Tina Turner
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1939–2023

Tina Turner ist tot

Tina Turner ist am Mittwoch im Alter von 83 Jahren gestorben. Die in den USA geborene Sängerin und Schauspielerin stieg aus einfachsten Verhältnissen und einer von Missbrauch geprägten ersten Ehe zu einer der erfolgreichsten Unterhaltungskünstlerinnen aller Zeiten auf. Die Wahlschweizerin sei friedlich nach langer Krankheit in ihrem Haus in Küsnacht bei Zürich verstorben, zitierte Sky News einen Sprecher.

„Mit großer Trauer geben wir das Ableben von Tina Turner bekannt“, hieß es am Mittwoch auf der verifizierten Instagram-Seite der Sängerin von Hits wie „Private Dancer“, „Simply the Best“, „What’s Love Got to Do With It“ und „We Don’t Need Another Hero“. Turner habe mit ihrer Musik „Millionen von Fans in aller Welt“ begeistert, hieß es in der Mitteilung.

Die „Queen of Rock ’n’ Roll“ versetzte mit ihrer gewaltigen Stimme, ihren Kostümen, ihren Tanzeinlagen und überschäumender Energie ein Millionenpublikum in Ekstase. Musikalisch thronte die Sängerin mit der markant Stimme auf dem Olymp der Rockgeschichte neben Ikonen wie David Bowie, Keith Richards und Mick Jagger. Das Musikmagazin „Rolling Stone“ rühmte sie als „eine der größten Stimmen aller Zeiten“.

Tina Turner
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Tina Turner bei einem Konzert 1996 in Basel

Nach einer Abschiedstournee 2009 zog sie sich im Alter von 70 Jahren ins Privatleben zurück. Sie genoss nach eigenen Angaben nach Jahrzehnten harter Arbeit fortan das Leben ohne Verpflichtungen. Turner zeigte sich danach nur noch selten in der Öffentlichkeit, etwa, um für ein Buch oder ein Musical über ihre Lebensgeschichte zu werben.

Tina Turner ist tot

Berühmt geworden ist der Popstar schon Mitte der 1960er Jahre, damals noch als die Hälfte eines Duos. Nach der Trennung von ihrem gewalttätigen Partner wurde es eher still um sie, bis sie mit 45 zu ihrer zweiten Karriere startete, mit der Tina Turner zu einer der erfolgreichsten Solokünstlerinnen aller Zeiten wurde.

Von Ike Turner entdeckt – und unter ihm gelitten

Tina Turner, mit bürgerlichem Namen Anna Mae Bullock, wuchs im Südstaaten-Nest Nutbush in Tennessee in einer Baumwollpflückerfamilie noch unter der Rassentrennung auf. Als Mädchen sang sie im Gospelchor, ehe der acht Jahre ältere Gitarrist Ike Turner sie entdeckte. Er formte die Ike and Tina Turner Revue.

Tina und Ike Turner
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Tina und Ike Turner

Mit ihrer ersten Single „Fool in Love“ stürmten sie 1960 die Hitparaden. Es folgten Hits wie „River Deep – Mountain High“ und „Nutbush City Limits“. 1969 schafften sie den Durchbruch mit ihrem Auftritt im Vorprogramm der Rolling Stones.

Die beiden hatten 1962 geheiratet, aber Ike stellte sich als brutaler Ehemann heraus. Sie schaffte es erst 1976, ihn zu verlassen. Um die Scheidung schnell hinter sich zu bringen, gab sie alle finanziellen Ansprüche auf. Sie habe Jahrzehnte gebraucht, um ihm zu vergeben, sagte sie viel später. Ike Turner starb 2007.

Durchbruch mit 45

Mit wenig Geld in der Tasche und als alleinerziehende Mutter zweier Söhne fing Turner von vorn an. Sie sang und tanzte zuerst in Clubs, Hotels und auf Betriebsversammlungen. Sie habe geputzt, wo sie unterkam, sagte sie. „Lieber jemand anderes Putzfrau als Ike Turners Ehefrau!“ Und dann kam 1984. Mit 45 schaffte sie den Durchbruch mit ihrem Album „Private Dancer“. Sie gewann vier Grammys. Der Hit „What’s Love Got to Do With It?“ klang wie ein selbstironischer Rückblick auf die Ehe mit Ike.

Tina Turner
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Tina Turner bei einem Auftritt in Wien im Jahr 1993

Turner füllte Säle und Stadien der Welt. Als sie 1988 in Rio de Janeiro vor mehr als 180.000 Zuschauerinnen und Zuschauern sang, kam das Riesenpublikum ins Guinness-„Buch der Rekorde“. Danach lief Turners Leben in ihrer Villa am Zürichsee ganz nach ihrem Geschmack. Sie lebte dort seit Mitte der 90er Jahre und war auch Schweizerin geworden.

Sie benannte das 5.000 Quadratmeter große Anwesen nach ihren indianischen Vorfahren „Algonquin“. Es liegt hinter einem hohen schmiedeeisernen Tor. „Vor zwölf Uhr nicht läuten“, steht dort am Tor. „Ich singe nicht. Ich tanze nicht. Ich mache mich nicht zurecht“, sagte sie der „New York Times“. Die Reporterin fand die Villa charmant wie den Palast aus einem Zeichentrickfilm: mit Efeuranken am Haus, einer meterhohen Pferdeskulptur, die von der Decke hängt, und einem Gemälde von Turner in Aufmachung einer ägyptischen Königin an der Wand.

2013 Musikmanager Erwin Bach geheiratet

Turner lebte dort mit ihrem deutschen Mann Erwin Bach. Sie traf den Musikmanager Mitte der 80er Jahre. Die Beziehung hielt, und 2013 heirateten die beiden in Küsnacht. In einer Talkshow im britischen Fernsehen ließ sie sich mit 78 noch einmal zu einem ihrer Hüftschwünge hinreißen, die ihre Auftritte so legendär machten. Und die Löwenmähne? Alles fake, wie sie freimütig einräumte. „Ich trage Perücke, und zwar immer“, sagte sie der „Zeit“. „Ich ziehe Perücken an wie andere Menschen ihre Kleider.“

Tina Turner und Lionel Richie
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Tina Turner und Lionel Richie 1985 in Los Angeles

Würdigungen aus Politik weltweit

Als „unglaublich traurige“ Nachricht bezeichnete das Weiße Haus den Tod der Rock-Ikone. In Österreich zeigte sich Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) betroffen. „Mit Tina Turner hat eine Ausnahmekünstlerin die Bühne für immer verlassen. (…) Ihre Musik hat ganze Generationen geprägt“, schrieb er auf Twitter.

„Die Welt hat heute eine authentische, starke und kämpferische Frau verloren. Eine Frau, die Frauen gezeigt hat, dass sie stark sein können“, schrieb der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez. „You were simply the best. Tina Turner“, twitterte die slowenische Präsidentin Natasa Pirc Musar. „Mit Tina Turners Tod hat die Welt eine Ikone verloren“, betonte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset.

Mick Jagger: „Inspirierend, warm, lustig und großzügig“

Auch zahlreiche Künstlerinnen und Künstler würdigten die Verstorbene. „Ich bin so traurig über den Tod meiner wundervollen Freundin Tina Turner. Sie war wirklich eine enorm talentierte Künstlerin und Sängerin. Sie war inspirierend, warm, lustig und großzügig“, schrieb Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger auf Instagram. „Sie hat mir so viel geholfen, als ich jung war, und ich werde sie nie vergessen.“

Der kanadische Sänger Bryan Adams dankte der Sängerin für „die Inspiration für Millionen Menschen in aller Welt“, denen sie ihre Stimme geschenkt habe. „Freue dich im Paradies, Königin. Legenden sterben nie“, schrieb die Schauspielerin Rosario Dawson auf Instagram.

„Danke für die Inspiration, die du uns allen gegeben hast“, schrieb US-Sängerin Ciara auf Twitter. Der Himmel habe nun „einen Engel“ dazugewonnen. „Die Königin, Legende, Ikone“, schrieb Model und Schauspielerin Naomi Campbell auf Turners Instagram-Seite. Es werde nie wieder so jemanden wie Turner geben.