Als Sinnbild dafür sollte eine Szene dienen – als nämlich Doskozil während seiner Siegesrede den unterlegenen Widersacher Babler auf die Bühne bat. Dort hab es ein Shakehands und eine flüchtige Umarmung, was bei den Delegierten für Jubel und Standing Ovations sorgte. Doskozil dankte dem „lieben Andi“ umgehend dafür, dass er zu diesem „symbolischen Schritt des Aufeinanderzugehens“ bereit gewesen sei. Auch die Parteigranden waren in ihren ersten Reaktionen um Glättung zwischen den Lagern bemüht.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig sagte, dass man sich fortan inhaltlichen Schwerpunkten widmen müsse. Ziel müsse sein, bei der nächsten Nationalratswahl so stark wie möglich zu sein: „Dies schaffen wir nur gemeinsam, indem wir zusammenhalten.“ In der Partei gäbe es offene Diskussionen und verschiedene Auffassungen, so Ludwig gegenüber „Wien heute“ – mehr dazu in wien.ORF.at. „Meine Hoffnung ist, dass es mit dem morgigen Tag eine geschlossene Sozialdemokratie gibt“, so Ludwig.
Ludwig: Einbeziehung Bablers „wird sinnvoll sein“
An den neuen SPÖ-Chef Doskozil gerichtet sagte er unmittelbar nach dessen Kür vor Journalistinnen und Journalisten, man solle nicht zu viele Koalitionsvarianten ausschließen und mit „solchen Ankündigungen vorsichtig sein“. Doch auch für ihn sei klar, dass man mit der FPÖ nicht koalieren werde. Doch solle man generell nicht „Ankündigungen machen, die wir dann nach der Wahl verändern müssen“. Babler miteinzubeziehen werde „sinnvoll sein“, und man sei „wohl gut beraten“, das zu tun.
Reaktionen zum SPÖ-Votum
Der neue SPÖ-Vorsitzende heißt Hans Peter Doskozil. Unterschiedliche Reaktionen zum Ausgang des Votums gab es aus den politischen Reihen.
Kaiser: „Symbolische Einigung“ auf der Bühne
Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser sagte nach dem Abstimmungsergebnis, dass die SPÖ „nur in der Gemeinsamkeit zu Stärke finden“ könne. Dass Doskozil und Babler nach dem Votum gemeinsam auf der Bühne waren, habe er als „Einigung gesehen, die symbolhaft mehr ausdrückt, als es Worte können“, so Kaiser. Generell sei er aber „froh“, dass der Prozess nun vorbei sei. Bei den anstehenden Gesprächen müsse der „Teamcharakter durchkommen“, so Kaiser.
Zudem versicherte Kaiser Doskozil seine Loyalität und sicherte ihm seine volle Unterstützung zu: Es müsse nun „sofort darum gehen, die SPÖ zu einem breiten Powerteam“ aufzustellen. In der Partei selbst ortete Kaiser Geschlossenheit: „Bei allen Diskussionen im Vorfeld war der Parteitag eindeutig von dem Wunsch getragen, gemeinsam und geeint die Zukunft für die Menschen Österreichs zu gestalten“ – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
„Große Verantwortung“
Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures sprach von einer „großen Verantwortung“, die Doskozil nun übernommen habe. „Ich vertraue darauf, dass es so sein wird, dass wir gemeinsam, geeint, als eine starke Sozialdemokratie für die Menschen im Land arbeiten“, so Bures. Insofern sei es ein „gutes Ergebnis“.
Auch der oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende Michael Lindner sowie sein Salzburger Kollege David Egger, die Doskozil bereits im Vorfeld unterstützt hatten, sandten Glückwünsche aus. Tirols SPÖ-Chef und Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer sprach nach der Kür Doskozils von einer „Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft“ – mehr dazu in tirol.ORF.at.
SPÖ-Frauen-Chefin Holzleitner: Doskozil „gefordert“
Eva-Maria Holzleitner, die Bundesvorsitzende der SPÖ-Frauen und wie die überwiegende Mehrheit in ihrer Organisation deklarierte Babler-Fürsprecherin, sieht den neuen Parteivorsitzenden „gefordert“, das Wort „Einigkeit“ kein leeres Wort werden zu lassen: „Viele haben Andreas Babler gewählt, weil ihnen die Inhalte imponiert haben.“
Doskozil müsse nun auch die 46 Prozent überzeugen, die ihn nicht gewählt haben, „oder auch die mitnehmen, die in der Befragung Pamela Rendi-Wagner gewählt haben“. Das werde der zentrale Punkt sein, „da braucht es den Dialog und das Aufeinanderzugehen“. Im Gespräch mit dem ORF Oberösterreich zeigte sich Holzleitner aber davon überzeugt, „dass wir das schaffen“ – mehr dazu in ooe.ORF.at.
Lercher erkennt „Fundament“
Der steirische Nationalratsabgeordnete Max Lercher – ein erklärter Unterstützer Doskozils – sagte, dass es nun ein „Fundament“ gebe, um die Menschen zu erreichen. Die Sozialdemokratie sollte sich hierzulande wieder „mit dem politischen Gegner“ beschäftigen sowie „mit Idealen und Programmen“, die der Lebensrealität der Österreicherinnen und Österreicher entsprechen. In Richtung bisheriger FPÖ-Wähler wolle man signalisieren, dass man aus „Fehlern gelernt“ habe.
Gewerkschafter Wimmer: „Müssen zusammenhelfen“
Auch bei den Gewerkschaften, um deren Gunst sich Babler sehr stark und wohl mit recht gutem Erfolg bemüht hatte, blickt man vor allem Richtung Wahlen, wie Rainer Wimmer, der Vorsitzende der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) sagte: „Es war auch bei uns in der FSG sehr durchmischt. Jetzt geht es aber darum, zusammenzuhelfen und gemeinsam für die nächste Nationalratswahl ein ordentliches Ergebnis zu bekommen.“
Sprickler-Falschlunger mit Kritik und Skepsis
Die Vorarlberger SPÖ-Landesvorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger hätte sich einen anderen Ausgang gewünscht, wie sie im Interview mit „Radio Vorarlberg“ sagte. Trotzdem sei die Wahl zu akzeptieren. Von Doskozil erwartet sie sich einen entsprechenden Erfolg bei der kommenden Nationalratswahl. Schließlich könne man nicht eine Vorsitzende abmontieren und dann eine Wahl verlieren. Die größte Herausforderung für den neuen SPÖ-Chef wird sein, die Jugend wieder mit an Bord zu holen – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.
Und wie Ludwig äußerte sich Sprickler-Falschlunger skeptisch hinsichtlich Doskozils Absage an eine Koalition mit der ÖVP. „Man sollte nicht so viel versprechen, was man dann nicht halten kann“, meinte sie mit Blick auf die unbekannten Mehrheitsverhältnisse nach der nächsten Wahl.
Konkurrenz sieht SPÖ weiter gespalten
In anderen Parteien sah man weiterhin eine Spaltung der SPÖ. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker sagte, der neue Parteichef hinterlasse in der SPÖ einen Scherbenhaufen, im Burgenland einen Schuldenberg. „Das alles heißt nichts Gutes für unser Land und für die Menschen in unserem Land“, so Stocker.
Grünen-Generalsekretärin Olga Voglauer richtete Doskozil in ihrer Glückwunschadresse aus, die SPÖ solle nach Klärung der Führungsfrage wieder zu Sachpolitik zurückkehren und die Blockade jener Gesetzesvorhaben beenden, die eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat brauchen.
„Das Chaos in Rot geht munter weiter“, sagte FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz über die „schwache Mehrheit“ Doskozils. Auf eine Rückkehr der SPÖ zur Sachpolitik hoffte auch NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos, der Doskozil zwar zur Wahl gratulierte, das knappe Ergebnis aber ebenfalls als Beleg für eine Spaltung der Partei sah.