Immer wieder wechselte er zwischen dem Theater und dem Film. Den Höhepunkt seiner Filmkarriere erreichte er mit seiner Hauptrolle in „Toni Erdmann“ (2016). Für die Verkörperung eines alternden, kauzigen Musiklehrers, der die Liebe seiner Tochter (Sandra Hüller) gewinnen möchte, wurde er zu den Filmfestspielen in Cannes 2016 eingeladen und als bester Schauspieler mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet.
Neben zahlreichen Filmen war er auch immer wieder in TV-Serien, etwa bei „Stockinger“, „Tatort“ und „Der Alte“, zu sehen. Zuletzt war er bei der Auswahl seines Engagements für die Arbeit vor der Kamera wählerischer. „(…) etwas Belangloses zu machen, auch wenn es ganz schöne Rollen sind, da ist es schade um die Zeit, wenn man so alt ist wie ich“, sagte er erst vor wenigen Wochen in einem Interview mit der APA anlässlich seines letzten Films „Der vermessene Mensch“, der Ende März in die Kinos kam.
Parallel zu seinen Bühnenauftritten war er bereits ab den 80er Jahren stets auch auf der Leinwand und im TV zu sehen. Er spielte etwa in Axel Cortis „Herrenjahre“ (1983), in Margarethe von Trottas „Fürchten und Lieben“ (1988) und in „Gebürtig“ von Lukas Stepanik und Robert Schindel (2002).
Schauspieler statt Zahnarzttechniker
Simonischek wurde im Laufe seiens Lebens mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter eine Platin-Romy für sein Lebenswerk, der Grimmepreis, eine Ehrenmitgliedschaft am Burgtheater; und zuletzt wurde ihm im vergangenen Jahr die Ehrendoktorwürde der Kunstuniversität Graz verliehen.
Aufgewachsen war Simonischek in der Oststeiermark. Er studierte zunächst an der Technischen Hochschule in Graz und begann auf Wunsch seines Vaters, Zahnarzt von Beruf, eine Zahntechnikerausbildung. Er wechselte aber bald für seine Schauspielausbildung an die heutige Kunstuniversität Graz, damals Akademie für Musik und darstellende Kunst.
Trauer um Schauspieler Peter Simonischek
Der Schauspieler Peter Simonischek ist in der Nacht auf Dienstag im Alter von 76 Jahren verstorben. Erste Reaktionen auf den Tod des Publikumslieblings zeugen von großer Betroffenheit im offiziellen Österreich.
Zwei Jahrzehnte in Berlin
Nach Engagements am Grazer Schauspielhaus, in St. Gallen und Bern in der Schweiz war er von 1979 bis 1999 Ensemblemitglied an der Berliner Schaubühne unter der Leitung von Peter Stein und danach Andrea Breth. Zu Österreich hielt er vor allem bei den Salzburger Festspielen etwa in Peter Handkes „Prometheus, gefesselt“ und in Anton Tschechows „Kirschgarten“ Kontakt.
1999 wechselte er unter der Direktion Klaus Bachler vollständig nach Österreich ins Ensemble des Burgtheaters. Acht Jahre, von 2002 bis 2009, stand er zudem als Jedermann bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne.
„Lüge ist in Österreich Kultur“
Bei seiner Rückkehr von Berlin nach Österreich habe er wieder umlernen müssen, sagte er einmal in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“: „In Berlin kann man das, was gesagt wird, gerne für bare Münze nehmen. Damit ist man in Österreich ganz schlecht beraten, weil man ganz selten zu hören kriegt, was die Leute wirklich denken.“
Den Berlinern bescheinigte Simonischek mangelnde Umgangsformen, den Wienern mangelnde Wahrheitsliebe: „Die Konvention (in Österreich, Anm.) ist: lügen ohne Not. Die Lüge ist in Österreich Teil der Kultur, (Arthur) Schnitzler wäre gar nicht denkbar ohne die Kultur der Lüge.“
Simonischek war seit 1989 in zweiter Ehe mit seiner Kollegin Brigitte Karner verheiratet und hinterlässt mit ihr zwei Söhne. Sein Sohn Max Simonischek aus erster Ehe mit Charlotte Schwab trat als Schauspieler in die Fußstapfen seines Vaters.
Würdigungen aus Politik und Kultur
„Wer kannte Peter Simonischek nicht? (…) Peter Simonischek war ein Künstler, der sich in jeder Verwandlung treu blieb“, so Bundespräsident Alexander van der Bellen, der „diesen großen österreichischen Charakterdarsteller“ würdigte. Als „großer Künstler“ werde er in Erinnerung bleiben, hieß es von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler (Grüne) sagte, Österreich habe „einen wahrhaft Großen verloren. Zeit seines Lebens hat dieser Schauspieltitan die Bodenhaftung nicht verloren und ist auf berührende Art seiner steirischen Heimat verbunden geblieben.“
„Mit großer Bestürzung und Trauer habe ich vom Tod Peter Simonischeks erfahren“, teilte Grünen-Kunst- und -Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer mit. Mit seiner „charismatischen Präsenz und seinem feinfühligen Können“ sei er über Jahrzehnte einer der ganz Großen der gegenwärtigen Schauspielkunst gewesen. Simonischeks Tod sei ein riesiger Verlust für die gesamte Kunst- und Kulturszene.
„Ungemein sympathischer Mensch“
„Protagonisten wie Peter Simonischek begründen den Stellenwert des Burgtheaters“, sagte Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher über das Ehren- und Ensemblemitglied des Burgtheaters. Dieses verliere „einen vielschichtigen, vielseitigen und großartigen Künstler“. Salzburgs Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser würdigte Simonischek als „vergleichslosen ‚Jedermann‘“. Er sei das gewesen, „was man im besten Sinne des Wortes einen Publikumsliebling nennt – und das vollkommen zu Recht“.
Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) würdigten Simonischek als „ganz große Persönlichkeiten des Kulturlandes Steiermark“. Simonischek sei „auch eines immer geblieben: verwurzelt und stark verbunden mit seiner Heimat“. Für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist Simonischeks Tod „ein immenser Verlust für die Welt des Theaters und des Films“. Simonischek sei auch „ein ungemein sympathischer Mensch“ gewesen.
„Menschen wie er sind der wahre Schatz des Kulturlandes Österreich: Er hat die Kultur geliebt und das Feuer weitergegeben“, sagte ÖVP-Kultursprecherin Maria Großbauer. Auch FPÖ-Kultursprecher Thomas Spalt zollte Simonischek Respekt: „Die Kulturnation verliert eine Schauspielikone.“ Besonders dessen Vielseitigkeit habe ihn ausgezeichnet. Und NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger sagte: „Das ist sehr traurig und ein großer Verlust an Stimme, an Charakter, an Persönlichkeit: Danke, Peter Simonischek, für so viel!“