Lage nach Ausschreitungen im Kosovo wieder ruhig

Nach den Ausschreitungen im serbisch bevölkerten Norden des Kosovo am Vortag war die Lage heute Früh ruhig. Das berichteten kosovarische und serbische Medien. Militante Serben in drei nordkosovarischen Gemeinden hatten gestern kosovarische Polizisten angegriffen, die sich Zugang zu den Gemeindeämtern verschaffen wollten, wie die Polizei in Pristina gestern Abend mitteilte.

Die Serben wollten verhindern, dass die neuen Bürgermeister in den Gemeinden Zvecan, Leposavic und Zubin Potok ihr Amt antreten. Deren Wahl im Vormonat hatten die Serben im Nordkosovo boykottiert. Die Wahlbeteiligung lag deshalb bei nur 3,5 Prozent. Die neuen Bürgermeister kommen von albanischen Parteien. Im Rest des Kosovo leben fast ausschließlich Albaner.

Die Situation war gestern vor allem in Zvecan eskaliert. Die Kosovo-Polizei trieb die Menge mit Tränengas auseinander. Fünf Polizisten erlitten Verletzungen, hieß es in der Polizeimitteilung. Die Serben beklagten wiederum Leichtverletzte infolge des Tränengaseinsatzes. Fahrzeuge der Kosovo-Polizei und der EU-Rechtsstaatsmission EULEX wurden angezündet oder beschädigt.

Serbische Streitkräfte in Bereitschaft

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic versetzte die Streitkräfte des Nachbarlandes in Bereitschaft. Belgrad findet sich mit der 2008 erklärten Unabhängigkeit seiner einstigen Provinz nicht ab und verlangt ihre Rückgabe.

Deutschland, die USA, Großbritannien, Frankreich und Italien kritisierten das Vorgehen der Kosovo-Polizei mit ungewöhnlich deutlichen Worten. „Wir verurteilen die Entscheidung des Kosovos, sich trotz unserer Aufrufe zur Zurückhaltung den Zugang zu den Gemeindegebäuden im Nordkosovo erzwungen zu haben“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Außenministerien der fünf Länder. Über die Anordnung der Bereitschaft für die serbischen Streitkräfte zeigten sich die westlichen Länder „besorgt“.