Rene Benko
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Nicht nur Immobilien

Benko verkauft kika/Leiner ganz

Der Tiroler Investor Rene Benko verkauft die gesamte heimische Möbelkette kika/Leiner – nicht nur die – ohnehin werthaltigeren – Immobilien. Das wurde am Donnerstag von Unternehmensseite bestätigt. Nicht zuletzt die aktuelle Wirtschafslage dürfte Benko kalt erwischt haben. In Deutschland kämpft der Tiroler mit gutem Draht zu Ex-ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz schon länger mit Problemen mit der von ihm aufgekauften Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof.

Nach fünf Jahren trennt sich Benkos Signa-Retail-Gruppe von der kika/Leiner-Gruppe. Das operative Geschäft geht mit sofortiger Wirkung an ein Managementteam um Hermann Wieser. Die Immobilien der Möbelkette werden von der Supernova-Gruppe des deutschen Fachmarktunternehmers Frank Albert übernommen. Der Deal wurde laut einer Aussendung von kika/Leiner Mittwochabend abgeschlossen.

Über die Höhe des Übernahmepreises wurden keine Angaben gemacht. Laut „Presse“ und „Standard“ soll der Verkaufspreis bei rund 400 Millionen liegen, also deutlich unter den zuvor kolportierten 500 Millionen Euro. Verkauft wurden laut Berichten rund 40 Immobilien – Verkaufsstandorte und Lager. Nicht Teil des Deals sei der Leiner-Standort in Bestlage auf der Mariahilfer Straße, der derzeit in ein Luxuskaufhaus und -hotel umgebaut wird.

Für das operative Möbelgeschäft soll erneut – so wie Benko selbst bei der Übernahme 2018 – ein symbolischer Euro geflossen sein. Signa selbst betonte, die Übernahme sei für die Gruppe trotz eines schwierigen Marktumfeldes ein „sehr gutes Investment“ gewesen.

Rene Benko verkauft kika/Leiner

Der Tiroler Investor Rene Benko verkauft die gesamte heimische Möbelkette kika/Leiner, nicht nur die – ohnehin werthaltigeren – Immobilien. Das wurde am Donnerstag von Unternehmensseite bestätigt.

Geschäft „nur“ mit Immobilien

Laut „Presse“ war das Möbelgeschäft selbst verlustbringend für Signa. Sehr wohl einträglich war laut Bericht aber nun das Immobiliengeschäft: Denn das Osteuropa-Geschäft sei nach der Übernahme rasch weiterverkauft und damit praktisch der halbe Kaufpreis für die gesamte kika/Leiner-Gruppe wieder hereingespielt worden sein.

Dazu seien Stück für Stück einzelne, „nicht strategische“ Immobilien der kika/Leiner-Gruppe verkauft worden. Damit sollen nochmals rund 200 Millionen eingenommen worden sein. Damit wäre das Gros der Ausgaben abgedeckt gewesen. Für die verbliebenen – rund 40 – Immobilien erhielt Benko laut Bericht nun ähnlich viel, wie er vor fünf Jahren – für ein deutlich umfangreicheres Paket – bezahlt hatte.

Folgen für Mitarbeiter noch unklar

Völlig offen ist nun, wie es mit dem Möbelriesen selbst weitergeht. Die Fortführung von kika/Leiner soll mit einer „tiefgreifenden Restrukturierung“ starten. Das Managementteam um Wieser, den neuen Besitzer, war unter anderem bereits in der Geschäftsführung von kika/Leiner tätig.

„Die notwendigen Maßnahmen werden bis Ende Juni 2023 festgelegt“, hieß es in einer Aussendung. Das neue Management will in den nächsten Tagen Gespräche mit der bisherigen Führungsetage des Unternehmens, dem Betriebsrat, den Lieferanten und Partnern des Unternehmens führen.

Unklar ist, was das für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet. Bereits nach der Übernahme durch Benko, bei der gerüchteweise auch der damalige Kanzler Kurz eingebunden gewesen sein soll, hatte es einen Personalabbau gegeben.

„Gegen Verwerfungen gekämpft“

„Die Trennung von kika/Leiner war keine leichte Entscheidung“, wurde Signa-Holding-Chef Christoph Stadlhuber in einer Signa-Aussendung zitiert. Das Managementteam um CEO Reinhold Gütebier habe sich mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „unter schwierigsten Markt- und Krisenbedingungen für das Unternehmen eingesetzt und gegen die Verwerfungen des Möbelmarktes gekämpft“.

Sanierungskurs bereits 2018

Um eine Insolvenz von kika/Leiner zu vermeiden, verkaufte der südafrikanische Steinhoff-Konzern die österreichische Möbelkette im Juni 2018 um 430 Millionen Euro an Signa. Im Rahmen des damaligen Sanierungskurses von kika/Leiner wurde die Filialzahl in Österreich reduziert und das Osteuropageschäft sowie einige nicht strategische Immobilien in Österreich verkauft.

Kika und Leiner erhielten von Signa einen „zweistelligen Euro-Millionenbetrag“ für die Modernisierung der Filialen. Das Immobilien-„Filetstück“ von kika/Leiner in der Wiener Mariahilfer Straße kaufte Signa bereits Ende 2017 um 60 Millionen Euro und errichtet dort derzeit das Luxuskaufhaus „Lamarr“. Für das operative Geschäft wurde für die kika/Leiner-Gruppe ein symbolischer Euro gezahlt.

KaDeWe Wien Baustelle
ORF/Georg Hummer
Aus dem ehemaligen Leiner-Gebäude in der Mariahilfer Straße wird ein neues Kaufhaus gemacht

Alter Konkurrent schlägt zu

Benkos Konkurrent bei der Übernahme von kika/Leiner vom Möbelriesen Steinhof war laut „Kronen Zeitung“ Albert selbst. Der 56-jährige Deutsche entwickelte mit der Supernova-Gruppe Fachmärkte und Einkaufszentren und übernahm unter anderem die zerschlagene Baumax-Kette, deren Betreiber nun der Obi-Konzern ist.

Die Übernahme des maroden Leiner-Konzerns war auch Gegenstand in U-Ausschüssen, es soll auch der damalige Generalsekretär im Finanzministerium, Thomas Schmid (ÖVP), involviert gewesen sein. Auch Albert hatte laut „Standard“ mit der ÖVP zu tun. Er soll einerseits Spenden organisiert, andererseits für den ehemaligen Bundeskanzler Kurz selbst gespendet haben. Das erschließe sich aus veröffentlichten Chats.

Rein finanziell ist der Verkauf wohl kein Verlust für Benko. Stimmt die Aufstellung der „Presse“, so erwies sich Benko erneut als erfolgreicher Immobilienhändler. Was es für seinen Ruf als Manager, der auch schwierige Fälle sanieren und auf einen gewinnbringenden Kurs zurückbringen kann, bedeutet, bleibt abzuwarten.

Zweiter Rückschlag neben Problemen in Deutschland

Bereits vor Monaten berichtete das deutsche Nachrichtenmagazin „Spiegel“ über eine mögliche „Schieflage“ des Benko-Imperiums – und bezog sich dabei vor allem auf die Probleme der deutschen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Benko hatte das klar dementiert. Signa hatte zuvor allerdings die Schließung knapp der Hälfte der Filialen angekündigt, nachdem die Kette im Oktober 2022 trotz hoher deutscher Staatshilfen in die Insolvenz geschlittert war. Tausende Angestellte verlieren damit heuer oder nächstes Jahr ihren Job.

Auch die Hälfte des Berliner Luxuseinkaufszentrums KaDeWe hat Signa an den thailändischen Handelskonzern Central verkauft – die Kartellbehörde muss dem Deal aber noch zustimmen.

Der Ukraine-Krieg und davor die CoV-Pandemie dürften sich teils nachteilig auf die Geschäfte Benkos ausgewirkt haben. Dazu kommen vor allem die steigenden Zinsen, die die oft auf Kredit finanzierten Übernahmen nun empfindlich verteuern.