Geldbörse mit Bargeld
ORF.at/Patrick Bauer
Umfrage

Die Gründe für die Beliebtheit von Bargeld

In Österreich erfreut sich Bargeld weiter großer Beliebtheit. Das hat verschiedene Gründe, wie eine am Dienstag präsentierte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Marketmind im Auftrag der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und der Münze Österreich zeigt. Vor allem für Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben, ist Bargeld eine Option, Gebühren zu sparen.

Der Anteil der bargeldlosen Transaktionen ist in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, dennoch sind zwischen 65 und 70 Prozent aller Transaktionen nach wie vor bar. Und der Großteil der Österreicherinnen und Österreicher will nicht auf Bargeld verzichten, wie aus einer am Dienstag präsentierten Studie von Marketmind hervorging.

Bargeld erweist sich vor allem für Personen in einer finanziell schwierigen Situation als echter Notgroschen: So sind acht Prozent der Befragten in einer finanziell schwierigen und 22 Prozent in einer finanziell angespannten Situation. Diese Personen wollen sich die Gebühren – etwa für Buchungszeilen und Kreditkarten – sparen. Niedrigverdiener mit einer relativ geringen Bildung – das sind 14 Prozent der Bevölkerung – greifen ebenfalls lieber zum Bargeld. Insgesamt sind für etwa 44 Prozent der Befragten Einsparungen bei den Gebühren ein wesentlicher Grund, bar zu bezahlen.

Vom „Pragmatiker“ bis zum „Lebenskünstler“

Etwa 18 Prozent der Befragten konnten zu den „Pragmatikern“ gezählt werden, die sowohl bar als auch bargeldlos bezahlen – je nachdem, was gerade angenehmer ist. Dem bargeldlosen Zahlungsverkehr zuzurechnen sind mit etwa 17 Prozent unter „Lebenskünstler“ zusammengefasste Personen, die weniger Überblick in finanziellen Angelegenheiten haben. Und 13 Prozent sind den digitalen Gutverdienern zuzurechnen, die ihre Ausgaben unter Kontrolle haben.

Bargeld bei Finanzproblemen bevorzugt

Fast ein Drittel der Österreicher und Österreicherinnen ist laut einer Umfrage für die Münze Österreich in einer schwierigen finanziellen Lage. Acht Prozent der Menschen kommen nur sehr schwer über die Runden und bevorzugen bei ihren Zahlungen Bargeld.

„Alle anderen Formen sind Geschäftsmodelle“

„Bargeld ist die einzige Bezahlform, bei der es rein nur um das Bezahlen an sich geht. Alle anderen Formen sind Geschäftsmodelle“, erklärte Direktor Matthias Schroth von der OeNB im Rahmen einer Pressekonferenz – sprich: Sie sind für die Endverbraucherinnen und -verbraucher nicht kostenlos. „Diese Kosten müssen dann teilweise von allen getragen werden, auch von jenen, die beispielsweise aufgrund eines zu geringen Einkommens gar keine Kreditkarte bekommen bzw. auch wollen.“ Diese Gruppe umfasst 48 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer.

Für Generaldirektor Gerhard Starsich von der Münze Österreich, die selbst Bargeld produziert, ist das nicht der einzige Grund, sich für Bargeld einzusetzen: „Auch im Sinne der österreichischen Wirtschaft ist die Aufrechterhaltung einer gut ausgestatteten Bargeldinfrastruktur wesentlich“, sagte Starsich.

Leichter, Umgang mit Geld zu lernen

Einig sind sich die Befragten über die Bedeutung des Bargelds, wenn es um den persönlichen Umgang mit Geld geht: So sind 76 Prozent überzeugt, dass mit Bargeld der Geldumgang besser zu lernen sei. Und 83 Prozent reden mit ihren Kindern über Geld. Weiters erhalten 59 Prozent der Kinder Taschengeld – zuerst bar, als Teenager dann öfter per Überweisung.

Allerdings sei die aktuelle Situation nicht ideal, merkte Starsich an: 41 Prozent der Kinder könnten den Umgang mit Geld nicht lernen. Und 25 Prozent der unter 30-Jährigen bräuchten die Schuldnerberatung – Tendenz steigend.

Gegen Einschränkungen

Für Schroth und Starsich ist Bargeld eine wesentliche Zahlungsmöglichkeit, die nicht eingeschränkt werden sollte. Sie verweisen auf Länder wie Niederlande und Schweden. Dort wird in Geschäften oft kein Bargeld mehr angenommen. Konsumenten ohne Konto seien erheblich eingeschränkt. Die beiden Experten hoffen, dass Konsumenten in Österreich – bis auf Ausnahmen wie Onlineshops – auch künftig zwischen Bargeld und bargeldlosen Transaktionen wählen können.

Weniger Bankomaten

Dazu bedürfe es rechtlicher Anpassungen und auch einer entsprechenden Infrastruktur. Doch zuletzt nahm die Zahl der Bankomaten ab. Nicht nur, weil Filialen geschlossen wurden, sondern auch, weil bei Supermärkten und Tankstellen Bankomaten abgebaut wurden.

Andreas Kollross, kommunalpolitischer Sprecher der SPÖ, forderte laut einer Aussendung „die Regierung auf, ein Konzept gegen das Bankomatsterben vorzulegen und für einen uneingeschränkten Zugang zu Bargeld in ganz Österreich zu sorgen“.

Der freiheitliche Konsumentenschutzsprecher Peter Wurm kritisierte die anderen Parlamentsparteien dafür, sich zwar für den Erhalt des Bargelds auszusprechen, FPÖ-Anträge auf eine Verankerung desselben in der Verfassung aber abzulehnen.