Krankenhaus in Dnipro im Brand
Reuters/Dnipropetrovsk Regional Military
Spital in Dnipro getroffen

Russland setzt Angriffswelle auf Ukraine fort

Die Ukraine hat am Freitag neue Angriffe Russlands sowie Explosionen gemeldet. Bei einer Attacke auf ein Krankenhaus in Dnipro seien zwei Menschen getötet worden, 30 weitere seien verletzt. Vor der erwarteten ukrainischen Gegenoffensive hat Russland seine Angriffe verstärkt und zielt dabei vor allem auf Infrastruktureinrichtungen. Dabei spielen Berichten zufolge Bomben aus der Sowjetzeit eine zunehmende Rolle.

Russland habe 17 Raketen unterschiedlicher Typen und 31 Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136/131 auf die Ukraine abgefeuert, teilten die Luftstreitkräfte am Freitag in Kiew mit. Zehn Marschflugkörper und 23 Schahed-Drohnen sowie zwei Aufklärungsdrohnen seien abgeschossen worden, hieß es. Auch in Russland gab es Berichte über Angriffe von ukrainischer Seite.

Einschläge habe es in der Ukraine in den Gebieten Charkiw und Dnipropetrowsk gegeben, teilten die Behörden mit. In Dnipro meldete die Militärverwaltung Explosionen. Getroffen worden seien ein Krankenhaus und eine veterinärmedizinische Einrichtung. Es gebe zwei Tote und 30 Verletzte, unter ihnen zwei Kinder, teilten die Behörden mit. Zuvor war von einem Toten und 15 Verletzten die Rede gewesen. Drei Menschen würden noch vermisst.

Tote nach Angriff auf Spital in Dnipro

Bei einem russischen Raketenangriff auf eine Klinik in der ukrainischen Stadt Dnipro sind laut ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet worden. Behörden berichteten von 23 Verletzten, unter ihnen sollen sich zwei Kinder befinden.

Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Video des beschädigten Krankenhauses, das Feuerwehrleute am Einschlagsort und Rauchschwaden aus dem Gebäude zeigt, über den Kurznachrichtendienst Telegram geteilt. „Russische Terroristen bestätigen einmal mehr ihren Status als Kämpfer gegen alles Menschliche und Ehrliche“, zitierte die BBC den ukrainischen Präsidenten. Medien verbreiteten Bilder, die schwere Schäden am Krankenhaus zeigen.

Russische Drohne über Kiews nächtlichem Himmel
Reuters/Gleb Garanich
In der Ukraine gab es in der Nacht Luftalarm

„Dnipro hat gelitten“

Darüber hinaus wurden nach Behördenangaben zwei Unternehmen, eine Tankstelle und ein Hausgrundstück beschädigt. Ein Mitarbeiter der Tankstelle sei verletzt worden. Die russischen Angriffe hätten bis 5.00 Uhr gedauert. Im ganzen Land gab es in der Nacht Luftalarm. „Es war eine sehr schwierige Nacht“, teilte der Gouverneur von Dnipropetrowsk, Serhij Lysak, auf Telegram mit. „Es war laut – der Feind startete einen Großangriff auf die Region mit Raketen und Drohnen. Dnipro hat gelitten.“

Auch in Kiew war die Flugabwehr erneut wegen Raketenbeschusses aktiv. Der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko, sagte, dass Trümmerteile einer abgeschossenen Rakete das Dach eines Einkaufs- und Vergnügungszentrums beschädigt hätten. An anderer Stelle sei ein Haus getroffen worden. Auch Autos auf einem Parkplatz wurden beschädigt. Es gebe keine Verletzten, sagte Popko.

Russische Drohne über Kiews nächtlichem Himmel
Reuters/Gleb Garanich
Eine russische Drohne in Kiews nächtlichem Himmel

Russland: 70 Angreifer „vernichtet“

Auch auf russischem Gebiet wurden Angriffe gemeldet. Bei einer Explosion in der südrussischen Stadt Krasnodar östlich der Halbinsel Krim sei nach Behördenangaben ein Wohn- und Bürogebäude beschädigt worden. Die Explosion sei von zwei Drohnen verursacht worden, teilte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Wenjamin Kondratjew, über Telegram mit. Es gebe keine Verletzten, aber einige Schäden an Gebäuden, kritische Infrastruktur sei allerdings nicht beschädigt worden.

Auch im zuletzt von Kämpfen erschütterten Gebiet Belgorod wurde über neuen Beschuss der Grenzstadt Graiworon berichtet. Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, erklärte auf Telegram, mindestens fünf Kommunen seien von ukrainischen Streitkräften wiederholt beschossen worden. Mehrere Gebäude seien beschädigt werden, Verletzte gebe es nicht, wie Gladkow weiter mitteilte.

In Belgorod waren am Montag von ukrainischer Seite schwer bewaffnete Kämpfer mit Militärtechnik eingedrungen. Mehr als 70 Angreifer seien „vernichtet“ worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

„NYT“: Russland verwendet Bomben aus Sowjetzeit

Russland habe seine Angriffe auf die Ukraine in den letzten Wochen verstärkt und ziele im Vorfeld einer erwarteten ukrainischen Gegenoffensive auf deren Infrastruktureinrichtungen, schrieb die britische BBC. Russland hat nach eigenen Angaben in der Nacht auf Freitag Munitionslager in der Ukraine angegriffen. „Das Ziel des Angriffs wurde erreicht“, teilte das Verteidigungsministerium der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge mit.

Ein großer Teil des Krieges werde mit Langstreckenmunition geführt, von Artilleriegranaten bis hin zu ballistischen Raketen, so die „New York Times“ („NYT“). Jedoch hätte die Ukraine fast alle auf ukrainische Städte gerichteten Raketen und Kampfdrohnen in den letzten Wochen abgeschossen, weshalb die Russen nach Angaben ukrainischer Beamter, unabhängiger Analysten und amerikanischer Militärs verstärkt Bomben aus der Sowjetzeit einsetzen würden.

Ukrainische Einsatzkräfte entfernen eine nicht explodierte russische Bombe aus sowjetischer Zeit
AP/Andriy Andriyenko
Rettungskräfte entfernen eine nicht explodierte russische FAB-500-Fliegerbombe in der Region Saporischschja

Abschuss und Ortung schwieriger

Obwohl die Waffen nur begrenzt einsetzbar seien, seien sie schwieriger abzuschießen als die „schnellsten und modernsten Raketen“, die die Ukrainer inzwischen gut abzufangen wüssten. Sie hätten keine Antriebssysteme wie Marschflugkörper und würden nicht annähernd so lange in der Luft bleiben wie Drohnen, daher seien sie für die ukrainische Luftabwehr viel schwerer zu orten.

„Das ist die Entwicklung des Luftkriegs“, zitierte die „NYT“ Oberstleutnant Denys Smaschnyj von der ukrainischen Luftwaffe. „Zuerst versuchten sie es mit Marschflugkörpern, und wir schossen sie ab. Dann haben sie es mit Drohnen versucht, und wir haben sie abgeschossen. Sie suchen ständig nach einer Lösung, um uns anzugreifen, und wir suchen nach einer, um sie abzufangen.“