Erneut Massenproteste in Israel

Zehntausende Israelis haben gestern Abend landesweit gegen die Politik der rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu demonstriert. In mehreren Städten zogen sie mit blau-weißen Nationalflaggen und Plakaten durch die Straßen. Der Fokus der Proteste lag in dieser Woche unter anderem auf dem Anstieg der Gewalt im arabischen Sektor und einer entscheidenden Abstimmung im Parlament in der kommenden Woche.

Demo in Tel Aviv
APA/AFP/Jack Guez

Seit Jahresbeginn sind in Israel laut Medienberichten 100 Menschen der arabischen Bevölkerung getötet worden – fast dreimal so viele wie im gleichen Zeitraum 2022. Der Polizei unter Minister Itamar Ben-Gvir wird vorgeworfen, sie gehe nicht genug gegen die Gewaltwelle vor.

Demonstrationen seit Jahresbeginn

Seit Jahresbeginn kommt es in Israel regelmäßig zu Demonstrationen gegen die Regierung. Netanjahus Koalition will mit einer Justizreform das oberste Gericht gezielt schwächen. Sie wirft ihm übertriebene Einmischung in politische Entscheidungen vor.

Kritikerinnen und Kritiker sehen die Gewaltenteilung in Gefahr und warnen vor einer Staatskrise. Netanjahu hatte die Pläne nach starkem Druck im März ausgesetzt. Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition blieben bisher ohne Einigung.

Heikle Abstimmung im Parlament

Ein zentraler Teil des umfassenden Gesetzesvorhabens ist eine Änderung des Richterwahlausschusses. Am Mittwoch stimmt das Parlament über zwei Vertreter des neunköpfigen Gremiums ab. Traditionell kommt einer der beiden aus der Opposition. Mehrere Abgeordnete der Regierung forderten jedoch, beide Sitze an die Koalition zu vergeben.