Rauchwolke über Halifax
Reuters/Meenakshi Guchhait
Ostkanada

Tausende fliehen vor Waldbränden

In acht von 13 Provinzen und Territorien in Kanada wüten derzeit Waldbrände. Nach mehreren Wochen im Westen des Landes brennt es nun auch in der östlichen Provinz Nova Scotia. In der Stadt Halifax mussten mehr als 16.000 Menschen wegen des Feuers ihre Häuser verlassen. Wegen seltener und „sehr aggressiver“ Waldbrände in dieser Provinz wurde für mindestens eine Woche der Notstand ausgerufen.

Kanada kämpft bereits seit Anfang Mai mit außergewöhnlichen Waldbränden. Anfangs waren vor allem die westlichen Provinzen British Columbia und Alberta betroffen. Vielfach waren die Brände außer Kontrolle geraten. Zigtausende Einwohner und Einwohnerinnen mussten in Sicherheit gebracht werden.

Gerade in West- und Zentralkanada, wo sich ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzflächen konzentriert, gab es ungewöhnlich trockene Bedingungen und teilweise sogar eine schwere Dürre, hieß es von der kanadischen Regierung. Inzwischen ist auch der Osten des Landes von den Bränden betroffen – bisher eine Seltenheit. Das größte Feuer, das Nova Scotia bisher erlebte, zerstörte 1976 knapp 13.000 Hektar. Zum Vergleich: In der weitaus größeren Provinz Alberta sind allein heuer schon mehr als eine Million Hektar verbrannt.

Tausende flüchten vor Waldbrand in Halifax

In der ostkanadischen Provinz Nova Scotia haben mehr als 16.000 Menschen wegen eines Waldbrandes ihre Häuser in der Stadt Halifax verlassen müssen. Das Feuer am nordwestlichen Stadtrand war laut Behörden außer Kontrolle, dehnte sich aber aufgrund des drehenden Windes nicht weiter aus. Die Gefahr sei dadurch aber noch nicht gebannt, warnten die Behörden weiter.

Höchste Alarmstufe

Am Wochenende geriet der nordwestliche Stadtrand der 430.000-Einwohner-Stadt Halifax außer Kontrolle. Medien verbreiteten Bilder von verbrannten Häusern und Autos. Bisher gibt es keine Berichte über Verletzte. Der Bürgermeister von Halifax, Mike Savage, sprach von einem „beispiellosen“ Feuer. Der kanadische Premier Justin Trudeau bezeichnete die Waldbrände in Nova Scotia am Montag als „unglaublich ernst“. Er kündigte „jede erforderliche Unterstützung und Hilfe des Bundes“ an.

„Unsere Feuerwehrleute haben unter sehr gefährlichen Bedingungen hart gearbeitet“, hieß es von der Feuerwehr von Halifax gegenüber dem britischen „Guardian“. Das Feuer habe sich schnell zur höchsten Alarmstufe fünf entwickelt. Diese Klassifizierung wird vor allem in den USA und Kanada verwendet, um den Schweregrad eines Brandes und die notwendigen Einsatzmannschaften zu definieren.

Ruinen eines Hauses
EBU/CBC
Das Ausmaß der Schäden und die Zahl der zerstörten Häuser sind noch unklar

Kein Niederschlag in nächsten Tagen erwartet

Zeitweise drehte sich der Wind und trieb das Feuer in die Richtung, aus der es gekommen war. Die Behörden hoffen, dass die Winde das Feuer zurückdrängen könnten. Bisher musste die Evakuierungszone zumindest nicht vergrößert werden. Gebannt ist die Gefahr allerdings noch nicht. Immer wieder könne es zu größeren Bränden kommen, wenn sich unverbrannte Brennstoffe in dem Gebiet entzünden.

Behörden zufolge könnten nur Regenfälle helfen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. In den kommenden Tagen sind aber keine Niederschläge zu erwarten. Noch sei unklar, wie viele Gebäude zerstört wurden, so die Feuerwehr. Ziel sei es jedenfalls, so viele Gebäude wie möglich zu erhalten.

Die Bewohner und Bewohnerinnen von Halifax müssten sich darauf einstellen, zumindest mehrere Tage nicht in ihre Häuser zurückkehren zu können, sagte die Feuerwehr. Fast verdoppelt hat sich zudem am Wochenende die Größe eines Waldbrandes der Gemeinde Yarmouth in Nova Scotia – etwa auf die Größe der Stadt Salzburg mit über 6.200 Hektar. Zwei Hubschrauber und sechs Tankflugzeuge sind hier im Einsatz.

Internationale Hilfe angefordert

Extreme Wetterereignisse sind vor allem im Westen Kanadas schon seit einigen Jahren zu beobachten. Nach Angaben von Fachleuten nahmen Häufigkeit und Intensität durch die Klimakrise zu. Angesichts der dramatischen Waldbrände in den zentralen und westlichen Provinzen Kanadas in den vergangenen Wochen hatte die Regierung bereits einen internationalen Hilferuf artikuliert – auch mit Blick auf den Sommer.

„Es besteht kein Zweifel, dass der Sommer schwer werden wird und dass wir Hilfe benötigen werden“, sagte Josee St-Onge, Sprecherin der Rettungsdienste in Alberta, kürzlich. Angesichts des enormen Ausmaßes der Brände werde es Monate dauern, bis diese bewältigt seien. Schon der April war sehr trocken gewesen, im Mai folgten Rekordtemperaturen und starke Winde.