Chinesische Cyberspionage gegen kritische US-Infrastruktur

Eine chinesische Hackergruppe hat nach Angaben des Technologieriesen Microsoft und westlicher Geheimdienste kritische US-Infrastrukturen im Visier. Von der Telekommunikation bis zu Verkehrsknotenpunkten sei ein breites Spektrum ausspioniert worden, teilten die Nachrichtendienste und das Unternehmen gestern (Ortszeit) mit. Es war nicht sofort klar, wie viele US-Organisationen betroffen waren.

Auch die US-Pazifikinsel Guam, auf der sich strategisch wichtige US-Militärbasen befinden, sei Ziel der staatlich unterstützten Gruppe namens „Volt Typhoon“, erklärte Microsoft. Die Abwehr eines Angriffs auf Guam könne eine Herausforderung darstellen.

Nach Ansicht von Analysten handelt es sich um eine der größten bekannten chinesischen Cyberspionagekampagnen gegen kritische US-Infrastrukturen. Die chinesische Botschaft in Washington reagierte nicht sofort auf eine Anfrage von Reuters zur Stellungnahme.

NSA will Sicherheitslücken identifizieren

Vor dem Hintergrund der geopolitischen Spannung in der Pazifikregion könnten die Hacker bei künftigen Krisen die kritische Kommunikationsinfrastruktur zwischen den USA und ihren asiatischen Partnern stören, erklärten Microsoft-Analysten. „Das bedeutet, dass sie sich auf diese Möglichkeit vorbereiten“, fügte John Hultquist hinzu, Leiter der Bedrohungsanalyse bei Googles Mandiant Intelligence.

Die chinesischen Aktivitäten seien einzigartig und beunruhigend, auch weil die Analysten noch nicht genügend Einblick in die Fähigkeiten dieser Gruppe hätten. Die Nationale Sicherheitsbehörde (NSA) der USA erklärte, dass sie mit Partnern wie Kanada, Neuseeland, Australien und Großbritannien sowie dem FBI zusammenarbeite, um Sicherheitslücken zu identifizieren.

Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums sagte, bei den Vorwürfen handle es sich um eine „kollektive Desinformationskampagne“ der fünf Länder. Diese sei von den USA aus geopolitischen Gründen initiiert worden. Der Bericht der Microsoft-Analysten zeige, dass die US-Regierung ihre Desinformation über Regierungseinrichtungen hinaus ausweite. Unabhängig davon, welche Methoden genutzt würden, seien die Vereinigten Staaten das „Imperium des Hackens“.