Terrorkommandant studierte in der Türkei

Ein Kommandant der syrischen Dschihadisten-Miliz Ahrar al-Sharqiya, die für die Ermordung der kurdischen Politikerin Hevrin Khalaf im Jahr 2019 verantwortlich gemacht wird, hat laut der türkischen Presseagentur Bianet kürzlich in der Türkei ein Studium für Politikwissenschaft und internationale Beziehungen abgeschlossen. Abu Hatem Shaqra, der sich auf der Sanktionsliste der USA befindet, schrieb sich demnach unter falschem Namen an der Uni ein.

Unklar ist noch, ob es sich um ein Versagen des türkischen Geheimdienstes handelt oder ob türkische Behörden das Studium Shaqras billigten. Der Fall flog auf, weil ein Verwandter Shaqras ein Foto von diesem von der Abschlussfeier auf Facebook postete. Auf dem Gewand, das Shaqra trug, stand auf arabisch sein Name Ahmad (Ihsan Fayyad) al-Hayes.

Shaqra, der von der UNO für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht wird, war zuletzt im Jahr 2020 bei einem Treffen der von der Türkei unterstützten Nationalen Koalition der syrischen Opposition und revolutionären Kräfte (SMDG) öffentlich in Erscheinung getreten. Auf der SMDG-Website wurde ein Foto der Teilnehmer veröffentlicht, auf dem auch Shaqra zu erkennen ist. Die Miliz Ahrar al-Sharqiya wird von der Türkei unterstützt.

Kämpfer der Rebellengruppe „Ahrar al-Sharqiya“ im Jahr 2017
Reuters/Khalil Ashawi

Auf der Sanktionsliste des US-Finanzministeriums

Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte stufte die Morde als Kriegsverbrechen ein. Ahrar al-Sharqiya hat im Nordosten Syriens zahlreiche Zivilisten getötet, darunter auch medizinisches Personal. Im Jahr 2021 setzte die Kontrollbehörde des US-Finanzministeriums, Office of Foreign Assets Control (OFAC), die Organisation wegen ihrer Verbrechen auf die US-Sanktionsliste. Eine der sanktionierten Personen war Abu Hatem Shaqra.

Die Gruppe soll ein Foltergefängnis außerhalb von Aleppo betrieben haben, in dem seit 2018 Hunderte von Menschen hingerichtet worden sein sollen. Die Organisation nahm prominente Geschäftsleute und Oppositionelle in den Regionen Idlib und Aleppo ins Visier und forderte Lösegeld von deren Angehörigen. Der Gruppe wird zudem vorgeworfen, ehemalige IS-Mitglieder aufgenommen zu haben.

Eine Demonstrantin mit einem Bild von Hevrin Khalaf
APA/AFP/Peter Kohalmi

Hevrin Khalaf, kurdische Gründerin der Syrischen Zukunftspartei (FSP), wurde 2019 auf einer Autobahn in Nordsyrien von einem Kommando der Terrormiliz überfallen und in der Folge hingerichtet. Bei dem Überfall wurden neben ihr noch weitere sieben Zivilisten ermordet. Laut der französischen Zeitung „Le Monde“ starb Khalaf an den Folgen schwerer Misshandlungen.