Iranische Fahne über Teheran
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Belgien und Oman halfen

Zwei Österreicher aus Iran befreit

Am Freitag sind zwei Österreicher und ein Däne vom Iran aus der Haft entlassen worden und am Samstag in Belgien gelandet. Die beiden Österreicher waren zuvor jahrelang in Haft. Wiederholte diplomatische Versuche zur Freilassung waren gescheitert. Nun wurden sie im Zuge eines auch kritisierten Austausches mit Teheran freigelassen.

Wie der belgische Regierungschef Alexander De Croo am Freitag bekanntgab, wurden die drei Männer nach erfolgreichen Vermittlungen durch Oman nach Belgien gebracht. Etwa gleichzeitig teilten das Bundeskanzleramt und Außenministerium mit, Kamran Ghaderi und Massud Mossaheb seien nach Jahren der Gefangenschaft auf dem Rückweg nach Österreich. Auf dem belgischen Militärflughafen Melsbroek in der Nähe von Brüssel hießen österreichische und dänische Diplomaten die drei Freigelassenen willkommen.

Bereits in der vergangenen Woche war ein belgischer Entwicklungshelfer aus iranischer Haft freigelassen worden. Die Freilassungen sind Teil eines umstrittenen Austausches mit Teheran: Im Gegenzug wurde ein in Belgien wegen Terrorismus verurteilter iranischer Diplomat freigelassen. Dieser war in Belgien wegen eines vereitelten Anschlags auf iranische Exiloppositionelle verurteilt worden.

Vorwurf der Spionage

Die beiden österreichisch-iranischen Doppelstaatsbürger waren wegen angeblicher Spionage zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt worden. Der Wiener IT-Experte Ghaderi saß deshalb bereits seit 2016 in Teheran in Haft. Mossaheb, Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft, war Anfang 2019 bei einem Besuch in Teheran festgenommen worden.

Die beiden hatten laut Außenministerium 2.709 bzw. 1.586 Tage in iranischer Haft verbracht. Da der Iran die Aufgabe der iranischen Staatsbürgerschaft nicht gestattet, geraten regimekritische Doppelstaatsbürger immer wieder ins Visier der iranischen Behörden.

Außenminister Alexander Schallenberg
APA/Eva Manhart
Außenminister Alexander Schallenberg und Bundeskanzler Karl Nehammer freuten sich über die Freilassung

Nehammer: „Riesengroßer Erfolg“

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sprach von einem „riesengroßen diplomatischen Erfolg“. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) schrieb in einer Aussendung: „Das ist ein sehr bewegender Tag für uns alle.“ Die Freilassung von Ghaderi und Mossaheb war nach Angaben von Kanzler und Außenminister mit Vermittlung Belgiens und Omans erfolgt. Nehammer und Schallenberg dankten Belgiens Regierungschef De Croo, der belgischen Außenministerin Hadja Lahbib sowie dem omanischen Außenminister Sajjid Badr al-Busaidi für ihre Unterstützung.

Amnesty International reagierte ebenfalls erfreut auf die Enthaftung. Die Enthaftungen seien ein Beispiel dafür, „dass gemeinsame Anstrengungen zur Verteidigung der Menschenrechte zu positiven Ergebnissen führen können“.

Ghaderie und Mossaheb seien nach monatelanger Isolationshaft, Folter und einem unfairen Verfahren zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt worden. So wie auch Nehammer, Schallenberg betonte auch Amnesty, dass die Freilassung vor allem für auch für die beiden und ihre Angehörigen eine „große Erleichterung“ sei.

Belgien und Oman halfen bei Vermittlung

In der Vorwoche war bereits der belgische humanitäre Helfer Olivier Vandecasteele freigelassen worden. Im Gegenzug war der in Belgien inhaftierte, früher in Wien stationierte iranische Diplomat Asadollah Assadi ausgetauscht worden.

Dritter Österreicher weiter in Haft

Schallenberg betonte, Österreich werde sich weiter für die Freilassung eines dritten österreichischen Bürgers, dessen Berufungsverfahren im Iran gerade läuft, einsetzen. Der Mann war im Februar wegen angeblicher Spionage zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Politisches und moralisches Dilemma

Der Gefangenenaustausch stößt nicht zuletzt bei Menschenrechtsaktivisten teils auf heftige Kritik. Die deutsche Aktivistin Düzen Tekkal hatte Ende Mai von einem „schmutzigen Deal“ gesprochen. Unter anderem wird befürchtet, dass die Regierung in Teheran künftig westliche Gefangene gezielt als Verhandlungsmasse gegenüber westlichen Staaten nutzen könnte. Derzeit sind im Iran mindestens 16 westliche Staatsbürger inhaftiert, die zumeist auch einen iranischen Pass haben.

Auch Amnesty, das die Befreiung begrüßte, warnte vor einer „Geiseldiplomatie“ des Iran. Die Hilfsorganisation forderte von den österreichischen Behörden zu prüfen, ob die Inhaftierung Ghaderis und Mossahebs den Straftatbestand der Geiselnahme erfülle. Die Verantwortlichen müssten „durch öffentliche Erklärungen als auch durch Ermittlungen und strafrechtliche Verfolgung“ zur Rechenschaft gezogen werden.

In der Realität ist es für Regierungen oft schwierig, eine grundsätzliche Ablehnung von Gefangenenaustäuschen mit nicht demokratischen Regimen durchzuhalten. Selbst Staaten wie die USA und Israel, die solche Austausche grundsätzlich ablehnen, wichen in der Vergangenheit immer wieder von ihrer Grundsatzlinie ab.

Zeitgerechte Antwort

Genau vor drei Tagen war übrigens im Parlament die Antwort Schallenbergs auf eine – nicht die erste – NEOS-Anfrage von Ende März, was das Außenministerium für die Freilassung der österreichischen Inhaftierten im Iran unternehme, eingelangt. Darin wurde auf formelle und informelle Kontakte und Gespräche verwiesen. Und am Ende betonte Schallenberg, er „ersuche daher um Verständnis, dass nicht alle unsere Aktivitäten im Rahmen dieser Anfragebeantwortung im Detail dargelegt werden, um den Erfolg der fortlaufend gesetzten Maßnahmen nicht zu gefährden“.