranche am menschengemachten Klimawandel wird auf rund 3,5 Prozent geschätzt.

Das lässt sich auch beim Billigflieger Ryanair beobachten, der heute in Dublin seine Erwartungen mitgeteilt hat. So sollen die Passagierzahlen im Geschäftsjahr 2023/24, das bis Ende März geht, um zehn Prozent auf 185 Millionen steigen. Im Vorjahr lag man bei 168,6 Millionen Passagieren.

Durch Verschiebungen von Flugzeuglieferungen des Herstellers Boeing könnte diese Zahl allerdings auch leicht niedriger ausfallen. Die Kerosinkosten dürften sich um eine Milliarde Euro erhöhen. Steigende Umsätze sollen das aber ausgleichen können. Den Nettogewinn sieht Ryanair daher leicht höher als im Vorjahr.

Gute Buchungszahlen bei Reiseveranstaltern

Auch bei den Reiseveranstaltern erwartet man sich für den Reisesommer 2023 gute Buchungszahlen. Bei TUI-Österreich, dem größten Reiseveranstalter des Landes, liege man bei den Buchungszahlen 13 Prozent über dem Vorjahr und bei 96 Prozent des Vor-Pandemie-Niveaus. Trotz Inflation dürfte Reisen ein Grundbedürfnis der Menschen bleiben. „Das Geld ist offenbar da“, so TUI-Österreich-Geschäftsführer Gottfried Math zuletzt. Auf Schnäppchen müssten Kunden diesen Sommer allerdings verzichten.

„Die Teuerung hat durchgeschlagen, aber die Österreicherinnen und Österreicher haben große Lust zu verreisen“, betonte Math. „Die Leute legen sich ein gewisses Urlaubsbudget zurecht, nach dem dann das Reiseziel ausgewählt wird.“ Quer über alle Destinationen hätten sich die Preise gegenüber dem Sommer 2022 um sechs bis acht Prozent erhöht. „Sie liegen damit im Schnitt unter der Inflationsrate.“

Über 50 Prozent „all inclusive“

Die gestiegenen Preise würden dabei für ein verändertes Buchungsverhalten sorgen: „Mehr als die Hälfte unserer Gesamtbuchungen in Österreich sind ‚all inclusive‘. Es ist dem Kunden wichtig, eine Preissicherheit zu haben.“ Weil de facto alle Kosten abgedeckt seien, sprach Math auch von einer „Vollkaskoversicherung für das Urlaubsbudget“.

Durchschnittlich 1.200 Euro für Sommerurlaub

Im Schnitt gebe jeder TUI-Österreich-Kunde 1.200 Euro für seinen Sommerurlaub aus. Derzeit – also am Beginn der Saison, die bis in den Oktober hinein dauere – liege man bei 55 Prozent Auslastung der garantierten Gesamtkapazitäten. „Da wir die Kapazitäten zugleich erhöht haben, ist noch einiges verfügbar“, so Math. Das Regenwetter in letzter Zeit habe jedoch für stärkere Nachfrage gesorgt.