Rammstein: Erstes Konzert nach Vorwürfen gegen Lindemann

Vor einem vollen Münchner Olympiastadion hat die Rockband Rammstein gestern Abend das erste Deutschlandkonzert ihrer aktuellen Europatournee gespielt. Auf die zuletzt von Frauen erhobenen Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann ging die Band bei ihrem Auftritt vor Zehntausenden nicht ein. Sänger Lindemann gab sich zwischen den Songs wie gewohnt wortkarg. Das Publikum verabschiedete er mit den Worten: „München, danke, dass ihr hier seid. Danke, dass ihr bei uns seid.“

Anders als bei anderen Konzerten verzichtete die Band auf das Lied „Pussy“, zu dem Lindemann sonst das Publikum seit Jahren mit einer riesigen, penisförmigen Schaumkanone bespritzte.

Die Vorwürfe gegen den Rammstein-Frontmann

Mehrere Frauen haben in den vergangenen Tagen – teilweise anonym – den Vorwurf des sexuellen Übergriffs gegen Rammstein-Frontmann Lindemann erhoben. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur After-Show-Party kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Teils wurde über die Verwendung von K.-o.-Tropfen und anderen Substanzen spekuliert.

Für das Münchner Konzert gab es aufgrund der Vorwürfe bereits Konsequenzen. Eine Fanreihe im Sicherheitsbereich unmittelbar vor der Bühne, die „Reihe null“, wurde verboten.

Band lässt selbst untersuchen

Das Konzept für die After-Show-Partys sei ebenfalls geändert, hieß es im Umfeld der Berliner Band. Zudem gibt es eigene Untersuchungen der Band. Dazu sollen schon Zeugenaussagen vorliegen. Eine Anwaltskanzlei befragt Mitarbeiter der Crew, das Sicherheitsteam, die Band. Auch möglicherweise betroffene Frauen sollen befragt werden.

Aufgrund der Vorwürfe hatten vor dem Konzert rund 60 Menschen gegen den Auftritt der Band protestiert und Ankommende zum Boykott aufgefordert. Die Polizei musste einzelne aggressiv auftretende Fans von den Protestierenden fernhalten. Nach Angaben eines Sprechers der Polizei verlief die Versammlung ohne größere Zwischenfälle.

Berlin verbietet After-Show-Partys

Rammstein ist derzeit auf Europatournee. Nach drei weiteren Konzerten in München in dieser Woche spielt die Band im Juli drei weitere Deutschland-Konzerte in Berlin. Berlin hat gestern bei den Konzerten der Band in der deutschen Hauptstadt After-Show-Partys überhaupt verboten. „In Berlin wird es in den Liegenschaften, die ich verantworte, keine After-Show-Partys der Band Rammstein geben“, teilte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) gestern mit. Es gelte, die Ermittlungen abzuwarten, „aber die Vorwürfe wiegen so schwer, dass Schutz und Sicherheit der Frauen hier absoluten Vorrang haben“.

Die Berliner Auftritte sind vor den beiden Wiener Events angesetzt, die am 26. und 27. Juli im Happel-Stadion stattfinden sollen.

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