Vier Kinder tot: Mutter nach 20 Jahren begnadigt

In Australien ist eine wegen mehrfachen Mordes verurteilte Frau nach 20 Jahren Haft begnadigt worden, weil erhebliche Zweifel an ihrer Schuld bestehen. Die heute 55-jährige Kathleen Folbigg war 2003 für schuldig befunden worden, ihre vier Kinder getötet zu haben. Sie wurde zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt und wäre frühestens 2028 freigekommen. Sie beteuerte stets ihre Unschuld.

Die Kinder waren alle über einen Zeitraum von zehn Jahren (1989–1999) im Alter zwischen 19 Tagen und 19 Monaten plötzlich gestorben. Der Fall hatte für viel Aufsehen gesorgt. Die Mutter wurde als „schlimmste Serienkillerin Australiens“ betitelt.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse hätten nun aber ergeben, dass die zwei Buben und zwei Mädchen möglicherweise eines natürlichen Todes gestorben seien, wie die Verurteilte behauptet hatte, sagte der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates New South Wales, Michael Daley, heute (Ortszeit).

Petition forderte Neuaufnahme

Eine neue Untersuchung war eingeleitet worden, nachdem festgestellt worden war, dass die Frau ihren beiden Töchtern eine seltene genetische Mutation vererbt hatte. Diese kann zu Herzrhythmusstörungen und zum plötzlichen Tod führen. Fast 100 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie Ärzte und Ärztinnen hatten sich daraufhin mit einer Petition dafür eingesetzt, den Fall neu aufzurollen.

Bei dem ursprünglichen Prozess handelte es sich um ein reines Indizienverfahren, bei dem sich die befragten Experten nicht einig waren. Die Anklage hielt es damals für unwahrscheinlich, dass gleich vier Kinder eines natürlichen Todes sterben. Tagebucheinträge der Mutter, die als Schuldeingeständnis gewertet wurden, seien wahrscheinlich der Trauer und Verzweiflung der Frau geschuldet gewesen, hieß es nun.