Neue Ausschreitungen in Leipzig

Nach dem Urteil gegen Lina E. wegen linksextremistischer Gewalttaten ist es in Leipzig in der Nacht auf heute erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrierenden gekommen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, über der Stadt kreisten Hubschrauber, im Stadtteil Connewitz brannten Barrikaden.

Demonstranten werfen in Leipzig bengalische Feuer auf Polizisten
IMAGO/Moritz Schlenk

Schon tags zuvor gab es Krawalle. Gegen fünf Männer wurden Haftbefehle erlassen, ihnen wird Landfriedensbruch vorgeworfen. Am späten Nachmittag waren bei einer Demonstration im Leipziger Süden Steine, Flaschen und ein Brandsatz auf Polizisten geworfen worden. Mehrere Beamte wurden verletzt.

Hunderte Demonstrierende eingekesselt

Die Polizei kesselte einen Teil der Demonstranten ein und sprach von „massiven Ausschreitungen“. Rund 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich laut Polizei zu der Demonstration versammelt, davon der Einschätzung nach ein Drittel gewaltbereite. Angemeldet waren 100 Demonstranten. Mehrere Wasserwerfer wurden aufgefahren, kamen aber nicht zum Einsatz.

Polizei steht Demonstranten in Leipzig gegenüber
APA/AFP/Jens Schlueter

Nach Angaben eines Polizeisprechers sollen schätzungsweise 1.000 Menschen eingekesselt worden sein. Am Abend wurde begonnen, die Personalien aufzunehmen. Noch in den frühen Morgenstunden hielt die Polizei die Demonstrierenden fest.

Kritik von Linkspartei

Die Linke übte Kritik am Vorgehen der Polizei. So warf ihr Parlamentsgeschäftsführer im sächsischen Landtag, Marco Böhme, der Polizei via Twitter vor, sie habe die Lage durch das „faktische Verbot“ eskalieren lassen. Zudem kritisierte er, dass die Eingekesselten teils über Stunden festsaßen. Die Polizei erklärte, alle betroffenen Personen würden versorgt. Es gebe auch die Möglichkeit, ein mobiles WC zu nutzen.

In linken Kreisen war bundesweit für die Demonstration am Samstag mobilisiert worden. Anlass war das Urteil gegen Lina E. und drei Mitangeklagte wegen Überfällen auf vermeintliche oder tatsächliche Neonazis, bei denen mehrere Menschen teils schwer verletzt worden waren. Die 28-Jährige war am Mittwoch vom Oberlandesgericht Dresden zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.