Polizeiboot am Lago Maggiore
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Lago Maggiore

Viele Fragen nach Unfall mit Geheimdienstlern

Bei dem Bootsunglück auf dem norditalienischen Lago Maggiore, bei dem am Sonntag vier Menschen ums Leben gekommen und mehrere verletzt worden sind, gibt es Medienberichten zufolge eine Reihe offener Fragen. Dazu zählen neben den genauen Hintergründen des Unfalls auch die Identität der an Bord befindlichen Personen. Beim Großteil der Passagiere soll es sich um Geheimdienstmitarbeiter bzw. Ex-Agenten aus Italien und Israel handeln – die Überlebenden hatten es offenbar eilig, den Ort des Geschehens schnellstmöglich zu verlassen.

Wie italienische Medien dazu berichten, seien die Israelis am Montag in der Früh außer Landes – konkret mit einer Militärmaschine nach Tel Aviv – gebracht worden. Und auch „die Italiener haben in aller Eile“ die Notaufnahme bzw. die Hotels, in denen sie untergebracht waren, verlassen, wie es dazu am Dienstag etwa beim Onlineportal Milano Today weiter heißt.

Geht es nach dem Nachrichtenportal Huffington Post Italia, seien die Betroffenen in der Nacht auf Montag von den zuständigen Behörden noch vernommen worden. Unmittelbar darauf seien sie aber „schnell verschwunden“.

Den Berichten zufolge waren auf dem offenbar nur für 15 Personen zugelassenen Hausboot zum Zeitpunkt des Unfalls bis zu 25 Menschen – 20 davon „italienische und israelische Agenten“, so „La Repubblica“. Der Zeitung zufolge seien zehn Personen am Montag per Militärflug nach Israel zurückgekehrt.

Rettungseinsatz am Lago Maggiore
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Am Dienstag starteten die Bergungsarbeiten

An Bord Geburtstag gefeiert?

Das auf den Namen „Good…uria“ getaufte Boot sei den Huffington-Post-Angaben zufolge von einer Geburtstagsgesellschaft gebucht worden. Die Rettungskräfte hätten bei der Überprüfung der Dokumente und Ausweise der Überlebenden dann allerdings mit Erstaunen festgestellt, dass es sich nicht um klassische Sonntagstouristen, sondern um teils aktive, teils im Ruhestand befindliche Geheimdienstmitarbeiter handle.

Mysteriöses Bootsunglück

Vier Tote nach einem Ausflug auf einem zum Ausflugsschiff umgebauten Hausboot – das ist die tragische Bilanz nach einem plötzlich aufziehenden Gewitter am Sonntagabend auf dem Lago Maggiore in Italien. Dem Eigner drohen Konsequenzen, weil er Regeln missachtet hat, aber das ist nicht das Einzige, worüber Italien jetzt spricht. Denn: Auf dem Boot befanden sich Geheimagenten aus Italien und Israel.

Neben der Frage, ob Sicherheitsvorschriften missachtet wurden, geht es bei den laufenden Ermittlungen auch weiter um die Frage, wie viele Menschen sich an Bord befanden. Befragt wurde Agenturangaben zufolge auch der Eigner des Schiffes, der beim Unglück seine russische Lebensgefährtin verloren hat. Ein weiteres Opfer ist ein 60-jähriger Israeli, ein pensioniertes Mitglied der israelischen Sicherheitskräfte. Ums Leben kam auch ein für den italienischen Geheimdienst arbeitendes Ehepaar.

Die beiden waren privat an Bord und wollten dort den Geburtstag eines Freundes feiern, wie dazu verlautete. Der für Italiens Geheimdienste zuständige Staatssekretär Alfredo Mantovano kondolierte den Angehörigen der Opfer.

Plötzlicher Wetterumschwung

Aufschluss über den genauen Unfallhergang erhoffen sich die Ermittlungsbehörden von der „Good…uria“, die geschätzte 15 Meter tief auf den Seegrund gesunken ist. Taucher haben am Dienstag mit den Bergungsarbeiten begonnen. Vermutet wird, dass die vier Toten im sinkenden Boot eingeschlossen waren und sich nicht befreien konnten.

Der Unfall ereignete sich am Sonntag kurz nach 19.00 Uhr in der Nähe von Lisanza rund 150 Meter vom Ufer entfernt. „In wenigen Minuten hat sich die Wetterlage plötzlich geändert. Ein heftiges Gewitter mit starkem Wind und gewaltigen Wellen brach los, wir hatten eine Höllenangst. Nach einer hohen Welle sind wir ins Wasser gestürzt“, berichtete ein Überlebender.

Rettungsaktion im Lago Maggiore (Italien)
AP/Vigili del Fuoco
Hinter dem Unfall steht ein plötzlicher Wetterumschwung

Die Passagiere gerieten in Panik, 14 Personen konnten schwimmend das Ufer erreichen. Weitere sieben Menschen wurden von einigen vorbeifahrenden Booten in Sicherheit gebracht. „Es gab die ganze Woche schon Wetterwarnungen“, sagte Giovanni Buzzi, der Bürgermeister von Sesto Calende. Von schweren Wirbelstürmen sei man jedoch nicht ausgegangen, ergänzte er. „Aber derartige Unwetterereignisse werden immer extremer.“

Zweitgrößter See Italiens

Der in den norditalienischen Regionen Piemont und Lombardei sowie in der Schweiz gelegene Lago Maggiore ist mit einer Länge von 65 Kilometern der zweitgrößte See Italiens und ein beliebtes Urlaubsziel. Die gesunkene „Good…uria“ war ein 1982 gebautes und 16 Meter langes Hausboot, das mit allem Komfort für kurze Fahrten auf dem See ausgestattet war. Hausboote werden auf dem Lago Maggiore häufig auch für Partys gemietet.