„Onkel Wanja“ als still-schrulliges Festwochen-Highlight

Dass Anton Tschechow einen fixen Platz auch in der Gegenwart mit klassischem Theaterhandwerk hat, beweisen die Wiener Festwochen mit ihrem aktuellen, preisgekrönten Gastspiel der litauischen Version dieses Klassikers, inszeniert vom slowenischen Regisseur Tomi Janezic.

Theaterstück „Onkel Wanja“
ORF.at/Gerald Heidegger

Janezic setzt seine Charaktere im 80er-Design in eine Pressspanplattenbude und lässt sie die Begegnung mit der Rückkehr des erfolglosen Professors Serebrjakow auf das Gut seiner verstorbenen Frau als Theater in der Form des Selbstzitats auflaufen.

Marthaler trifft Kerkeling

Heraus kommt eine Mischung aus Christoph Marthaler und Hape Kerkeling. Die litauische Community Wiens feierte das Gastspiel frenetisch – alle anderen durften raten, was in den Passagen, die keine Obertitel hatten, gesagt wurde. Und siehe da: Tschechow funktionierte auch so.

Ohnedies weiß man, dass der Abschied bei Tschechow kein richtiger ist – und alle weiter im Konjunktiv, abseits jedes Leistungsehrgeizes, vor sich hinvegetieren. „Hätte ich ein ordentliches Leben geführt, ich wäre Schopenhauer geworden, mindestens Dostojewski“, lautet ja eine der Losungen.

Das Phlegma trug an diesem Abend Vokuhila. Das Liebesbekenntnis lautete: „Wenn Sie nicht gegangen wären, wäre ich ohnedies nur dem Wahnsinn verfallen.“ Vieles wurde an diesem Abend auf diesen Klassiker erfunden. Schuld an allem könnte auch ein gewisser Turgenjew gehabt haben.

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