OMV-Hauptversammlung von Protesten begleitet

Aktivistinnen und Aktivisten haben unter Buh- und „Raus“-Rufen anderer Aktionäre die OMV-Hauptversammlung gestern für mehrere Minuten gestört. Sie kritisierten, dass die OMV im Vorjahr 5,2 Mrd. Euro Gewinn schrieb, während sich viele Menschen das Heizen nicht mehr leisten könnten, und forderten den Ausstieg aus Öl und Gas. Aufsichtsratschef Mark Garrett verwies auf die Redezeit, die jedem Aktionär zusteht. Bei der zweiten Störung wurden die jungen Menschen des Saals verwiesen.

NGO-Kundgebung vor Beginn der OMV-Hauptversammlung am Messegelände in Wien
APA/Roman Payer

Für Garrett war es die letzte Hauptversammlung als OMV-Aufsichtsratspräsident. An seiner Stelle wird der 66-jährige Deutsche Lutz Feldmann in den Aufsichtsrat gewählt und Garret als Aufsichtsratsvorsitzender nachfolgen.

Die anwesenden Aktionäre nahmen die OMV trotz der Milliardengewinne im Vorjahr und der vorgeschlagenen, mehr als verdoppelten Rekorddividende von 5,05 Euro pro Aktie kritisch unter die Lupe. Florian Beckermann vom Interessenverband für Anleger (IVA) sieht zumindest bei der Klimatransformation Fortschritte. Die OMV sei nach dem Abgang der „Ölmänner“ Seele und Pleininger deutlich glaubwürdiger.

Für Seele abgestimmt

Die OMV-Aktionäre stimmten auch darüber ab, ob sie Ex-Vorstandschef Rainer Seele die Entlastung erteilen. Die Stimmen der beiden Kernaktionäre – der Staatsholding ÖBAG und des staatlichen Ölkonzerns von Abu Dhabi (ADNOC) – reichten dafür aus. Gemeinsam halten sie rund 184 Millionen Aktien. Für die Entlastung gab es 185,7 Millionen Ja-Stimmen und 67,6 Millionen Nein-Stimmen. Das heißt, de facto waren außer den beiden Kernaktionären kaum Aktionäre für die Entlastung.

Im Vorjahr war Seele auf der Hauptversammlung das Misstrauen ausgesprochen worden. Nach einer Sonderprüfung, die kein „einklagbares Fehlverhalten“ ergab, empfahl der Aufsichtsrat für heuer aber die Entlastung.

Vorwurf des Verstoßes gegen Compliance-Regeln

Seele wird unter anderem vorgeworfen, mehrfach gegen die Compliance-Regeln des Konzerns verstoßen sowie die OMV zu sehr an Russland gebunden zu haben.

Die OMV stieß 2022 laut ihrem Nachhaltigkeitsbericht 10,9 Mio. Tonnen Kohlendioxid (CO2) und 20.000 Tonnen Methan (CH4) aus und zählt damit neben der voestalpine und der Wien Energie zu Österreichs größten CO2-Emittenten.

Rechnet man die Treibhausgasemissionen dazu, an denen die OMV indirekt beteiligt ist – etwa beim Verbrennen von Diesel und Benzin in Autos sowie Kerosin in Triebwerken –, beliefen sich die Emissionen 2022 auf 132,8 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente.