Kocher stockte Kontingent für Saisonniers weiter auf

Der akute Arbeitskräftemangel macht auch dem Tourismus zu schaffen. Um hier zu einer Entspannung beizutragen, vergrößert das Wirtschaftsministerium das Kontingent für Saisonarbeiterinnen und -arbeiter aus dem Ausland.

„Wir werden das sogenannte Saisonkontingent um weitere 1.000 Plätze aufstocken“, kündigte ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher in einer Pressekonferenz an. 898 Stellen davon seien für den Tourismus vorgesehen, 102 für die Landwirtschaft.

Insgesamt gibt es in Österreich dann Platz für knapp 7.450 Saisonniers – 4.287 im Tourismus, 3.160 in der Landwirtschaft. Im Tourismuskontingent zeichneten sich derzeit deutlich größere Engpässe ab, daher werde der Großteil der Plätze dem Tourismus zufließen.

Lage im Tourismus angespannt

Es sei trotz dieser Maßnahme immer noch schwierig, ausreichend Arbeitskräfte zu finden, so der Minister, obwohl die Saisonkontingente kontinuierlich erhöht wurden. Im April waren laut Kocher 12.000 offene Stellen beim AMS gemeldet, laut Schätzungen würden aber nur 50 Prozent tatsächlich gemeldet. „Das heißt, insgesamt sind 20.000 bis 30.000 Stellen offen im Tourismus.“

„Für die Branche ist die Anhebung des Saisonkontingents ganz wichtig – neben der Teuerung stellt der Mitarbeiterbedarf im Moment die größte Herausforderung dar“, wird Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) in der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Wirtschaftsminister zitiert. Die Saisonkräfte kämen „vor allem aus Bosnien-Herzegowina und Serbien“.

Kocher verwies auch auf erfolgte Adaptierungen bei der Rot-Weiß-Rot-Karte, seit Oktober gebe es einen Zuwachs von 50 Prozent bei den Bewilligungen. Auf den Tourismus würden derzeit rund zehn Prozent aller Karten entfallen. 2022 wurden laut Kraus-Winkler 244 Karten im Tourismus vergeben nach 101 im Jahr davor – für sie ein Erfolg.

Gewerkschaft sieht „Lohn- und Sozialdumping“

Ganz anders sieht das die Gewerkschaft vida, die die Regierung als Komplizen der „Lohndrücker in der Wirtschaft“ sieht. Statt Arbeitsbedingungen zu verbessern, werde auf Arbeitskräfte aus dem Ausland zurückgegriffen, die Aufstockung des Saisonnierkontingents sei „Lohn- und Sozialdumping“.

Ähnlich gelagert die Meinungen von SPÖ und NEOS: Den Arbeitskräftemangel bekämpfe man mit höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen, so SPÖ-Tourismussprecherin Melanie Erasim. NEOS-Tourismussprecherin Julia Seidl schlug Steuersenkungen für die Attraktivierung der Arbeit im Tourismus vor. Alles andere seien „kosmetische Maßnahmen“.

Wirtschaft zeigt sich erfreut

Erfreut zeigte sich die Wirtschaft. Damit setze die Regierung „einen wichtigen Schritt gegen den Arbeitskräftemangel“, so der Generalsekretär der Wirtschaftskammer (WKO), Karlheinz Kopf. Es müssten aber noch weitere Maßnahmen folgen, auch für andere Branchen.

Die Aufstockung des Saisonnierkontingents im Tourismus sei „entscheidend für den Erhalt der Angebotsqualität im österreichischen Qualitätstourismus“, hieß es von der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Sie wünscht sich allerdings einen weiteren Planungshorizont als nur bis zum nächsten Saisonbeginn.