Kosovo: NATO verstärkt nach Ausschreitungen Schutztruppe

Nach gewaltsamen Protesten im Norden des Kosovo verstärkt die NATO dort die internationale Schutztruppe KFOR. Die Stationierung zusätzlicher NATO-Soldaten im Kosovo sei eine Vorsichtsmaßnahme „um sicherzustellen, dass die KFOR über die Fähigkeiten verfügt, die sie zur Aufrechterhaltung der Sicherheit gemäß unseres UNO-Sicherheitsratsmandats benötigt“, sagte der NATO-Kommandeur Stuart B. Munsch heute am operativen Hauptkommando der Allianz in Italien. Er forderte zudem ein Ende der Gewalt.

Bei Protesten in Zvecan im Norden des Kosovo hatten sich italienische und ungarische KFOR-Soldaten tags zuvor serbischen Demonstrierenden entgegengestellt, welche die Stadtverwaltung stürmen wollten. Die Soldaten wurden mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen angegriffen. Die kosovarische Polizei setzte Tränengas ein. Bei den Zusammenstößen wurden nach Angaben der KFOR 19 ungarische und elf italienische Soldaten verletzt.

Neue Proteste

Nun versammelten sich erneut serbische Demonstrierende vor der Stadtverwaltung in Zvecan. KFOR-Soldaten stellten eine Metallbarriere auf und hinderten Hunderte Serben daran, in das Gebäude einzudringen. Die Lage war ruhig, wie ein Reuters-Reporter beobachten konnte.

Auch in anderen Orten mit mehrheitlich serbischer Bevölkerung, in Leposavic und Zubin Potok, versammelten sich Serben vor den Ämtern. „Wir haben keine Zwischenfälle beobachtet“, teilte Polizeisprecher Veton Elshani laut dem Sender Free Europe mit.

Österreich erhöht Truppenschutz

Das Bundesheer erhöht nun den Truppenschutz im Nordkosovo. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) rief alle Seiten „zur Deeskalation auf“. „Durch die geografische Nähe hat Österreich besonderes Interesse daran, dass sich der gesamte Balkan friedlich und stabil entwickelt“, erklärte sie in einer Stellungnahme.

Österreich habe es sich zum Ziel gesetzt, die Westbalkan-Staaten auf ihrem Weg in die EU zu begleiten und alle negativen Einflüsse nach Möglichkeit zu neutralisieren. „Gerade im Kosovo ist die Erhöhung der sicherheitspolitischen Stabilität absolut wichtig.“

Die EU verurteilte die jüngsten Ausschreitungen. „Gewalttaten gegen Bürger, gegen Medien, gegen Strafverfolgungsbehörden und die KFOR-Truppen sind absolut inakzeptabel“, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell in Brüssel. Sie führten „zu einer sehr gefährlichen Situation“. Beide Parteien müssten unverzüglich alles dafür tun, um zu deeskalieren und wieder für Ruhe zu sorgen.