Streit wegen zweisprachiger Verkehrsschilder in Neuseeland

In Neuseeland ist ein Streit über Straßenschilder zu einem Wahlkampfthema geworden. Vergangene Woche hatte die zuständige Verkehrsbehörde vorgeschlagen, in Zukunft die Verkehrsschilder zweisprachig zu gestalten. Die Verkehrsschilder im Land sollten auf Englisch und in Te Reo Maori, der polynesischen Sprache des indigenen Volks der Maori, beschriftet werden. Dieses Vorhaben löste eine heftige Debatte zwischen den Parteien vor den Wahlen im Oktober aus, berichtete der „Guardian“.

Die Pläne für die zweisprachigen Verkehrsschilder gerieten zunächst unter den Beschuss der konservativen National Party. Partei-Sprecher Simeon Brown meinte, die Schilder seien verwirrend: „Wir sprechen alle Englisch, und darum sollten die Schilder auf Englisch sein.“

Straßenschilder in Neuseeland
IMAGO/Danemo

Minister und Behörde verteidigen Vorstoß

David Seymour, der Vorsitzende der rechtsliberalen ACT-Partei und möglicher künftiger Koalitionspartner der National Party, unterstützte Brown bei seiner Kritik: „Der Sinn von Straßenschildern besteht darin, Informationen in einer Sprache zu vermitteln, die die Fahrer verstehen, und nicht darin, Tugenden zu signalisieren oder sozial zu manipulieren.“

Die Justizministerin der sozialdemokratischen Labour Party, Kiritapu Allan, verteidigte den Vorschlag: „Es scheint, als ob sie denken, Neuseeländer seien nicht intelligent genug. Der Rest der Welt hat sich die Zwei- und Mehrsprachigkeit zu eigen gemacht, und das spiegelt sich auch in deren Straßenschildern wider. Das ist eine echte Beleidigung für die neuseeländische Intelligenz“, so Allan zu der Nachrichtenwebsite Stuff.

Die Verkehrsbehörde Waka Kotahi in Neuseeland begründete ihren Vorstoß damit, dass das eine Gelegenheit sei, die Sprache der Maori in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. Es helfe zudem, die Sprache zu erlernen, und würde deren Aussterben verhindern. Immerhin sei die Sprache auch Teil des täglichen Lebens in Neuseeland.

„Ignorant und rassistisch“

Debbie Ngarewa Packer, Co-Vorsitzende der Maori-Partei, sagte gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender Neuseelands RNZ, dass die Kritik an den Plänen „ignorant und rassistisch“ sei: „Zwanzig Prozent unserer Bevölkerung in Neuseeland sind Maori. Wenn wir sehen, dass eine große Partei im Grunde versucht, diese 20 Prozent zu ignorieren, können wir auch erwarten, dass sie das auch mit anderen Gruppen und Sprachen tut“, so Packer.

Christopher Luxon, Parteivorsitzender der National Party, schwächte in der Folge seine Position leicht ab und meinte, die Partei sei nicht gegen die Zweisprachigkeit. Er glaube aber, dass sie nicht eine Priorität für den Verkehr sein sollte.

In Neuseeland sind nur noch rund 23 Prozent der Maori in der Lage, die Sprache im täglichen Leben anzuwenden. Während der Kolonialisierung wurde aktiv versucht, die Sprache der Ureinwohner Neuseelands durch eine brutale Sprachpolitik möglichst zu verdrängen: So wurden in Schulen Kinder geschlagen, wenn sie die Sprache verwendeten.