Mit 317 Stimmen bzw. 52,66 Prozent gewann Babler die Wahl. Doskozil erhielt 280 Stimmen, das entspricht 46,51 Prozent. Laut Grubesa wurden nicht die Stimmen falsch ausgezählt, sondern die Ergebnisse vertauscht. Es handle sich daher um einen technischen Fehler.
Der Fehler sei bei der Übertragung in eine Excel-Tabelle passiert. Die Listen aus den Wahlurnen seien zusammengeführt und in das System eingespeist worden. Der Fehler sei dabei geschehen: „Das Ergebnis wurde umgedreht“, so Grubesa. Dass es überhaupt zur Neuauszählung Montagnachmittag kam, hängt damit zusammen, dass beim offiziell verkündeten Ergebnis eine Stimme fehlte. Diese wurde gefunden und war ungültig. Gleichzeitig wurde entdeckt, dass die Stimmen falsch zugeordnet worden waren.

Grubesa geht laut eigenen Angaben nicht davon aus, dass der Parteitag wiederholt werden muss: „Aus meiner Sicht ist der ganze Prozess belegbar.“ Das sei letztlich aber Sache der Gremien. Die Vorsitzende der Wahlkommission entschuldigte sich, die Wahlkommission habe es verabsäumt, persönlich eine Kontrolle vorzunehmen – auch Grubesa selbst. Allen voran richtete sie ihre Entschuldigung an Doskozil.
Doskozil will Ergebnis akzeptieren: „Kein einfacher Tag“
Der burgenländische Landeshauptmann will das Ergebnis akzeptieren. Das sagte er am Nachmittag in Eisenstadt bei einer Pressekonferenz. Im Laufe des Vormittags habe er davon Kenntnis erlangt, dass es Gerüchte über Unregelmäßigkeiten beim Parteitag gab. „Es ist nun das Ergebnis, das am Tisch liegt, es ist das Ergebnis des Parteitags, und das ist zu akzeptieren“, so Doskozil weiter. Über das Debakel sagte er: „Bis zu einem gewissen Grad ist das ein Tiefpunkt der österreichischen Sozialdemokratie.“

Der Landeshauptmann legte sich auch gleich für die Zukunft fest: Die Bundespolitik ist für ihn Geschichte. Babler werde die Partei mit einem Team führen, nicht mit Doskozil, so der Landeshauptmann weiter. Gleichzeitig gratulierte er seinem Kontrahenten. Es gehe nun auch nicht darum, auf einzelne Personen mit dem Finger zu zeigen. Das sei jetzt nicht angebracht. „Wir sind in einer schwierigen Stunde. Wir müssen uns zusammenreißen, das Wahlergebnis akzeptieren. Wir müssen die Sozialdemokratie wieder aufrichten.“

An SPÖ-Funktionäre und -Funktionärinnen richtete der Landeshauptmann auch einen Appell. Man dürfe nun nicht den Kopf in den Sand stecken. Die Mitglieder müssten für eine „geeinte Sozialdemokratie“ einstehen. „Es wird genug Häme geben, es wird genug Spott geben. Das müssen wir uns in dieser Situation gefallen lassen. Mein Gott, das ist so.“
Gratulation von Parteikollegen
Parteikolleginnen und -kollegen gratulierten Babler bereits auf Twitter. Allen voran der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). „Ich gratuliere Andi Babler. Er ist ein engagierter, dynamischer Sozialdemokrat“, so Ludwig – mehr dazu in wien.ORF.at.
Andere zeigten sich überrascht bis fassungslos. „Ich gratuliere Andreas Babler herzlich“, twitterte Altkanzler Christian Kern (SPÖ). Jedoch bestätige das alles, „dass man es in der Politik nicht so dumm denken kann, wie es hinterher kommt“.
Niederösterreichs SPÖ-Chef Sven Hergovich appellierte an eine „geeinte SPÖ“ und gratulierte Babler ebenfalls herzlich. Anders Vorarlbergs SPÖ-Vorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger zum ORF in Vorarlberg. „Ich schäme mich“, so Sprickler-Falschlunger. „Ich bin entsetzt, ich möchte mich bei allen Menschen in Österreich für diese Dilettanz, mit der offenbar ausgezählt wurde, entschuldigen.“ „Es ist mir schleierhaft, wie das passieren konnte“, so die Vorarlberger SPÖ-Chefin weiter – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.
Häme von ÖVP und NEOS
Häme kam von der ÖVP. Die SPÖ versinke im Chaos. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker will mit einer Bewertung aber noch abwarten, „ob dieses Ergebnis endgültig ist“. „Womöglich kommt es zu weiteren Auszählungen oder Wahlwiederholungen oder Untersuchungen zu möglichen Manipulationen“, so Stocker. Trotzdem teilte er kräftig aus: „Wenn die SPÖ nicht einmal in der Lage ist, eine ordnungsgemäße und korrekte Wahl auf einem Parteitag abzuhalten, dann ist sie mit Sicherheit nicht in der Lage, ein Land zu führen.“
Ähnlich reagierte NEOS. „Wer keine Wahlen organisieren kann, wird auch keine gewinnen“, so NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos via Twitter. Grünen-Generalsekretärin Olga Voglauer schickte kurzerhand eine Korrektur der OTS von Samstag aus, in welcher der Name Doskozil durch Babler ersetzt wurde.
Babler ist doch SPÖ-Vorsitzender
Der restliche Text blieb inklusive Gratulation zum Parteivorsitz und Aufruf an die Sozialdemokratie, wieder zur Sachpolitik zurückzukehren, gleich. Die SPÖ müsse die Blockade von Zweidrittelmaterien im Nationalrat beenden und „an den Verhandlungstisch zurückkehren“, so Voglauer. Für NEOS hat sich die SPÖ mit der Auszählungspanne „völlig disqualifiziert“. Die Österreicher und Österreicherinnen hätten „Besseres verdient“, findet Hoyos.
TV-Hinweis
Zu den aktuellen Entwicklungen in der SPÖ zeigt ORF2 am Montag um 20.15 Uhr in ORF2 eine „ZIB Spezial“ mit „Rundem Tisch“. Die ZIB2 um 22.00 Uhr in ORF2 wird verlängert. „ORF III Aktuell“ berichtet weiterhin live, um 21.05 Uhr analysieren u. a. Journalistin Anneliese Rohrer und Politologe Peter Filzmaier in „Politik Live“ die Situation.
Babler 13. SPÖ-Parteichef
Der Traiskirchner Bürgermeister Babler ist durch diese Korrektur der 13. Parteichef der SPÖ. Vor Babler gab es bisher elf männliche und mit Pamela Rendi-Wagner eine weibliche Vorsitzende. Rendi-Wagner trat beim Sonderparteitag am Sonntag, dem 3. Juni, nicht mehr an, nachdem sie in der Mitgliederbefragung um Obfrauschaft und Spitzenkandidatur nur auf Platz drei hinter Doskozil und Bürgermeister und Bundesrat Babler gelandet war.
Am längsten im Amt in der Geschichte der österreichischen Sozialisten bzw. Sozialdemokraten war Bruno Kreisky mit mehr als 16 Jahren. Dahinter folgt Adolf Schärf, der nach dem Zweiten Weltkrieg zwölf Jahre an der Spitze stand. Kürzestdienender SPÖ-Vorsitzender ist Christian Kern mit seinen gut zwei Jahren im Amt. Unter einer vierjährigen Periode blieb sonst nur noch Viktor Klima.