Russland: Über 100 Nawalny-Unterstützer festgenommen

Bei Protesten am Geburtstag des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny sind in Russland gestern mehr als 100 seiner Unterstützer und Unterstützerinnen festgenommen worden. Dem Bürgerrechtsportal OWD-Info zufolge wurden 109 Personen in 23 Städten in Gewahrsam genommen.

Polizisten verhaften einen Demonstranten am Geburstag des russischen Oppositionspolitikers Alexei Nawalny
AP

Botschaft an die Öffentlichkeit

Gleichzeitig wandte sich Nawalny mit einer Botschaft an die Öffentlichkeit – er bekräftigte, trotz der harten Haftbedingungen nicht den Mut zu verlieren. „An seinem Geburtstag muss man ehrlich mit sich selbst sein“, schrieb Nawalny, der gestern 47 Jahre alt wurde, in einer in Onlinenetzwerken verbreiteten Botschaft.

„Und ich habe mir diese Frage gestellt: Bin ich wirklich zuversichtlich oder zwinge ich mich dazu? Meine Antwort lautet: Ich bin es wirklich.“ Der prominente Kreml-Kritiker, der in einem Straflager in der Stadt Wladimir 200 Kilometer von Moskau entfernt einsitzt, schilderte, dass er nun bereits 16-mal in eine Strafzelle eingesperrt wurde. Nach Angaben seiner Unterstützer wollen die Behörden den 47-Jährigen auf diese Weise brechen.

„Es ist klar, dass ich lieber nicht in diesem Loch aufwachen würde“

„Es ist klar, dass ich lieber nicht in diesem Loch aufwachen würde, sondern mit meiner Familie frühstücken würde, einen Kuss auf die Wange von meinen Kindern bekommen, meine Geschenke auspacken und sagen würde: Wow, das ist genau das, wovon ich geträumt habe.“

„Aber so ist das Leben nicht“, fuhr Nawalny fort. Es könne keinen sozialen Fortschritt und auch keine bessere Zukunft geben, wenn es nicht Menschen gebe, die bereit sind, einen Preis dafür zu zahlen, dass sie eine Überzeugung haben dürfen. „Der Tag kommt, an dem es in Russland normal und ungefährlich sein wird, die Wahrheit zu sagen und für Gerechtigkeit zu kämpfen“, schrieb Nawalny.

Weiteres Gerichtsverfahren

Nawalny steht ein weiteres Gerichtsverfahren bevor, in dem ihm wegen des Vorwurfs des „Extremismus“ 35 Jahre Haft drohen. Der Gegner von Staatschef Wladimir Putin war 2020 nach einer Vergiftung, für die er den Kreml verantwortlich macht, in der Berliner Charite medizinisch versorgt worden.

Nach seiner Genesung kehrte er im Jänner 2021 nach Russland zurück, wurde sofort verhaftet und später zu neun Jahren Gefängnis wegen „Betrugs“ verurteilt.